Unsere erste Fahrt in einem argentinischen Nachtbus sollte eigentlich zwölf Stunden dauern und uns ausgeruht von Puerto Iguazu nach Resistencia bringen, doch ein lauter Knall mitten in der Nacht schreckte alle auf: Claudia blutete im Gesicht, überall lagen Scherben, in der argentinisch-paraguayischen Grenzregion war offenbar ein Anschlag auf unseren Bus verübt worden. 

Fernbusse in Südamerika

Doch der Reihe nach: Fernbusse in Südamerika sind anders als bei uns in Europa sehr viel populärer, da wesentlich komfortabler. Die breiten Sitze sind teilweise bis zu 180 Grad – also waagerecht – kippbar, sodass man gut schlafen kann. Während der Fahrt werden Speisen serviert, oft gibt es neben dem Filmprogramm auch Internet an Bord. Die Eisenbahn ist in Argentinien aus vielen Gründen keine Alternative zu den Reisebussen: Das Schienennetz wurde in den 1950er Jahren zu einem großen Teil stillgelegt, infolge der Privatisierung in den 1990er Jahren wurden weitere Bahnhöfe und Gleise demontiert. Obwohl Argentinien fast acht Mal so groß wie Deutschland ist, ist das Schienennetz wesentlich kleiner (ungefähr 60 Prozent).

Schrecken in der Nacht

Unsere Fahrt on Puerto Iguazu nach Resistencia in Argentinien begann um 20.30 Uhr, doch um 23.11 Uhr war es mit Komfort und Ruhe vorbei. Plötzlich knallte es, Scherben flogen durch den zweistöckigen Bus, nur wenige Zentimeter oberhalb unserer Köpfe klaffte auf der rechten Seite ein ca. 20 Zentimeter großes Loch in der Seitenscheibe. Offenbar hatte jemand den Bus ins Visier genommen. 

Ob ein Stein geworfen oder, wie so mancher mutmaßte, geschossen wurde, wissen wir nicht. Claudia war von zwei Splittern im Gesicht leicht verletzt worden, verzichtete jedoch auf die angebotene Untersuchung im Krankenhaus. Mein Schoß war voller Scherben, unsere Köpfe und Kleider waren von winzigen Glassplittern übersät. Die Polizei rückte an, was besprochen wurde, haben wir nicht erfahren, da alle nur Spanisch sprachen.

Spontaner Bustausch nötig

Zwar versuchte der Busfahrer die Fahrt fortzusetzen, schickte die Fahrgäste der unteren Etage nach oben, doch der Fahrtwind riss ein immer größeres Loch in die Scheibe – selbst eine herbeigeschaffte Matratze konnte nicht für Stabilität sorgen. Trotzdem fuhren wir mit erstaunlich hoher Geschwindigkeit noch zwei Stunden weiter bis ins nächstgelegene Depot des Veranstalters, wo wir alle in einen anderen Bus verfrachtet wurden.

An Schlaf war da kaum noch zu denken, doch immerhin kamen wir alle ohne größere Blessuren am nächsten Morgen nahezu pünktlich am Ziel an.