Noch knapp zwei Wochen Zeit in Asien. Was machen? Eine schnelle Facebook-Umfrage bringt ein eindeutiges Ergebnis: Myanmar, trotz Regenzeit. Alle begeistert. Aber geht das auch als Individualreisender? In diesem Artikel findet ihr praktische Tipps und alles wissenswerte rund um das Reisen in Myanmar.
Damit wir das eVisum beantragen können, buchen wir schnell unser erstes Hotel in Yangon (Rangun). Damit habt ihr auch gleich den „Einreisehafen“ (port of entry), in unserem Fall der Flughafen von Yangon. Nach längerer Recherche nehmen wir das Best Western in Chinatown (zentral, gutes Wifi & tolles Frühstücksbuffet).
Ist zwar nicht günstig, aber nach ewiger Suche und unendlich vielen schlechten Bewertungen anderer Hotels, haben wir die Nase voll und buchen einfach. Zur Buchung können wir das Portal agoda.com empfehlen. Das ist die asiatische Version von booking.com. Bewerten kann nur, wer auch tatsächlich im Hotel gewesen ist. Plus, die Hotelkosten werden via Kreditkarte direkt abgebucht, was in Myanmar von Vorteil ist, weil man dort für jedes Abheben Gebühren zahlen muss.
Visum beantragen
Nächster Schritt: eVisum beantragen. Dafür braucht man neben einer Adresse in Myanmar ein Passfoto im jpg-Format und eine Kreditkarte für die Bezahlung der Gebühren von 50 US-$. Als Bearbeitungszeit rechnet man fünf Werktage. Wir erhalten das eVisum innerhalb einer Stunde. Achtung: nur, weil es eVisum heißt, bedeutet das noch lange nicht, dass es ausreicht, wenn das Visum in elektronischer Form vorliegt! Also unbedingt ausdrucken, sonst werdet ihr nicht in den Flieger nach Myanmar gelassen! Eine andere Möglichkeit ist, das Visum in einer Botschaft von Myanmar zu beantragen.
Mit Air Asia nach Yangon
Nach dem Visum buchen wir den Flug von Bangkok nach Yangon mit Air Asia. Neben Yangon ist Mandalay der zweite internationale Flughafen des Landes. Dort reisen wir zwei Wochen später aus. Flüge suche ich immer über Skyscanner, Momondo oder flug idealo. Gebucht wird dann bei der Airline selbst. Online ist günstiger als am Flughafen. Air Asia ist eine Billigairline, Gepäck müsst ihr also dazubuchen, genau wie Getränke oder Essen. Auch Sitzplätze könnt ihr euch nur aussuchen, wenn ihr dafür extra bezahlt. Ansonsten setzt die Fluggesellschaft offenbar Leute bewusst auseinander, damit sie vielleicht doch noch in letzter Sekunde zusammenhängende Sitzplätze kaufen. Mit ein bisschen Glück und wenn ihr freundlich fragt, geben sie euch bei der Gepäckabgabe zwei Plätze nebeneinander. Wir sind bei unserem Rückflug als letzte an Board gegangen und haben uns einfach zusammen auf zwei freie Plätze nebeneinander gesetzt, dazu hat keiner was gesagt.
Geldabheben in Myanmar
In Reiseführern steht oft, dass ihr für Myanmar US-Dollar benötigt. Das ist allerdings nicht mehr aktuell, obwohl viele Preise vor Ort noch in US-Dollar angegeben werden und ihr vermutlich auch damit zahlen könnt. Offiziell ist das aber seit 2015 verboten, weil die nationale Währung Kyat (gesprochen Tschatt, abgekürzt MMK) gestärkt werden soll. 1 Euro sind aktuell 1.380 MMK (Stand: 11.10.2016, zum Umrechnen benutze ich immer den kostenlosen Currency Converter von Oanda). Kyat bekommst du problemlos schon am Geldautomaten am Flughafen.
Allerdings kostet jede Abhebung Gebühren, weshalb es sinnvoller ist, Hotels direkt bei der Online-Buchung mit Kreditkarte zu zahlen. Für eine Abhebung von 300.000 MMK haben wir 6.500 MMK Gebühren bezahlt, also gut 2%. Grundsätzlich haben wir im Land selbst in bar bezahlt, denn wenn ihr vor Ort mit Kreditkarte zahlt, schlagen die Hotels 2-3% Gebühren drauf, plus ca. 1,75% Kreditkartengebühren von der eigenen Bank daheim. Die Abdeckung mit Geldautomaten war gut, auch wenn z.B. in Nyaung Shwe am Inle See erst der 5. (und letzte) Geldautomat im Ort funktionierte. Also lieber ein bisschen Puffer haben, zumal ihr das Restgeld am Ende am Flughafen zu einem vernünftigen Kurs problemlos in US-Dollar umtauschen könnt.
Die Reise in Myanmar hat uns 45 Euro pro Person und Tag gekostet (inkl. Inlandsflug, eVisum, Übernachtung in 3-Sterne-Hotels, Busfahrten mit dem VIP-Bus, Essen, Eintritte ec).
Informationen
Grundsätzlich würden wir euch empfehlen, schon Zuhause die kostenlose App „Voyageur“ von Wiki Voyage und alle Infos zu den Orten, die ihr besucht, herunterzuladen. Dann habt ihr alles offline. Die Informationen hier sind unserer Erfahrung nach aktueller und präziser als Reiseführer. Natürlich könnt ihr ergänzend einen Reiseführer mitnehmen. Wir hatten den Stefan Loose Reiseführer (Birma) von 2016.
Darüber hinaus verwenden wir die App „maps.me“. Eine Offline-Karte mit Navi, bei der ihr euch die Karten der jeweiligen Länder ebenfalls herunterladen könnt, sodass sie jederzeit offline verfügbar sind. Auch in Myanmar hat das für uns sehr gut funktioniert.
Unsere Route für zwei Wochen Myanmar
Da wir nur zwei Wochen Zeit in Myanmar haben, beschränken wir uns bei der Route auf vier Stationen: (1) Yangon, (2) Bagan, (3) Inle See und (4) Mandalay.
Mandalay als letzte Station, weil das neben Yangon die Stadt in Myanmar ist, die internationale Flüge bedient. Von dort fliegen wir mit Air Asia direkt zurück nach Bangkok. Empfehlen würden wir euch allerdings, Punkt (2) und (3) zu tauschen, da seid ihr weniger lang mit dem Bus unterwegs.
Lange Distanzen: Fliegen oder Busfahren?
Da wir nur wenig Zeit in Myanmar haben, wollen wir die längste Distanz der Route mit einem Inlandsflug überbrücken. Allerdings sind die Flüge online kaum zu finden, weil die Fluggesellschaften noch keine entsprechenden Websites haben, und wenn ihr die Flüge doch online findet, sind sie überteuert. Wir warten also mit der Flugbuchung bis wir in Yangon auf dem Flughafen ankommen. Mehrere Airlines fliegen die Strecke, da die staatliche Air Myanmar am günstigsten ist (73 US-$ p.P.) fliegen wir damit. Das Flugzeug ist mit lediglich ca. 20 Passagieren besetzt.
Neben Inlandsflügen werden die klassischen Strecken auch mit Bussen abgedeckt. Für eine zehnstündige Busfahrt mit einem VIP-Bus (die heißen wirklich so) zahlst du ca. 10 Euro. Das ist also eine sehr günstige Alternative für alle mit genügend Sitzfleisch. Die Busse sind sehr komfortabel, es gibt eine kleine Flasche Wasser und einen Snack, aber der VIP-Bus hat bei unseren zwei Fahrten auch immer halbstündige Stops an einer Art Schnellrestaurants gemacht, sodass ihr dort noch was Richtiges essen könnt. Die Busse waren zuverlässig, pünktlich und hatten sogar eine funktionierende Toilette. Sie holen euch vom Hotel ab, bringen euch allerdings nur bis zum Busbahnhof des Zielortes. Neben den großen VIP-Bussen gibt es Minibusse. Die sind schneller, aber weniger komfortabel.
1. Station: Kulturschock Yangon
Viel Regen, keine Bürgersteige, Lärm durch Verkehr – Yangon ist eine typische asiatische Großstadt. Lohnt sich trotzdem, allein wegen der unglaublich beeindruckenden Shwedagon Pagode (Eintritt 8.000 MMK p.P. = 5,80 Euro). Dort nachmittags hin, sich einen Guide suchen (ca. 10.000 MMK – handeln!). Angemessene Kleidung nicht vergessen: Schultern und Knie bedeckt. Tipp für Fotofans: bis zu blauen Stunde warten, um dann Bilder zu machen.
In der Zwischenzeit kommt ihr sicher mit Einheimischen ins Gespräch, die ihre Englischkenntnisse verbessern wollen. Daneben haben wir den Stadtspaziergang aus dem Stefan-Loose-Reiseführer gemacht, waren im People’s Park und abends zum Essen in der 19th Street in Chinatown.
2. Station: mit dem eBike durch Bagan
Wir sind früh mit dem Flieger in Bagan angekommen und konnten schon um 9 Uhr in unser Zimmer im Royal Bagan Hotel (ca. 28 Euro/Nacht/Zimmer via agoda).
Dort könnt ihr euch wunderbar ein eBike, eigentlich eine Vespa, aber elektronisch betrieben und deshalb geräuschlos und umweltfreundlich, mieten und die Gegend selbst erkunden. Tipp: Das eBike an einem Straßenstand mieten – ist günstiger als im Hotel. Kosten: 6.000 MMK pro Tag/eBike/2 Personen (4,35 Euro).
Alternativ kann man sich für den ersten Tag eine Kutsche mit Guide gönnen (ca. 15.000 MMK = 11 Euro) oder sich „old style“ richtige Fahrräder mieten, wovon wir aufgrund von Hitze, Luftfeuchtigkeit und Distanzen jedoch eher abraten würden.
Restaurants gibt es jede Menge, wir können das „La Terrazza“ (italienisch) und das „Weather Spoon“ empfehlen.
3. Station: Inle See & Nyaung Shwe
Mit dem VIP-Nachtbus (18.500 MMK p.P. = 13,40 Euro), gebucht direkt im Hotel, geht es in sieben Stunden zum Inle See, wo auch nachts um 5 Uhr die Touristengebühr direkt abkassiert wird (12.500 MMK p.P. = 9 Euro). Positiv: Ebenfalls gegen 5:30 Uhr können wir schon unser Zimmer des Grand Nyaung Shwe Hotels (ca. 29 Euro/Zimmer/Nacht) beziehen, obwohl wir erst für die Folgenacht gebucht haben! Dankbarer können wir kaum sein. Bei der klassischen Seetour gibt es zwei Varianten: selbst ein Boot mit Bootsführer mieten (15.000-20.000 MMK pro Boot für bis zu fünf Personen) oder zusätzlich einen Führer (25 US-$ pro Guide).
Solltet ihr euch für die Variante mit Guide entscheiden, besteht darauf, vorab mit dem Guide zu sprechen. Gute Englisch- und Ortskenntnisse sind keine Selbstverständlichkeit, wie wir leider feststellen mussten. Wir würden euch raten, die Inle-Tour am nächstmöglichen Termin zu machen. Manchmal, z.B. bei Vollmond, findet kein Markt statt und an einigen Tagen regnet es unentwegt, sodass kein Fischer auf dem See ist. Dann ist es gut, wenn man noch auf den nächsten Tag ausweichen kann.
Der kleine Backpacker-Ort Nyaung Shwe ist übrigens eine gute, günstige und entspannte Alternative zu den Hotels direkt am oder auf dem See. Der Ort liegt direkt am Fluss, der zum See führt. Ihr könnt eure Inle-See-Tour also direkt von Nyaung Shwe mit dem Boot starten. Um uns im Ort selbst zu bewegen, haben wir uns beim Hotel Fahrräder geliehen (ca. 3 Euro pro Tag). Restauranttipps: One Owl Grill an der Hauptstraße (1, Yone Gyi Street) und Green Chilli (thailändisch, generell eher gediegen, aber sehr gutes Essen, in der Hospital Road).
4. Station: Mönchstadt Mandalay
In Mandalay leben die Hälfte aller Mönche Myanmars. So ist es nicht verwunderlich, dass sie das tägliche Straßenbild prägen wie nirgendwo sonst. Nach zehnstündiger Nachtbusfahrt kommen wir am Busbahnhof an, wo wundersamerweise immer jede Menge Taxifahrer warten. Den Preis müssen wir hart verhandeln, auch hier hilft Wiki Voyage, die sehr treffende Angaben dazu machen (2.000 MMK p.P. = 1,50 Euro). Auch das Hotel Rama lässt uns direkt ins Zimmer. Großartig! So kriegen wir noch ein bisschen Schlaf und können unseren einzigen Tag in Mandalay halbwegs nutzen. Nach zähen Verhandlungen machen wir mit einem Taxifahrer aus, uns für 20.000 MMK (15 Euro) zur U-Bein-Brücke (die längste Teak-Holz-Brücke der Welt), zu Mahamuni-Pagode (1.000 MMK p.P. Fotogebühren) und zurück ins Zentrum zum Kloster „Shwenandaw Kyaung“ zu fahren (hier kommt man nicht drum herum, die Mandalay-Gebühr von 10.000 MMK p.P. zu zahlen).
Von da zu Fuß zur Kuthodaw-Pagode (mit 729 Stupas auch als „das größte Buch der Welt“ bekannt), am Straßenimbiss schnell ein paar vegetarische Samosas und dann mit dem Motorbike-Taxi hoch auf den Mandalay Hill (je 2.000 MMK p.P.). Der Weg soll auch zu Fuß sehr schön sein (ca. 4 km), aber wir waren dafür einfach zu groggy. Ganz oben ist die Sandamuni-Pagode (1.000 MMK Kameragebühr p.P.). Dort könnt ihr den unvergleichbaren Blick auf die Stadt zum Sonnenuntergang genießen und mit den Mönchen Englisch üben – sie sprechen euch ganz sicher an ;) Restauranttipp: Rainforest Cafe (thailändisch), direkt gegenüber ist auch ein vegetarisches Restaurant, das sehr gut aussah.
Abreise via Bangkok: Zeit einplanen
Vom internationalen Flughafen Mandalay (MDL, 45 km vom Zentrum entfernt, 12.000 MMK für die Taxifahrt dorthin) geht es für uns zurück zum Don-Mueang-Flughafen (DMK) nach Bangkok. Das ist der alte Flughafen, der eigentlich schon stillgelegt war, was den Personenverkehr angeht, der aber inzwischen wieder geöffnet ist. Die Einreise hat bei uns einige Zeit gedauert, also genug Puffer einbauen, falls ihr für denselben Tag einen Anschlussflug plant, der dann wohlmöglich vom ca. 50 km entfernten neuen Flughafen Suvarnabhumi (BKK) geht! Und auch in BKK müsst ihr unbedingt Puffer einbauen. Der Flughafen ist riesig und manchmal übervoll. Wir haben von der Ankunft am Flughafen bis zum Gate 90 Minuten gebraucht und wir haben nicht getrödelt…
Fazit Myanmar
Individuell durch Myanmar zu reisen, war viel einfacher als gedacht. Wobei wir in der Nebensaison da waren und nur einige, wenige Highlights ansehen konnten. In der Hauptsaison und jenseits der ausgetretenen Pfade mag das anders sein. Die zahlreichen Unterkünfte sind extrem serviceorientiert und durchweg auf einem hohen Niveau (Kühlschrank, Wasserkocher, Klimaanlage, Warmwasser, tgl. Reinigung), gerade wenn man bedenkt, wie die meisten Menschen im Land sonst leben. Selbst das Internet ist überall gut. Das ist für uns allerdings auch immer ein wesentliches Auswahlkriterium bei Unterkünften.
Auch der Transport (mit Flieger, Bus, Zug) war leicht selbst zu organisieren (bzw. über das Hotel oder Reiseagenturen vor Ort). Die vier Orte, die wir besucht haben, waren touristisch schon sehr erschlossen, sodass es in Bagan z.B. an jedem größeren Tempel Leute gab, die uns Kleidung oder Souveniers verkaufen wollten, was manchmal etwas nervig war. Alles in allem tut das dem unglaublichen Charme von Land und Leuten aber keinen Abbruch und so können wir jedem nur Mut machen, sich bald auf den Weg ins wunderbare Myanmar zu machen.
:) Perfekte Infos für unsere vier Wochen Myanmar! DANKE! Klingt wirklich so, als ist es ein sehr entspanntes Reisen :)
Liebe Silke,
danke, das freut uns :) Vielleicht könnt ihr ja das machen, was noch immer auf unserer Bucketlist steht: eine Ballonfahrt über Bagan – am besten zum Sonnenauf-/untergang! Das muss traumhaft sein…
Gute Reise. Berichtet mal.
Viele Grüße
Claudia
Die steht auf jeden Fall ganz oben auf meiner Bucketliste und ist fest eingeplant. werde auf jeden Fall berichten :)