Endlich wieder Tauchen! Seit Galapagos sind wir leider nur unregelmäßig unter Wasser gewesen. Das soll sich jetzt ändern. Und die kleine Insel Bunaken vor Nord-Sulawesi (Indonesien) mit ihren farbenprächtigen Korallen und den unzähligen Fischarten ist der perfekte Ort dafür! 

An Dominik Weltreisegeburtstag setzen wir mit der schrottig-alten, überfüllten, öffentlichen Fähre, die für 100 Personen genau drei Rettungswesten an Bord hat, über nach Bunaken. Die Überfahrt dauert etwa eine Stunde. Die Insel gehört zum Bunaken Manado Tua Marina Park, der eine Wasserfläche von gut 75.000 ha hat und neben Bunaken aus den Inseln Manado Tua, Nain, Siladen und Montehage besteht. Mit über 50 Tauchplätze ist das Meeresschutzgebiet ein Paradies für Taucher und Schnorchler.

Tauchplätze des Meeresschutzgebietes um Bunaken

Tauchplätze des Meeresschutzgebietes um Bunaken

Am Steg angekommen, stellen wir fest, dass wir Sven, in dessen Tauchresort wir übernachten wollen, missverstanden haben: er wollte uns mit ihrem Boot von Manado mitnehmen! Jetzt stehen wir hier, auf der anderen Seite der Insel.

Welcome to Bunaken

Aber die Indonesier sind ja sehr einfallsreich, also schickt Sven einen Mitarbeiter mit Motorroller, der uns einzeln über eine Art Trampelpfad zum Resort bringt. Ein ganz schöner Ritt, vor allem muss der Koffer ja auch noch auf dem Zweirad mitfahren. Aber Autos gibt es auf Bunaken nicht. Es gibt ja nicht einmal eine Straße. Genau das macht den Charme der Insel aus.

Wir haben uns im Panorama Dive Resort einquartiert, das von Sven (deutsch) und Ester (indonesisch) geführt wird und eine angeschlossene Tauchschule hat. Der Zimmerpreis beinhaltet drei sehr leckere Mahlzeiten, die von allen gemeinsam eingenommen werden. Sprich: Wir müssen uns überhaupt nicht groß bewegen, wenn wir nicht wollen. Perfekt. Das Resort liegt in einer idyllischen, grünen Gartenanlage direkt am Hang.

Anfahrt auf das Panorama Dive Resprt: die Bungalows sind am grünen Hang gut versteckt.

Anfahrt auf das Panorama Dive Resprt: die Bungalows sind am grünen Hang gut versteckt.

Die Bungalows stehen in einer wunderbar grünen Gartenanlage.

Die Bungalows stehen in einer wunderbar grünen Gartenanlage.

Vor lauter Grün sind die Bungalows kaum auszumachen.

Vor lauter Grün sind die Bungalows kaum auszumachen.

Eine Treppe führt hinunter zum Strand. Allmorgendlich wird dieser vom mit der Flut angeschwemmten Müll befreit. Die Indonesier werfen ihren Abfall mit Vorliebe ins Meer – natürlicher Abtransport sozusagen. Danach ist alles wieder touristenkompatibel, noch dazu herrlich ruhig, denn auf der Westseite Bunakens, auf der es die besten Tauchplätze gibt, haben sich bislang nur wenige Unterkünfte angesiedelt.

Etwas abseits gelegen vom Panorama Dive Resort finden wir diese kleine Mülldeponie mitten am Strand.

Etwas abseits gelegen vom Panorama Dive Resort finden wir diese kleine Mülldeponie mitten am Strand.

Der einsame Strand an der Westseite Bunakens: im Hintergrund die Insel Manado Dua mit dem Vulkan, mittag: die kleinen Boote der Panorama-Tauchbasis

Der einsame Strand an der Westseite Bunakens: im Hintergrund die Insel Manado Dua mit dem Vulkan, mittag: die kleinen Boote der Panorama-Tauchbasis

Am nächsten Morgen geht es mit dem kleinen grün-gelben Holzboot raus zum Tauchen. Dani, die uns gerade besucht, kommt mit zum Schnorcheln, was hier wunderbar geht, sind die Inseln doch von einer 1-7 m flachen Riffzone umgeben. Das macht das Rausfahren mit dem Booten allerdings zu einem Balanceakt.

Tauchen vor Bunaken

Tauchen auf Bunaken heißt die meiste Zeit über Tauchen an der steil abfallenden Riffwand, was die Orientierung sehr einfach macht. Strömung gibt es kaum. Neben den grünen Meeresschildkröten sehen wir gelegentlich Riffhaie, die sind aber eher selten und Sven namentlich bekannt. Da wir noch in der Nebensaison (Ende Juni bis Mitte Juli) da sind, sind wir unter Wasser oft die einzigen Taucher.

Vor der Wand tummeln sich jede Menge kleine Fische: knall-gelbe Pyramiden-Falterfische, indigo-blaue Rotzahn-Drückerfische, Leoparden-Drückerfische, Kaiserfische und wild gemusterte Wimpelfische. Es ist wie im Aquarium.

Die Gewässer um Bunaken sind ein Paradies für Schildkröten (Foto: Jobel).

Die Gewässer um Bunaken sind ein Paradies für Schildkröten (Foto: Jobel).

Die Steilwand selbst ist ein Traum für jeden Liebhaber vom Makro-Tauchen. Es gibt unterschiedlichste Arten von winzigen Krabben und Krebsen, Zwerg-Seepferdchen, Froschfische, Nacktschnecken und sogar Geisterpfeifenfische.

Die Wand ist von bunten Korallen und Gorgonien überwuchert. Anemonenfische, gern auch „Nemo“ genannt, gibt es vor Bunaken ebenfalls viele. Manchmal können wir nicht widerstehen, uns eine Weile mit den mutig ihre Anemonen verteidigenden Clownfischen zu beschäftigen. Wenn wir zu nah rankommen, schießen sie entschlossen aus ihrer Anemone auf uns oder die GoPro zu. Kein Feind ist ihnen zu groß.

Diskomuschel

Schon bei unserem ersten Tauchgang haben wir das Glück, eine ganz besondere Kuriosität zu sehen: eine Leuchtmuschel. Es ist das erste Mal überhaupt, dass wir diese Spezies zu Gesicht bekommen. Die Leuchtmuschel lässt sich in kleinen Höhlen oder Verschlägen in der Steilwand nieder. Sie erzeugt eine Lichtshow aus hell leuchtenden Blitzen, indem sie das Tageslicht reflektiert. Das Blitzgewitter hat für sie zwei Funktionen: 1.) zieht das Licht Plankton an, das die Muschel frisst, und 2.) soll es potenzielle Angreifer, wie uns Taucher, abschrecken. Es ist ein faszinierendes Schauspiel, und wir schauen gebannt eine ganze Weile zu.

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Verfolgung mit Lippfisch

Eines Tages, wir tauchen mal wieder im Lekuan-Gebiet, werden wir das Gefühl nicht los, dass uns jemand folgt. Aber nicht irgendwer: ein kleiner Lippfisch (Zweifarbenbanner-Lippfisch), ungefähr 20 cm lang, hat sich an unsere Flossen geheftet. Mir fällt der aufdringliche Kamerad ungefähr 10 Minuten nach Beginn des Tauchgangs auf. Er schwimmt immer mal nah an uns heran, schaut, was wir so machen, dann schwimmt er wieder ein Stück Richtung offenes Meer, oder er pickt Pflanzenstückchen aus der Riffwand heraus, um die Nistplätze anderer Fische kaputt zu machen. Der Lippfisch begleitet uns interessiert eine Dreiviertelstunde, eine erstaunlich lange Zeit. Als wir uns langsam ans Auftauchen machen und unsere Tauchtiefe verlassen, wird ihm das Wasser wohl zu warm und er gibt seine kleine Verfolgung auf.

Nachttauchen mit Crittern

Doch am Spektakulärsten ist der Nachttauchgang vor Bunaken. Wir gehen zu Fuß vom Strand ins Meer und arbeiten uns langsam über das flache Riffdach bis zur Steilwand des Hausriffs vor. Es ist bereits stockdunkel und ein bisschen unheimlich. Im Schein unserer Taschenlampe sammeln sich kleine Fischschwärme, die sich vom Licht angezogen fühlen. Sie schwimmen wie besessen um die Taschenlampe herum, sodass wir die Lampe manchmal aus machen müssen, um die kleinen Plagegeister loszuwerden.

An der Steilwand angekommen, hört Jobel, unser Tauchguide, gar nicht mehr auf, Alarm zu schlagen, so viel gibt es zu sehen. Nachts kommt noch einmal eine ganz neue Palette an Kreaturen zum Vorschein. Die riesige feuerrote Nacktschnecke (ein Flankenkiemer) sieht wie ein Organ aus, das beim Weg zum Spender ins Wasser gefallen ist. In einer Nische sehen wir einen Papageienfisch, der eine Blase um sich gesponnen hat, um sich vor Angreifern zu schützen. Wenn wir die Taschenlampen aus machen, fluorisziert nur das Plankton um uns herum neongrün, ansonsten herrscht völlige Dunkelheit. Wir sehen einen Plattfisch, eine Baby-Sepia (Tintenfisch), Teufels- und Skorpionsfische, die jetzt auf die Jagd gehen, Stirnflosser und und und.

Kreativ unter Wasser

Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass wir auch einige von meinen Lieblingsmeersbewohnern aufgespürt haben: die Dekorier-Krabben. Sie schmücken ihren Panzer mit Materialien, Pflanzen oder sogar kleinen Lebewesen aus ihrer Umgebung, um sich zu tarnen. Jede diese Krabben ist also absolut einzigartig. Ihrer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt, und sie sind kaum zu entdecken. Nur ihre Bewegungen verraten sie – und auch sie sind nachtaktiv. Forscher haben sogar herausgefunden, dass, siedelt man die Dekorier-Krabben um, sie sich innerhalb einer Nacht neu dekorieren und sich so der neuen Umgebung perfekt anpassen!

Nach vier Tagen wird es für unsere Nicht-Taucherin Dani, deren Urlaubszeit langsam zu Ende geht, langweilig auf Bunaken, weshalb wir uns auf den Weg ins Hochland zu den Minahasa machen. Weil es uns auf Bunaken aber so gut gefallen hat, kommen wir am Ende unserer Nord-Sulawesi-Tour noch einmal für ein paar Tage auf die kleine Insel zurück.

Bedrohtes Tauchparadies

Hinzu kommt, dass dieses Tauchparadies sicher nicht mehr lange so unverdorben bleiben wird. Denn eine asiatische Billig-Fluggesellschaft will bald sieben neuen Strecken von China direkt nach Manado in Nord-Sulawesi etablieren und die Region so einer unglaublich großen Bevölkerung leicht zugänglich machen. Von dort ist es nur eine Stunde nach Bunaken. Für die Tauchgebiete des Bunaken Manado Tua Marina Parks kann das nichts Gutes bedeuten, so dass wir allen, die die wunderbare Unterwasserwelt noch einmal sehen wollen, nur raten können, sich baldmöglichst auf den Weg zu machen…

Faktencheck für Taucher

  • Tauchbasis: Panorama Dive Resort
  • Leitung. Sven Reumschüssel (deutsch)
  • Unsere Tauchplätze dort: Lekuan, Muka Kampung, Fukui, Mandolin, Ron’s Point, Panorama Hausriff (Nachttauchgang)
  • Schwierigkeitsgrad: einfach, wenig bis gar keine Strömung, leichte Orientierung, kurze Wege, für Anfänger geeignet
  • Durchschnittliche Tauchzeit: 67 Minuten
  • Tauchgruppen-Größe: sehr klein
  • Neopren: lang, 3 mm
  • Kosten: ca. 27 Euro pro Tauchgang inkl. Boot und kompletter Leihausrüstung

 

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