Vom kleinen, grauen, schmutzigen Potosi kamen wir mit dem Bus in die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens, nach Sucre, das knapp 240.000 Einwohner hat. Was wir zuvor schon bei einer Führung im Casa de Moneda gehört hatten, nämlich dass das Geld, das mit Potosis Minen verdient wird, nach Sucre fließt, wurde jetzt augenscheinlich. Die Häuser und Plätze waren herausgeputzt, die Straßen sauber und die Leute elegant gekleidet. 

Essen im Wohnzimmer

Für das Abendessen hatten wir von unserem Hostelwirt einen Tipp für einen Italiener. Als wir bei der Adresse ankamen, war weit und breit nichts von einem Restaurant zu sehen. Irritiert standen wir vor einem Einfamilienhaus mit dem winzigen Schild „Café Monterosso“.

Verstecktes italienisches Restaurant

Verstecktes italienisches Restaurant

Ratlos sahen wir einander an, bis mir einfiel, dass der Hosteltyp was von Klingeln gesagt hatte. Nach einigen Momenten kam ein Mann an die Tür, der uns stark an Hugh Hefner in seinem Playboybademantel erinnerte. Trotz zunehmender Irritation fragten wir nach einem Tisch – und tatsächlich, der Mann meinte, wir seien zwar zu früh dran, aber in einer halben Stunde können wir wiederkommen. 30 Minuten später standen wir erneut vorm Monterosso. Als wir eintraten, hatte der Mann immerhin schonmal eine Schürze umgebunden und geleitete uns in sein, sagen wir mal Wohnzimmerrestaurant, in dem wir die einzigen Gäste waren. Die Karte bestand nur aus Pasta-Gerichten. Wir bestellten das Menü und den Hauswein. Langsam füllte sich das Wohnzimmer, später kam sogar eine Gruppe mit 14 Leuten, und noch viel später mussten Leute draußen im Flur warten. Das Essen war jedenfalls hervorragend und so können wir den Geheimtipp in der Calle Padilla 70 guten Gewissens weitergeben. Hier gibt’s noch 7 weitere Tipps für gutes Essen in Sucre.

Die Tage in Sucre plätscherten so vor sich. Wieder trafen wir Diana, die im Kultur Berlin wohnte und günstig Spanischeinzelstunden nahm, und Vicky, die sich mental langsam von ihrer Gruppenreise verabschiedete.

Mirador in Sucre

Wir besuchten noch den Mirador, einen Aussichtspunkt am Rand der Stadt, mit wunderbar weißen Arkaden, dem Plaza la Recoleta mit der Kirche und kleinen Kopfsteinpflasterstraßen mit reichlich Gefälle. Im Garten des Café Mirador konnten wir sogar Kolibris sehen, für Fotos waren sie leider zu schnell.

Ausblick auf Sucre - die weiße Stadt

Ausblick auf Sucre – die weiße Stadt

Dominik auf dem Front Seat

Sitzplatz in der ersten Reihe

Ein Bolivianer in den Arkaden vom Plaza la Recoleta

Ein Bolivianer in den Arkaden vom Plaza la Recoleta

Plaza la Recoleta

Plaza la Recoleta

Sonnenuhr auf dem Plaza la Recoleta

Sonnenuhr auf dem Plaza la Recoleta

Kleine Kopfsteinpflastergassen von Sucre

Kleine Kopfsteinpflastergassen von Sucre

Parque la Carolina mit Mini-Eiffelturm

An einem anderen Tag waren wir im Parque la Carolina, den ein reiches Pärchen der Stadt gestiftet hatte, und in denen es einige Nachbauten von Sehenswürdigkeiten in Miniatur gab: den „kleinen Eiffelturm“ beispielsweise, der ebenfalls von Gustave Eiffel entworfen wurde. Dominik wurde hier – sehr zu seinem Missfallen – von einem der Straßenhunde als temporäres Herrchen auserwählt und begleitet.

Kleiner Eiffelturm im kleinen Sucre

Kleiner Eiffelturm im kleinen Sucre

Dania und Dominik auf dem schwingenden Turm

Vicky und Dominik auf dem schwingenden Turm

Casa de la Libertad

Zwischendurch besuchten wir ein Museum für indigene Kunst und eines über die bolivianische Geschichte im Casa de la Libertad, in dem wir einiges über die Unabhängigkeit des Landes von 1825 lernten. Darüber hinaus erfuhren wir, woher die Stadt ihren Namen hatte. Obwohl Sucre aufgrund der vielen weißen Kolonialbauten im Stadtzentrum die weiße Stadt genannt wird und das Wort im Französischen „Zucker“ bedeutet, ist das doch nicht der Anlass der Namensgebung gewesen. Sucre wurde 1839 nach dem Revolutionsführer Antonio José de Sucre benannt.

Innenhof der Casa de la Libertad - dieser Bildausschnitt ist auf dem bolivianischen 100-Bobs-Schein abgebildet

Innenhof der Casa de la Libertad – dieser Bildausschnitt ist auf dem bolivianischen 100-Bobs-Schein abgebildet

Hier wurde die bolivianische Unabhängigkeit 1825 besiegelt.

Hier wurde die bolivianische Unabhängigkeit 1825 besiegelt.

Zum Schluss besuchten wir noch den ins seiner Andersartigkeit sehr beeindruckenden Friedhof, aber das ist eine andere Geschichte…

Taxi zum Flughafen

Statt der elfstündigen Busfahrt entschieden wir uns für den Flug nach La Paz. Das Taxi zum Flughafen hatte schon eine Frau dabei und einen mit Gasflasche, deren Zweck wir bisher nicht ergründen konnten, und Riesensubwoofer gefüllten Kofferraum. Da Dominik, ich, die Frau und unsere zwei Koffer nie und nimmer ins kleine Auto gepasst hätten, quartierte der Fahrer die Dame kurzerhand aus. Sie war vermutlich auch der Grund für seinen übermäßig rasanten Fahrstil, bei dem Dominik ein ungemütliches Gefühl hatte, war doch sein Koffer hinten im dank aufrecht stehendem Subwoofer offenem Kofferraum. Aber alle kamen vollständig und heil am winzigen Flughafen mit einem einzigen Gate an, sodass die Reise planmäßig weitergehen konnte. Interessant ist auch, dass man hier für die Benutzung von Busbahnhöfen und Flughäfen eine separate Benutzungsgebühr entrichten muss.

Flughafen von Sucre

Flughafen von Sucre

Zu Fuß zum Flieger

Zu Fuß zum Flieger