Als wir Diana per WhatsApp nach ihrem Hostel im Wallfahrtsort Copacabana am Titicaca-See fragen, schreibt sie nur: Seeblick und – es riecht nach Katze. Als wir ankommen, wissen wir, was sie meint, und besagte Katze springt vorlaut direkt vor Dominik auf den Tresen. 

Unterkunft "Las Brisas" mit Seeblick und ...

Unterkunft „Las Brisas“ mit Seeblick und …

... Katze ;)

… Katze ;)

Copacabana mit Schwanentretbooten

Copacabana mit Schwanentretbooten

Copacabana - überschaubar und touristisch

Copacabana – überschaubar und touristisch

Die Dunkle Jungfrau und gesegnet seien Autos

Mal abgesehen vom Katzengeruch sind wir im kleinen Touristenörtchen durch den Anblick des Titicaca-Sees und den in Massen auf dem Strand liegenden weißen und gelben Schwanentretbooten sofort entspannt. Die Sehenswürdigkeiten sind überschaubar: es gibt die für den winzigen Ort beeindruckend große Basilika, in der die Marienfigur, die „Dunkle Jungfrau“ (Virgen Morena) mit einer Krone aus puren Gold thront. Sie zeichnet für diverse Wunder und Heilungen verantwortlich. Am Wochenende besuchen Familien aus Bolivien und Peru den Ort, um ihr Auto von Mönchen und Schamanen segnen zu lassen. Leider sind wir nur kurz und in der Woche da, sodass wir dieser Zeremonie nicht beiwohnen können. Die Bewohner vom Tititicaca-See behaupten übrigens, „ihr“ Copacabana sei das Original, nach dem der Strand in Rio de Janeiro benannt wurde. Bewiesen ist das allerdings nicht…

Basilika von Copacabana

Basilika von Copacabana

Auf dem Hausberg in Copacabana

Zum Sonnenuntergang pilgern wir auf den Cerro Calvario, den knapp 4.000 Meter hohen Hausberg des Städtchens. Der See an sich liegt immerhin schon auf gut 3.800 Metern über dem Meeresspiegel. Damit ist er der höchstgelegene schiffbare Binnensee der Welt und dabei 15-Mal so groß wie der Bodensee. Für die Anstrengungen in dünner Andenluft werden wir mit einem grenzenlosen Blick auf See und Umland belohnt. Einige geschäftstüchtige Bolivianerinnen haben auf dem Gipfel ihre Stände aufgebaut und verkaufen statt Bier und Cocktails, was wir uns während des Aufstiegs vorgestellt hatten, leider nur Lamaschlüsselanhänger und bunte Tücher.

Harter Aufstieg auf knapp 4.000 Meter

Harter Aufstieg auf knapp 4.000 Meter

Blick vom Cerro Calvario auf die Bucht von Copacabana

Blick vom Cerro Calvario auf die Bucht von Copacabana

Sonnenuntergang auf dem Cerro Calvario

Sonnenuntergang auf dem Cerro Calvario

Sonnenuntergang auf dem Cerro Calvario

Sonnenuntergang auf dem Cerro Calvario

Spaghetti to go

Hungrig vom Bergsteigen können wir uns zurück im Ort zu viert nicht recht auf ein Restaurant einigen, landen schließlich in einem, in dem das Drei-Gänge-Menü 20 Bobs (knapp 3 Euro) kosten soll, was selbst für bolivianische Verhältnisse verdächtig günstig ist. Wir bestellen trotzdem Spaghetti Bolognese – da kann man schließlich nichts falsch machen. Nach der überraschend reichhaltigen und gut schmeckenden Suppe, kommt ein junger Bolivianer mit einer Tüte Brötchen ins Restaurant, die kurz darauf in einem Brotkorb auf unserem Tisch steht. Etwas später betritt der Chef mit einer Packung Spaghetti den Laden, die er offenbar gerade noch schnell nebenan gekauft hatte. Zwar halten Nudeln praktisch unendlich, aber unser „Chef“, der übrigens aussieht wie einer der Charaktere aus der Vox-Tash-Sendung „Goodbye Deutschland – Die Auswanderer“, muss erst losgehen und welche kaufen. Als die Hauptspeise auf den Tisch kommt, sind Nudeln und die Sauce, die im wesentlichen aus Tomatenketchup besteht, praktisch kalt. Von der Nachspeise (Banane und mit Wasser verdünntes Kakaopulver) wollen wir hier gar nicht reden. Immerhin, wir sind günstig satt geworden und in den kommenden Tagen ist auch keine Lebensmittelvergiftung in Sicht…

Isla del Sol: Sonneninsel mit Idyllen-Overkill

Für den nächsten Tag haben wir mit Vicky und Diana eine Tour auf die Isla del Sol, wo der Legende nach die Inka-Dynastie entstanden sein soll, geplant. 

Morgens um 7:30 Uhr kaufen wir unser Ticket direkt am Bootssteg. Zwei Stunden später kommen wir in Yumani im Süden der Insel an und machen uns an den Aufstieg der legendären 200 Inkastufen (Escalera del Inca). Oben angekommen genehmigen wir erstmal eine Kaffee- und Colapause mit Ausblick. Die Wirtin hat angeblich nur eine 2-L-Flasche Cola, weshalb wir wenig später bestens mit Koffein und Zucker versorgt bereit für den Weitermarsch sind.

Titicaca-See

Titicaca-See

200 Inkastufen auf 3.800 Metern begrüßen uns auf der Isla del Sol

200 Inkastufen auf 3.800 Metern begrüßen uns auf der Isla del Sol

Eine von drei Mautstellen

Eine von drei Mautstellen

Steine für Pachamama

Steine für Pachamama

Die Chicana-Ruinen der Inka

Die Chicana-Ruinen der Inka

Selfie mit Esel

Selfie mit Esel

Sechs Stunden später erreichen wir das kleine Dorf Challapampa im Norden der Insel, in dem wir übernachten wollen. Schnell finden wir eine Unterkunft für die Nacht: die Betten kaum durchgelegen, eigenes Badezimmer und es soll sogar heißes Wasser geben. Perfekt!

Wasser gibt es dann nur kaltes, am nächsten Morgen gar keines mehr. Nachdem das letzte Touristenboot die Insel verlassen hat, setzen wir uns an den Strand und schauen einer Kuh beim Seegrasfressen (!) zu, was unheimlich tiefenentspannt wirkt.

Kuh beim Seegrasfressen im Titicaca-See

Kuh beim Seegrasfressen im Titicaca-See

Abends essen wir Trucha (Regenbogenforelle), eine Spezialität der Region und sehen zu, wie draußen vor dem Fenster Esel, Schafe und Schweine mutterseelenalleine vorbei zu ihrem Nachtlager laufen. Insgesamt kommen mehr Tiere als Menschen den sandigen Weg entlang, und wir fühlen uns etwas wie im Film „die Truman Show“, weil alles ein wenig zu idyllisch scheint.

Am nächsten Morgen wandern wir früh los und passieren weitere Disneyszenen, in denen Bauern und Landtiere tragende Rollen spielen. Die Strecke an der Küste ist unglaublich schön, und wir machen erst Rast als wir ein Lokal mit Aussicht und Schaukelstühlen finden. Dass Schaukelstühle mit Gefälle eher suboptimal funktionieren, bleibt eine Randnotiz.

Pause in Schaukelstühlen

Pause in Schaukelstühlen

Esel und Schafe unterwegs am Strand

Esel und Schafe unterwegs am Strand

Schweineleben

Schweineleben

Haus am See

Haus am See

Warten aufs Boot nach Copacabana

Warten aufs Boot nach Copacabana

Schilfschiff auf dem Titicaca-See

Schilfschiff auf dem Titicaca-See

Zurück in Copacabana organisieren wir unsere Weiterreise nach Cusco und gehen aus therapeutischen Gründen (die Spaghetti!) ins „La Orilla“, ein sehr gutes Restaurant, das für seinen Jazz und die Regenbogenforelle berühmt ist.

Trucha aus dem Titicaca-See

Trucha aus dem Titicaca-See

Als wir am nächsten Morgen Copacabana, den Titicaca-See und Bolivien verlassen, ahnen wir noch nicht, dass uns ein Höllenritt bevorsteht, aber das ist eine andere Geschichte…