Ja, Havanna sieht immer noch so aus, wie man es erwartet: Ein riesiges Freiluftmuseum, mit all den Oldtimern und den verrotteten, teilweise aber auch schon wunderschön restaurierten Prachtbauten (wovon 50% einsturzgefährdet sind). So haben wir die Hauptstadt Kubas erlebt.

Es ist Liebe auf den ersten Blick, als wir nach einer Flugstunde von Cancun in Havanna landen. Trotz all der Bürokratie zu Beginn: Für die Einreise nach Kuba benötigen wir (als einzigem Land auf unserer Reise) einen Nachweis auf Spanisch, dass wir im Ausland krankenversichert sind (den wir allerdings dann doch nicht verzeigen müssen) und eine Touristenkarte (Einreiseerlaubnis), die wir uns bereits in Deutschland besorgt hatten (40 Euro pro Person). Im üblichen Einreise-Fragebogen wollen die Behörden sogar wissen, ob wir „Pornografie“ einführen. Würde mich ja schon interessieren, was passieren würde, wenn man da ein Kreuzchen macht.

 

Zeitreise in die Stadt

Vom Flughafen Havannas in die Stadt fahren weder Bus noch Bahn, es bleibt also nur das Taxi, das 25 CUC kostet. Der CUC ist kurioserweise an den US-Dollar gekoppelt (1 CUC = 1 US-$), obwohl ansonsten keinerlei US-amerikanische Produkte in Kuba erhältlich sind – da merkt man erst, wie sehr man sich an Coca-Cola, Fanta oder andere Markenprodukte gewöhnt hat. Wir teilen uns eine Taxi mit einem holländisch-schweizerischen Pärchen, so dass uns die Fahrt nur die Hälfte kostet.

Bereits die 40-minütige Fahrt ist wie eine Zeitreise in die 1950er, 1960er Jahre: Jedes zweite Auto, das uns begegnet, ist ein Oldtimer: Knallbunte Cadillacs der Marken Chevrolet, Pontiac, Ford Thunderbird und Mercury, aber auch Ladas – alle haben eins gemeinsam: Sie knattern laut, qualmen fürchterlich, lassen unser Herz aber höher springen.

 

Casa Particulares statt Hotels

Untergekommen sind wir in einer Casa Particular. So nennt man privat vermietete Zimmer – leicht zu erkennen an einem weiß-blauen Schild an der Haustür. Für die Kubaner die beste Gelegenheit, Geld zu verdienen – deutlich mehr als durch einen „normalen Job“. Meist vermieten sie gleich mehrere Zimmer, ausgestattet jeweils mit Doppelbett, Kühlschrank und eigenem Bad. 

Wir bringen das Gepäck auf’s Zimmer und stürzen uns umgehend ins Getümmel, um zu fotografieren was das Zeug hält: Immer wieder die alten Cadillacs, die wahrlich die Bezeichnung Straßenkreuzer verdienen – in all den knalligen Bonbonfarben, die es bei uns gar nicht mehr gibt: Hellrosa, türkisblau oder froschgrün. Wobei die besonders gepflegten Oldtimer in der Regel als Taxi für Touristen fungieren. Egal. Einfach nur schön anzusehen.

 

Traurige Prachtstraße: Malecon

Traurig hingegen, wie sehr die vermeintliche Prachtstraße – die Promenade am Meer namens Malecon – runtergekommen ist. Die Häuserfassaden sind total verlottert und von der Gischt des salzigen Meereswassers zersetzt. Weit und breit kein Straßencafé, dennoch cruisen die Touristen hier stolz im Cabrio entlang, die Jugend trifft sich auf der Kaimauer zum plauschen und Angler versuchen, sich das Abendessen zu verdienen.

Am nächsten Tag setzen wir uns bequem in den Hop-on-hop-off-Touri-Bus, um uns einen schnellen Überblick über die Sehenswürdigkeiten zu verschaffen. Wir steigen am Platz der Revolution aus (mit den überdimensional großen Gesichtskonturen von Che Guevara und Camilo Cienfuegos an den Hausfassaden des Innen- und des Informationsministeriums), dem Friedhof Cementerio Cristóbal Colón und schlendern durch die historische Altstadt (Habana Vieja, UNESCO Weltkulturerbe), in der an fast jeder Ecke Leitungen verlegt und Häuser renoviert werden.

Besonders belebt ist die enge, autofreie Calle Obispo (zu deutsch: Bischofsstraße). Hier drängeln sich die Besucher durch die Straße, die vollgestopft ist mit Kunstgalerien, Geschäften und Cafés.

Erstaunlicherweise sprechen in den touristischen Ecken die Kubaner durchgehend Englisch, das sie sich meist selbst beigebracht haben. Immer wieder werden wir gefragt,ob wir nicht in einem alten Cadillac durch die Stadt gefahren werden möchten (35 CUC pro Stunde) oder Revolutions-Souvenirs oder Zigarren kaufen wollen. Ein kurzes, bestimmtes Nein reicht aber meist schon, um sie abzuwimmeln.

 

Auf einen Mojito mit Hemingway

Dazu: Immer wieder Musik. Mal nur mit Gitarre, das andere Mal in großer Combo mit Saxophon, Kontrabas und Trommel. Den Kubanern liegt einfach der Rhythmus im Blut und sie hoffen auf Trinkgeld der Touristen. Diverse Bars profitieren heute noch davon, dass Ernest Hemingway dort mal einen Daiquiri bzw. Mojito getrunken hat (El Floridita hat ihn auf seinem Lieblingsplatz an der Bar mit einer Bronzefigur verewigt; im La Bodeguita del Medio hängt eine Widmung Hemingways über’m Tresen).

Am Auffallendsten ist, wie sehr sich das Leben der Kubaner auf der Straße abspielt: Viele Haustüren stehen offen, die Menschen treffen sich draußen, um zu plaudern, Schach oder Fußball zu spielen. Dauernd kommt ein Verkäufer vorbei: Der eine bietet Zwiebeln feil, der nächste schiebt eine Karre mit Orangen vorbei oder preist das selbstgebackene Brot an.

 

Uneinnehmbare Festung

Einen halben Tag widmen wir uns der Festungsanlage Fortaleza de San Carlos de la Cabaña auf der anderen Seite der Bucht, die als uneinnehmbar galt und deshalb nie angegriffen wurde. Kein Wunder, handelt es sich dabei doch um das größte spanische Fort der Kolonialzeit in ganz Nord- und Südamerika. Auf dem Areal sind auch die russischen Raketen ausgestellt, die 1962 in Kuba stationiert worden waren und fast den Dritten Weltkrieg ausgelöst hätten (Kuba-Krise). Außerdem Teile eines amerikanischen Spähflugzeugs, das damals über der Provinz Holguín abgeschossen wurde.

In einem unscheinbaren Zigarrenladen ist übrigens die längste Zigarre der Welt ausgestellt: Mit einer Länge von 81,80 m hat sie einen Eintrag im Guiness Buch der Rekorde. Sie ist unterhalb der Zimmerdecke angebracht – aufgrund der Länge mehrfach gebogen.

Ganz trennen müssen wir uns (nach 4 Tagen) von Havanna noch nicht. Denn zwei Wochen später, nach einer kleinen Rundreise durch Kuba (nach Trinidad, Cienfuegos, zur Schweinebucht und nach Viñales), kommen wir nochmal für einige Tage zurück. Wie es uns da in Havanna ergeht, steht hier. 


Wie sich das Leben der Kubaner in den vergangenen Jahren verändert hat, könnt Ihr hier nachlesen.


Ein Herz für Kuba: unsere Reiseberichte

Straßenkreuzer vor den bunten Häusern in Trinidad 

Auf unserer → Weltreise waren wir gut zwei Wochen auf → Kuba. Vor Kuba waren wir übrigens in → Mexiko unterwegs, genau eine Nacht in → Cancun, was uns nicht besonders gefallen hat. Kuba aber hat unser Herz im Sturm erobert. Es war eines unserer → Weltreise-Highlights und wir waren wirklich traurig, als wir die Insel schließlich wieder verlassen mussten. Das merkt man auch in den Blogartikeln, die wir während dieser Zeit geschrieben haben: