Auf der kleinen Karibikinsel Caye Caulker prallen zwei Welten aufeinander: Hier trifft die Bevölkerung aus Süd- und Mittelamerika auf die der Karibik, politisch korrekt treffen sich hier Volksgruppen mit weitgehend unbekannten Namen wie Kreolen, Garifuna und Mestizen. Sehr angenehm: Nach knapp 3 1/2 Monaten ist es das erste Land auf unserer Reise, in dem nicht Spanisch gesprochen wird. In Belize spricht man Englisch.

In unserem stickigen Zimmer im Jeremiah’s Inn hören wir von der Straße „No women, no cry“ gefolgt von „One love“, ganz wie man sich das klischeemäßig vorstellt. Am Ende des Songs ruft ein Afro-Amerikaner mit Dreadlocks voller Innbrunst „Rastafara“ – willkommen im Touriwunderland. Um das Klischee zu vervollständigen versuchen er und seine Kumpanen regelmäßig Dominik „Stoff“ zu verkaufen.

Rastaman auf Caye Caulker

Dem Rastaman gegenüber am Straßenrand sitzen die eher mittelamerikanisch aussehenden Frauen an einem „Tortenstand“ (nicht mehr als ein kleiner Campingtisch) in der Sonne.

Tortenstand auf Caye Caulker

Dazwischen schlendern Ströme von Touristen umher, fahren Taxi-Golfmobile ältere oder betuchtere Gäste von A nach B oder einfach Leute mit dem Rad vorbei.

Die Straßen sind nur mit Sand belegt und werden höchstens von golfmobilen befahren.

Businessplan

Währenddessen skypt unser etwa 25-jähriger Zimmernachbar aus England von der Hängematte aus mit seiner Mutter und erklärt ihr seinen Business-Plan für Caye Caulker: Er wolle ein Grundstück kaufen und ein Guest House bauen. Nach einem Jahr habe er seine Kosten wieder drin, sagt er voller Überzeugung.

Businessplan für Caye Caulker

Er erklärt ihr, auf der Insel sei alles ausgebucht und er müsse jede Nacht umziehen, weil keine Unterkunft mehr Zimmer für mehrere Nächte frei habe.

No Vacancy - fast alles ausgebucht auf Caye Caulker

Außerdem habe der Massentourismus mit den mehrstöckigen 5-Sterne-Hotels die Insel bisher verschont. Stimmt zwar alles, aber auf diese Idee scheinen schon ein paar andere Genies gekommen zu sein, denn die Insel ist die reinste Baustelle, sodass wir in unserer ersten Unterkunft um 6:45 Uhr liebevoll vom Geräusch einer Kreissäge geweckt wurden.

Ganz Caye Caulker ist die reinste Großbaustelle.

Go Slow

Viel unternehmen kann man auf Caye nicht: zu heiß. Deswegen lautet das Motto „Caye Caulker – go slow“. Alle Einwohner halten sich daran, und auch wir nehmen uns diesen Slogan, der auf vielen Verkehrsschildern hier steht, zu Herzen und nutzen die Insel für eine Pause vom schnellen Reisen und den vielen Aktivitäten der letzten Wochen und Monate.

Caye Caulker - Go Slow

Das fällt nicht schwer, denn die kleine Insel hat keine betonierten Straßen, lediglich Sandwege. Deswegen sind das höchste an motorisierten Fahrzeugen, abgesehen von den Baufahrzeugen, die kleinen Golf-Wagen, die auch als Taxen fungieren, „normale“ Autos sind nicht erlaubt.

Auch die Polizei ist hier nur mit Golfmobilen im Einsatz.

Paradies für Wassersport aller Art

Für jede Art Wassersport ist die Karibikinsel aufgrund der hohen Temperaturen von Luft und Wasser prädestiniert. Davon gibt es jede Menge und alles, was man sich vorstellen kann: Stand-up Paddling, Kayakfahren, Flyboard.

Wassersport - 1

Wassersport - 1 (1)

Wassersport: auf Caye Caulker in allen Varianten

Darunter auch Tauchen, liegt die Insel doch vor dem zweigrößten Barriereriff der Welt. Der mit Abstand bekannteste Tauchplatz ist dabei das „Great Blue Hole“, das besonders aus der Luft spektakulär aussieht, weil es durch seine runde Form (Durchmesser ca. 300 m) und seine Tiefe von ca. 125 m dunkelblau und im Kontrast zum türkisblauem Wasser, das es umgibt, ist. Berühmt wurde das Blue Hole durch einen Film des Meeresforschers Jacques-Yves Cousteau. Dominik macht sogar einen Tauchausflug zum Great Blue Hole, was er in einem eigenen Artikel beschreibt.

Neben dem Wassersport scheint es ein Hobby der Einheimischen zu sein, Schilder zu bemalen, zu drucken oder anderweitig herzustellen. Hier eine kleine Auswahl.

Rückseite des Paradieses

Durch Hurricane Hattie wurde die Insel Caye Caulker 1961 in zwei Hälften gerissen: Die Nordhälfte ist bewohnt und touristisch, die Südhälfte besteht hauptsächlich aus Mangroven, dazwischen befindet sich der Kanal „The Split“, der die beiden Hälften trennt und an deren Rand eine gleichnamige Bar ist. Hier treibt sich das Jungvolk rum, durchschwimmt den Kanal, um von einem Baum ins Wasser zu springen, oder badet einfach in der Sonne.

Aber auch in anderer Hinsicht ist Caye Caulker zweigeteilt: Die Ostseite ist für den Tourismus aufgehübscht, hier befinden sich Unterkünfte, Lebensmittelgeschäfte, die kurioserweise allesamt in chinesischer Hand sind, und Restaurants.

So klein Caye Caulker ist, ein China Town (okay, nur eine Straße) gibt es doch.

Auf der Westseite hingegen steht das Elektrizitätswerk, das unablässig laut Strom generiert, hier holen die Fischer ihre Fänge ein und werfen die Fischreste achtlos ins Hafenbecken und hier leben die meisten der 1.300 Einheimischen.

Hier wohnen in Caye Caulker die Einheimischen- Pastellfarbene Häuser sind weniger zu finden.

Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, wenn wir uns die heruntergekommenen Holzhütten ansehen, Müll liegt überall herum, im Hafenbecken selbst stoßen wir sogar auf ein altes Golfmobil. Stadtplanerisch wurde auf Caye Caulker leider der Zeitpunkt verpasst, ein harmonisches Ganzes zu erschaffen.

La Isla Bonita

Trotzdem ist die Insel der ideale Ort, um auszuspannen. Viele Belizer kommen einfach übers Wochenende, ist die Insel nur eine kurze Bootsfahrt vom Festland entfernt und der Strand ist herrlich.

Nachdem wir uns eine Woche auf Caye Caulker erholt haben, machen wir noch einen Abstecher nach San Pedro auf der Nachbarinsel Ambergris Caye. Diese ist die von Madonna besungene „La Isla Bonita“ im gleichnamigen Lied, das wie folgt anfängt:

Last night I dreamt of San Pedro

Just like I’d never gone I knew the song

Young girl with eyes like the desert

It all seems like yesterday not far away

Tropical (ah-ah) the island breeze

All of nature (ah-ah-ah-ah) wild and free

This is where I long to be

La Isla Bonita

Da Dominik ein großer Madonna-Fan ist und das Lied zu seinen Lieblingen gehört, mussten wir San Pedro natürlich zumindest einen kurzen Besuch abstatten. Leider zeigt sich die Insel von ihrer regnerischen Seite. Im Vergleich zu Caye Caulker ist sie außerdem ziemlich zugebaut, es gibt richtige Straßen, Autos fahren.

Aber das Lied ist ja auch schon aus dem Jahr 1987, und damals war die Insel vielleicht noch schöner, vermutlich so wie Caye Caulker heute. Wer also eine wahre „Isla Bonita“ sehen möchte, dem empfehlen wir, noch schnell Caye Caulker zu besuchen, bevor auch dieses Paradies vollends vom Massentourismus eingenommen ist.