Das Abenteuer Neuseeland geht weiter. In unserer zweiten Etappe kommen wir den unechten Glühwürmchen auf die Spur, fühlen uns winzig auf einem Segelschiff im Milford Sound, stoßen auf die glücklichsten Tiere unseres Planeten und auf die frechste Vogelart der Insel. 

Zwischenstopp Te Anau

Von der jugendlichen Extremsporthauptstadt Queenstown treten wir unsere erste große Fahrt mit Frodo an. Zunächst gehts nach Te Anau am gleichnamigen See. Da bekommen wir das letzte Zimmer im Holiday Kiwi Park, einem Campingplatz, den nur eine schmale Straße vom Lake Te Anau trennt. Kaum in Te Anau angekommen, müssen wir uns beeilen, um rechtzeitig unsere Bootstour zu den Glühwürmchen-Höhlen zu erreichen. Es dämmert schon und nieselt ein bisschen als wir den Bootssteg betreten. Eine etwas triste Stimmung hängt in der Luft. Die Fahrt über den See dauert ca. 45 Minuten. Die Tour kostet 39 Euro pro Person und wir haben sie im Paket mit unserer Bootstour hinaus auf die Fjordlandschaft des Milford Sound gebucht.

Alternative Glühwürmchen

Die Te-Anau-Glühwürmchen-Höhlen sind aus Kalkstein und im geologischen Sinne noch recht jung: 12.000 Jahre. Im Vergleich zum Höhlensystem der Aurora Caves, dem sie angehören, stecken sie gerade erst in den Kinderschuhen. Das 6,7-km-lange Höhlensystem ist vor 30-35 Mio. Jahren entstanden. Mir persönlich ist ja immer völlig rätselhaft, wie Forscher sowas ermitteln können. Ich kann mir 35 Mio. Jahre nicht mal im Entferntesten vorstellen.

Im Informationszentrum zur Glühwürmchenhöhle machen wir eine erschreckende Entdeckung. Die Glühwürmchen sind gar keine Würmchen, sondern mehr so schleimige, glibberige Langhorn-Mückenlarven, die an der Höhlendecke kleben und ihre Klebefäden auf der Jagd nach Beute herunterbaumeln lassen. Sowohl die Larven als auch die Imagines (Jugendstadium) sind biolumineszent, d.h. sie leuchten im Dunkeln. Hungrige Larven leuchten heller als solche, die gerade gefressen haben. Die Insekten leben in Kolonien.

Arachnocampa luminosa larvae

Fangfäden der Larven von Arachnocampa luminosa (Foto: Mnolf, Wikipedia)

Trotzdem fühle ich mich betrogen: Glühwürmchen klingt niedlich und friedlich. Was wir bekommen sind raubtierthafte Killer-Schleimmücken. Naja, wie würde Donald Trumps Pressesprecherin sagen? Das sind alternative Glühwürmchen.

Im Inneren der Höhle

In der Höhle selbst ist Fotografieren verboten. Wir gehen erst einige hundert Meter ins Höhleninnere, bevor wir mit zwölf Personen sardinenartig in ein kleines Boot gepfercht werden. Dann geht das Licht aus. Komplette, angespannte Finsternis umschließt uns. Unser Höhlenführer zieht das Boot an einem Seil vorwärts, während wir uns darauf konzentrieren, nicht von eben diesem Seil stranguliert zu werden. Für Leute mit Platzangst oder Angst vor der Dunkelheit wäre dieser Ausflug sicher nichts. Nach fünf Minuten erreichen wir eine Sackgasse. Unsere Augen haben sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt.

Als wir an die Decken schauen, erleben wir einen kleinen magischen Moment. Überall glitzert es, als wäre ein alternativer Sternenhimmel über uns erleuchtet worden. Hunderte, nein Tausende winziger Mücken haben die Höhlendecke heute Abend mit ihren Glitzerfäden für uns dekoriert. Andächtiges Schweigen ist zu vernehmen, nur unterbrochen von gelegentlichen Ahs und Ohs. Dann wird die Magie jäh unterbrochen: unsere Zeit ist um. Die nächste Gruppe wartet. Für uns gehts zurück zum Aufwärmen mit heißer Schokolade und Tee im Besucherzentrum, wo der Abend mit einem Vortrag über weitere unromantische Fakten der kleinen Raubtiere endet. Aber das wahre Highlight unseres Abstechers in den Süd-Westen Neuseelands kommt erst noch!

Der frühe Reisende kriegt das Schiff

Am nächsten Morgen klingelt um 5:30 Uhr der Wecker. Notiz an alle die, die denken, Reisen sei was furchtbar Gemütliches. Ihr täuscht euch! Es ist oft früh aufstehen, lange fahren oder gehen. Die guten Sachen müssen wir uns immer erarbeiten. Wir quälen uns also aus den Betten, machen uns fertig, packen schnell unser Zeug zusammen, schmeißen den Zimmerschlüssel ein und schwingen uns in den kalten Frodo. Draußen ist es noch dunkel, und das Thermometer zeigt 9°C an. Ich hab sämtliche Schichten an Kleidung angezogen, die ich finden konnte, sogar meine dünnen Handschuhe. Zwiebelprinzip, heißt das Zauberwort. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass Frodo keine Sitzheizung hat?!

Bevor unser Schiff, der zweimastige Segler Milford Wanderer um 9 Uhr ablegt, müssen wir mit Frodo noch 120 km durch die neuseeländischen Alpen zurücklegen. Das Problem: die Landschaft ist so umwerfend schön, dass wir alle 300 m anhalten und Fotos machen möchten. Auf dem Rückweg, vertrösten wir uns. 

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Als wir am einspurigen Homertunnel ankommen, hat sich auf unserer Fahrbahnseite schon eine Schlange gebildet. Wenn wir Pech haben, müssen wir jetzt 15 Minuten warten. Wir steigen aus und bestaunen die schneebedeckten Gipfel um uns herum. Neuseelands Lanschaft steckt wirklich voller Überraschungen.

Fünf Minuten später springt die Tunnelampel auf grün. Wir erreichen den Parkplatz vorm Bootsableger rechtzeitig, sodass ich mir im Besucherzentrum noch einen Kaffee holen kann, was mich wie immer sehr glücklich macht :)

Wundern auf der Milford Wanderer

Um 8:45 Uhr besteigen wir die Milford Wanderer. Die vierstündige Tour kostet jeden von uns 55 Euro. Die Massen aus Queenstown, die nur eine Tagestour hierher machen, kommen nach fünfstündiger Fahrt nicht vor 10 Uhr an. Das heißt, wir müssen uns die Fjordlandschaft mit relativ wenigen anderen teilen.

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Pünktlich um 9 Uhr legt das Schiff ab. Das Panorama, das uns dann erwartet, lässt sich kaum beschreiben und kann tatsächlich nur vom Wasser aus richtig begriffen werden. Die Berge um uns herum sind so groß, dass sie nicht aufs Foto passen. Die majestätische Landschaft macht uns einmal mehr klar, wie winzig und unbedeutend der Mensch ist. Die meisten Felswände sind mit dichtem Grün bewachsen und ca. 1200 m hoch. Der Bischofshut ist mit 1692 m die höchste.

Von den manchmal mit Schnee bedeckten Gipfeln stürzen Wasserfälle unterschiedlichster Größe ohrenbetäubend in die Tiefe. Mal gewaltig laut, mal klein wie Rinnsale. Nach Regenfällen sind es besonders viele.

Der Himmel ist bedeckt, und es ist bitterkalt als wir die 15-km-lange Fahrt antreten. Ich muss mich mit diversen heißen Schokoladen aufwärmen. Aber die sind glücklicherweise im Preis inbegriffen.

Die glücklichsten Tiere des Planeten: Seelöwen

Auf den 15 km bis zur Tasmansee passieren wir eine Seelöwen-Kolonie. Die Tiere aalen sich zufrieden neben den „Fairy Falls“ auf den vom Wasser geschliffenen Felsen und lassen sich von unserem Bötchen keineswegs aus der Ruhe bringen. Robben und Seelöwen sind unter und über Wasser die zufriedensten, glücklichsten Tiere, die uns je begegnet sind.

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Die Seelöwen lassen sich nicht stören und machen einen sehr zufriedenen Eindruck. Ob sie die glücklichsten Tiere der Welt sind?

Das konnten wir auch schon auf den Galapagos Inseln sehen. Manchmal kann man hier in den Fjorden Neuseelands auch Delfine und Pinguine sehen.

Der Milford Sound: UNESCO Weltnaturerbe

Der Milford Sound gehört zur Landschaft des Fiordland-Nationalparks und ist von der UNESCO als Weltnaturerbe ausgezeichnet. Die überwältigende, gerade zu übermächtige Landschaft ist bei der Gletscherschmelze entstanden. Nachdem wir die Tasmansee erreicht haben, machen wir kehrt und fahren einen der Wasserfälle besonders dicht an.

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An der Grenze zur Tasmansee, dem offenen Meer, macht die Milford Wanderer kehrt.

Auf dem Rückweg halten wir an einer ganz besonderen Stelle. Einzigartig auf der Welt, erzählt der Kapitän der Milford Wanderer stolz. Vor uns erstreckt sich ein grün mit Urwald bewachsenes Tal, direkt dahinter ein mit Eis überzogener Gletscher. Das könne man nirgendwo sonst auf der Welt in ein Foto bannen: Urwald und Gletscher. Begeistert zücken alle ihre Kameras und Handys. Klickklickklickklick. Leider ist der Gletscher an diesem Tag etwas wolkenverhangen. Aber wenn wir ganz doll ranzoomen, können wir das Eis hinter den Wolken erspähen. Was wir in diesem Moment noch nicht wissen: nur wenige Tage später werden wir selbst mit einem Helikopter auf so einen Gletscher fliegen!

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Unsere vierstündige Bootstour vergeht wie im Fluge und bevor wir uns versehen, haben wir schon wieder festen Boden unter den Füßen. Der Bootsanleger ist mittlerweile übervoll mit Menschen, wie der Parkplatz mit Bussen. Zeit weiterzuziehen.

Beim nächsten Mal …

… würden wir uns hier mehr Zeit nehmen und den Milford Track, einen der sogenannten neuseeländischen „Great Walks“ wandern, um die Landschaft ganz in Ruhe begreifen und in uns aufnehmen zu können. Also, Tipp für alle, die gerade ihre Neuseelandreise planen: macht mindestens einen der Great Walks! Allerdings gilt hier: früh anmelden. Pro Tag dürfen nur 40 Personen auf diesem 54-km-langen, ca. vier-Tage-dauernden Track starten, der oft auf ein Jahr im Voraus ausgebucht ist! Wie das aussehen kann, beschreiben Nadja und Michael von Beautiful Planet.

Mirror Lakes

Auf dem Rückweg nach Queenstown können wir uns Zeit lassen. Wie genießen die Landschaft des Te Wahipounamu, wieder ein UNESCO Weltnaturerbe. 1. Stopp: Mirror Lakes – die Spiegelseen – im Eglinton Valley. Bei gutem Wetter und Windstille spiegeln sich die Berge im kristallklaren Wasser der Fjordlandschaft.

Die Mirror Lakes gehörten einmal zu einem riesigen Flusssystem. Irgendwann hat sich das Wasser einen anderen Weg gesucht, und so blieben die Seen still und verlassen zurück. Wir haben selten so klares Wasser gesehen, nur vielleicht in den Cenoten von Mexiko. Fast gespenstisch sehen die Zweige und kleinen Bäume aus, die einst ins Wasser gestürzt sind. Kleine Fische huschen hin und her.

Don’t Feed the Kea

Auf einem Parkplatz machen wir Mittagspause. Mit vielen anderen zusammen. Das scheint sich auch bei einer ganz besonders kecken, neuseeländischen Vogelspezies herumgesprochen zu haben: dem Kea.

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Dieser Kea ist sehr an Menschen gewöhnt und zeigt keinerlei Scheu.

Erwartungsvoll spioniert er die ahnungslosen Essenden aus. Wo ließe sich vielleicht was stibitzen? Welcher naive Tourist könnte mir sogar freiwillig einen Happen abgeben? Ein paar belehrungsresistente gibt’s ja immer. Und auch das eigens aufgestellte Schild „Don’t feed the Kea“ können offenbar nicht alle übersetzen. Wir essen unseren geschmacksneutralen Nudelsalat vom Vorabend sicherheitshalber im Auto und nehmen das Spektakel mit dem waghalsigen Vogel als Unterhaltungsprogramm.

Letzter Stopp: Te Wahipounamu

Te Wahi-was? Ja, auch das lernen wir in Neuseeland schnell: sich die von den Maori gegebenen Namen von Orten zu merken, ist für unsere europäischen Hirnwindungen bei den bereits ziemlich vollgestopften Köpfen nahezu unmöglich! Übersetzt bedeutet Te Wahipounamu „Jadeort“, viel besser. Das Gebiet umfasst vier Nationalparks im Süd-Westen der Südinsel Neuseelands und ist seit 1990 UNESCO Weltnaturerbe.

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Interessiert stehen wir in einer buschigen Landschaft und fragen uns: Was genau sehen wir hier eigentlich?! Falls ihr auch hier wart und mehr wisst, schreibt unbedingt einen Kommentar.

Damit verlassen wir den Jadeort und steuern unser nächstes großes Neuseeland-Abenteuer an: den Franz-Josef-Gletscher an der Westküste! Stay tuned.

Mehr Neuseeland-Artikel 

Leider haben wir noch nicht alle Etappen von unserem Neuseeland-Teil der Weltreise verbloggt. Aber ein paar Artikel dazu gibt es schon noch:

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So sieht’s in Neuseeland aus. Die ganze Zeit.