Die Durchquerung der Nullarbor ist eines der größten Abenteuer des australischen Kontinents. Fernab der Tourist:innenströme haben wir uns auf den legendären Eyre Highway ️von Norseman nach Ceduna wortwörtlich durchs Nichts gemacht. Welche Überraschungen so eine Weite bereit hält plus die besten Tipps für die Nullarbor Plain verrate ich dir in diesem Blogpost!
Die Magie der Nullarbor
Die knapp 2700-Kilometer-lange Strecke zwischen Perth und Adelaide ist eine der berühmtesten Australiens. Größtenteils verläuft sie auf dem Eyre Highway, der in Norseman beginnt und in Port Augusta endet. Der berühmteste Abschnitt verläuft von Norseman bis Ceduna und wird meist einfach Nullarbor genannt. Das bedeutet „kein Baum“ (von Lateinisch null + arbor). Genau diese Strecke wollen wir bei unserem Australien-Roadtrip auf der Weltreize 2023/2024 meistern. 1200 km nichts. Klingt verlockend, oder?
Nur wenige Australier:innen fahren diese Tour selbst, aber wenn, durchqueren sie sie in 1-2 Tagen. Du musst wissen, die Menschen in Down Under haben ein grundanderes Verhältnis zu Distanzen. Großes zu sehen gibt es nicht. Gelegentlich ein paar Wildtiere wie Emus oder Kängurus, auch Dingos und Kamele soll es dort geben. Letzte zeigen sich uns allerdings leider nicht.
Doch die Magie der Nullarbor liegt im Verborgenen und in der unbeschreiblichen Weite des Outbacks mit seinem unvergleichlichen Licht. Es sind die kleine Dinge, die die Tour so besonders machen. Man kann sicher eine Woche auf dieser Strecke verbringen. Wir nehmen uns drei Tage.
Letzter Stopp: Norseman
Die letzte Nacht vor der großen Fahrt verbringen wir im etwas trostlosen Norseman. Norseman ist eine kleine westaustralische Goldgräberstadt mit keinen 600 Einwohner:innen. Auf dem Campingplatz ist es nicht mehr möglich, Wasser nachzufüllen und auch die Duschzeit ist auf drei Minuten begrenzt – wir sind dem trockenen Outback hier schon ganz nahe.
Hier unser Roadtrip-Tagebuch mit den besten Tipps für die Tour durch die Nullarbor:
Nullarbor Tag 1: Norseman bis Cocklebiddy
Am nächsten Morgen gehen wir in Norseman nochmal einkaufen und tanken. Ein teures Vergnügen auf dieser Tour. In Norseman gibt es nur einen kleinen, teuren IGA. Den Großeinkauf solltest du also bereits in Esperance erledigt haben.
Schließlich fahren wir in Norseman auf den legendären Eyre Highway. Ich bin etwas aufgeregt und habe irgendwie ziemlichen Respekt vor dem großen Nichts. Obwohl wir in Norseman nochmal alles voll (Tank, Kühlschrank) bzw. leer (Toilette, Abwasser) gemacht haben. Dürfte also eigentlich nichts schiefgehen.
Der längste Golfplatz der Welt
Eine Kuriosität, die sich vermutlich das Tourismusbüro ausgedacht hat, ist der Nullarbor Links. Der längste Golfplatz der Welt erstreckt sich mit 18 Löchern über 1365 km von Kalgoorlie in Westaustralien bis Ceduna in Südaustralien die gesamte Nullarbor entlang. Keine Sorge, die Ausrüstung kannst du dir an den Roadhouses einfach ausleihen.
Mittags in Balladonia
Andere Fahrzeuge kommen uns selten entgegen, Überholmanöver eigentlich nicht vor. Roadtrains , die langen Lastwagen mit den drei Hängern, begegnen uns regelmäßig. Auch nachts hören wir sie manchmal fahren, daher vermutlich die vielen Kängurukadaver am Straßenrand.
Die Entfernungen sind riesig. Alle 150 km passieren wir ein sogenanntes Roadhouse mit einer Tankstelle und meist einem Restaurant. Die Roadhouses sind die Oasen der Nullarbor. Nicht immer ist jede Benzinsorte verfügbar, sodass wir den Tank von unserem immer hungrigen Camper „Murphy dem Großen“ bei fast jeder Gelegenheit befüllen.
An einem davon machen wir unseren ersten Mittag- und Tankstop. Der Ort trägt demnklangvollen Namen Balladonia. Hier gibt es auch das Skylab Museum. Eintritt frei. In der Gegend sind im Jahr 1979 große Teile der NASA-Raumstation Skylab abstürzten. Stolz wird der Weltraumschrott neben allerlei anderen Outback-Kuriositäten präsentiert.
Weil wir gelesen haben, dass die Hamburger in den Roadhouses gut sind, machen wir uns einen Spaß daraus, sie überall zu testen. So auch hier. Einige sind wirklich richtig gut. Andere. Naja. Wie das eben so ist.
Nullarbor-Highlight: 90 Mile Straight
Wir vertreiben uns die Zeit mit Australien-Podcasts , die wir uns vorher heruntergeladen haben. Das Radio des Mietcampers funktioniert nicht, deswegen haben wir uns extra für die Nullarbor-Überquerung eine Bluetooth-Box gekauft. Der Klang ist bescheiden. Besser als nichts.
Am Schild, das den Beginn der 90 Mile Straight kennzeichnet, machen wir einen Fotostopp. Es ist quasi legendär, denn ab hier startet die mit 146,6 km längste gerade Straße Australiens. Knapp 150 km einfach nur schnurgeradeaus. In Europa undenkbar. Aber hier …
Unser Rennen gegen die Zeit
Während der Tour müssen wir zweimal die Uhren umstellen: heute das erste Mal. In Caiguna +45 Minuten und als wir am 2. Tag die Grenze zwischen den Bundesstaaten Westaustralien zu Südaustralien passieren, sind es nochmal +1,45 Stunden. Jedesmal wird es früher dunkel, unsere Fahrt zum Rennen gegen die Zeit. Denn gegen 18:30 Uhr ist es stockfinster und der Eyre Highway damit unbefahrbar, weil dann die ganzen australischen Wildtiere (die Kängurus! ) zum Spielen auf die Straße kommen.
Auf dieser Strecke zählen wir ca. 50 tote Kängurus am Straßenrand. Gelegentlich sitzt darauf eine schwarze Krähe, manchmal ein Keilschwanzadler – die Müllabfuhr des Outbacks.
Einmal treffen wir auf diese Radfahrerin, verrückt, hier draußen. Später rauschen wir an drei Emus vorbei – zu schnell für ein Foto.
Gegen 17 Uhr erreichen wir unseren sicheren Hafen für die Nacht: Cocklebiddy. Neben dem Roadhouse ist eine Art zum Campingplatz umfunktionierter Sandplatz. In der Bar des Roadhouses essen wir einen Burger. Note: 4.
Zurück beim Camper fegt der ungebremste Wind von jeder Seite über den Sandplatz hinweg, was das Draußensitzen fast unmöglich macht. Eine Steppe wie im Western. Das Wasser ist knapp. Doch das Licht im Outback einmalig. Vor Dingos und Schlangen wird gewarnt, sehen tun wir keine. Schade eigentlich. Dafür zeigt sich uns ein klarer Nachthimmel mit 1000 hell-leuchtenden Sternen.
Nullarbor-Tipp: Wenn du etwas mehr Zeit in Cocklebiddy hast, kannst du dort auch das Eyre Bird Observatory besuchen. Das ist Australiens erstes Vogelobservatorium. Hier kannst du Graumantel-Brillenvögel, Inka-Kakadus und Honigfresser beobachten.
Nullarbor Tag 2: Cocklebiddy bis zum Nullarbor Roadhouse
Recht früh am nächsten Morgen machen wir in Cocklebiddy unseren Tank voll. Ich gehe rein zum Bezahlen. Drei creepy Typen hängen im Shop rum, auf dessen Trese eine eingelegte Schlangen im Glas steht. Merkwürdig, was das Outback mit manchen Menschen so macht.
Wenig später rollen wir wieder auf den Eyre Highway. Sehr viele tote Kängurus liegen an diesem Vormittag mitten auf der Straße. Es müssen viele Roadtrains in der Nacht unterwegs gewesen sein.
In Madura machen wir eine Bananenpause. Schließlich müssen wir alles Obst und Gemüse bis zur Grenze aufgegessen haben.
An manchen Stellen wird der Eyre Highway zur Landebahnen für Flugzeuge der Royal Flying Doctors, die in Australien die weit verstreute Landbevölkerung versorgen und in Notfällen im Outback die schnellste Hilfe sind.
Pause in Mundrabilla
Kurz vor Mundrabilla sehen wir ein paar Emus. Wie gesagt, Abwechslung ist in der Nullarbor selten. Am Roadhouse machen wir einen Tankstop und führen unsere Burger-Challenge fort. Der Cheeseburger in Mundrabilla ist eine sehr positive Überrraschung. Schulnote 2.
Erfreulicherweise kommt nach ein paar kargen Tages das Meer mal wieder in Sicht. Der Eyre Highway und die Nullarbor Plain verlaufen parallel dazu. Dort, an den zentralen und westlichen Teilen der Südküste Australiens, befindet sich die Große Australische Bucht (englisch Great Australian Bight). Sie gehört zum Indischen Ozean.
Weitere Burgerpause in Eucla. Schulnote 3.
Tschüss Westaustralien
In Bordertown passieren wir die Grenze von West- und Südaustralien, wo Fahrzeuge aus Süd-Australien kommend kontrolliert werden. Ein riesiges, Vegemite-haltendes Känguru begrüßt uns freundlich im neuen Bundesstaat. Für uns gibt es in Bordertown keine Grenzkontrolle. Die steht erst am nächsten Tag in Ceduna an.
Wir müssen die Uhr um +1,45 Stunden vorstellen, und so wird es heute nochmal merklich früher dunkel.
Spektakuläre Bunda Cliffs
Zurück am Meer bieten die Bunda Cliffs und die Great Australian Bight die spektakuläre Ausblicke. Im Gegensatz zur sehr touristischen Great Ocean Road ist niemand außer uns hier, um die unwirkliche Natur zu bewundern.
Wir steuern einige Lookouts mit Blicken auf die Bunda Cliffs an. Die Klippen, auch bekannt als Nullarbor Cliffs, sind eine Küstenklippe an der Südküste des australischen Kontinents. Sie erstrecken sich von der Westküste Südaustraliens bis zur südöstlichen Ecke Westaustraliens.
Nullarbor-Tipp: Jedes Jahr von Mai bis Oktober kommen hier die südlichen Glattwale und Buckelwale, um ihre Kälber in der Bucht aufzuziehen, zu Besuch. Am besten kannst du sie von der Beobachtungsstation am Head of Bight sehen.
Beim ersten Lookout kreuzt eine Schlange unseren Weg. Wir sind in Sicherheit im Auto.
In Südaustralien sind die Straßen gefühlt etwas schlechter, und es liegen kurioserweise keine toten Kängurus mehr am Straßenrand. Dafür sehen wir ein paar Wombat-Leichen. Allerdings längst nicht so viele.
Nullarbor Roadhouse
Kurz nach 18 Uhr rollt unser Campervan „Murphy der Große“ auf den kargen Campingplatz neben dem Nullarbor Roadhouse. Eine Stunde später essen wir hier einen ziemlich guten Burger und sehen einen dramatischen Sonnenuntergang über der Steppe. Tatsächlich macht die Zeitverschiebung gar nicht so viel aus, denn wie sich herausstellt, wird es auch 1,5 Stunden später dunkel.
Nullarbor Tag 3: Nullarbour Roadhouse bis Streaky Bay
Heute führt uns der Weg durch die offizielle Nullarbor-Ebene. Bevor wir uns wieder auf den schon sehr vertrauten Eyre Highway machen, befüllen wir den Tank mit dem wohl teuersten Benzin der ganzen Reise: 2,99 AU-Dollar/Liter Diesel). Diesel ist in Australien übrigens am teuersten.
Da wir heute unseren Grenz-Checkpoint zwischen Western Australia und Südaustralien passieren, schenken wir unser verbleibendes Obst der Campground-Rezeptionistin. 3 Bananen, 2 Äpfel und Reste vom Salat nehmen wir mit: heute ist Gesundheitswoche!
Penong, Windmühlen und ein pinker See
Irgendwann erreichen wir das vom Ortsnamen her eher asiatisch anmutende Penong, wo ein Windmühlenmuseum (Penong Windmill Museum) und ein pinker See um die Aufmerksamkeit der Durchfahrenden konkurrieren.
Wir sind jetzt aus der größten Einsamkeit raus. Die karge Nullarbor ️hat uns schließlich wieder ausgespuckt. Schön war’s.
Zwischen Windmühlenmuseum und Pink Lake machen wir Mittagspause im Ort, wo wir – du rätst es vermutlich schon, einen Burger essen, der ganz okay ist.
Über eine 12-km-lange Schotterpiste machen wir einen Abstecher zum Lake MacDonell/Point Sinclair, der für die pinke Färbung seines Wassers bekannt ist. Die Straße ist eine Tortur, und wir schleichen dahin. Doch der pinke See ist die Anstrengung allemal wert. Oder was sagst du?!
Vorsicht Kontrolle! Checkpoint zwischen den Bundesstaaten
Am Nachmittag erreichen wir unseren Grenz-Checkpoint von Südaustralien in Ceduna. Ich bin ein bisschen aufgeregt. Das kleine Auto vor uns wird gerade gründlich gefilzt. Von der Bundesstaaten-Grenzüberquerung, die ich bei der letzten Australienreise mitgemacht habe, weiß ich: Das ist nicht ohne. Die strengen Kontrollen haben irgendwas mit Fruchtfliegen, Krankheiten und fragilen Ökosystemen zu tun.
Als wir dran sind, stellt ein freundlicher Grenzbeamter uns ein paar Fragen dazu, was wir so dabei haben (vor allem an Obst und Gemüse, speziell Kartoffeln sind verdächtig), und schaut sich im Inneren des Campers um, inklusive Blick in den Kühlschrank. Da wir vorbereitet sind, ist er schnell wieder draußen und lässt uns passieren. Das ganze dauert vielleicht 2 Minuten. No worries.
Als wir weiterfahren wird die karge Landschaft langsam von reifen Weizenfeldern abgelöst.
Rund eine Stunde später erreichen wir einen wunderbar abgelegen Campingplatz in der Streaky Bay, wo wir erstmal Abwasser und die Toilette leeren. Das ist in der Nullarbor nicht möglich, musst du wissen. Unser Platz hat Meerblick, und wir lassen das Abenteuer Nullarbor bei einem gut gekühhlten australischen Weißwein Revue passieren.
Fazit zur Nullarbor: once in a lifetime?
Unsere 1200-km-lange Tour durch die Nullarbor war eine unglaubliche Erfahrung. Sie ist das perfekte Gebiet, um die Dimensionen Australiens zu begreifen. Dem einzigen Land übrigens, das gleichzeitig auch ein Kontinent ist. Das Großartige an dieser Strecke ist auch, dass du dort auf so gut wie keine anderen Tourist:innen triffst – kein Vergleicht mit der überlaufenen Great Ocean Road oder den wusiligen Metropolen Sydney und Melbourne. Die Nullarbor wartet ohne Chichi und offensichtliche Sehenswürdigkeiten, die Magie liegt im Licht, der Weite, den kleinen Dingen, der Einsamkeit und den skurrilen Sehenswürdigkeiten und schrägen Typen. Ein echtes australisches Ur-Abenteuer.
Ob ich die Nullarbor nochmal passieren würde? Ich weiß es nicht. Aber ausschließen würde ich es auch nicht, dann aber mit mehr Zeit. Ach so, und den größten Golfkurs der Welt würde ich ebenfalls spielen.
PS: Den besten Hamburger gab es übrigens im reizenden Mundrabilla Roadhouse, auf Platz 2 knapp dahinter der Nullarbor Burger im gleichnamigen Roadhouse.
So bereitest du dich auf den Nullarbor-Roadtrip vor: 17 Vorkehrungen + Tipps
Eine Reise durch die Nullarbor-Region ist eine fabelhafte Art, Australien zu erkunden, doch sie sollte nicht ohne ein wenig Planung unternommen werden. Diese Tipps helfen dir, sicher und verantwortungsbewusst zu reisen.
Die meisten Tipps habe ich auf der Nullarbor-Map-Website gefunden. Dort findest du weitere hilfreiche Infos und eine Karte zur Tour.