Werbung | Wer in Mannheim von Streetart spricht, meint meist die bunten Murals (Wandgemälde), die im Rahmen des Projekts „Stadt.Wand.Kunst“ im ganzen Stadtgebiet entstehen. Zu Fuß und mit dem Fahrrad bin ich in der Quadratestadt auf die Suche nach den schönsten Bildern gegangen. Heute stelle ich dir meine Mannheim-Streetart-Favoriten und das Projekt Stadt.Wand.Kunst vor.
Mannheims Streetart: Lieblingsmurals
Bevor ich euch die Geschichte hinter dem Projekt Stadt.Wand.Kunst verrate, möchte ich zuerst meine Lieblingsmurals aus Mannheim zeigen. Noch ein Tipp: Es gibt eine Karte – die Mural Map, auf der sie alle eingezeichnet sind. Ihr findet sie → online oder bekommt sie kostenlos in gedruckter Form bei der Tourist Information Mannheim (Willy-Brandt-Platz 5).
7 Lieblingsmurals in der Innenstadt
Noch eine Information zu Adressen in Mannheim: Die Straßennummerierung der Innenstadt ist etwas anders als Andernorts. Denn dieser Teil der Stadt ist in Quadrate eingeteilt. Diese Blöcke werden mit Buchstaben und Zahlen bezeichnet, nicht mit regulären Straßennamen. Aber keine Sorge, Google Maps erkennt in Mannheim auch die Bezeichnung „F6, 8“ als Adresse und bringt dich hin.1. „Primal Truth“ von Nychos
2. „Gegen das Vergessen“ von Akut
3. „Abschied und Neubeginn“ von Sourati
4. „Load“ von Hombre Suk
5. „New Wave“ von den Low Bros
6. „Europe“ von Bezt
7. „Unterwegs“ von Jens Richter
5 Lieblingsmurals in der Neckarstadt
Mannheims Stadtteil Neckarstadt liegt nördlich des Neckars. Dort gibt es diverse lohnenswerte Artspots. Da die Murals zum Teil recht weit auseinander liegen, leih dir am besten wie ich ein Fahrrad beim Hotel oder hol dir ein nextbike von einer der vielen Stationen. Das ist für mich die perfekte Art, die Streetart in der Neckarstadt zu erkunden – du bist unabhängig und flexibel.
1. „Girl´s Love“ von Okuda
2. „Aeskulap“ von Frau Isa
3. „Pied Piper“ von Case und der Ma’Claim-Crew
4. „Multicultural Balance“ von Ruben Sanchez
5. „Jump Through Time“ von Waone Interesni Kazki
Streetart in Mannheim: wie alles anfing
Angefangen hat in Mannheim alles mit dem Künstler:innenduo → herakut. herakut sind Jasmin Siddiqui (Hera) und Falk Lehmann (Akut). Für ihr „Giant Storybook“ (gigantisches Bilderbuch) haben sie sich 2013 auf der ganzen Welt auf die Suche nach Artspots für ihre großflächigen Murals gemacht, aus denen das Buch bestehen sollte. Es sollte kein herkömmliches, gedrucktes Buch sein, sondern ein Bilderbuch auf Wänden: eine Reihe von Murals, die zusammen die Geschichte der Heldin Lilu erzählen.
Der Mannheimer Kulturverein Alte Feuerwache und der Sprühdosenhersteller Montana Cans Heidelberg, die schon vorher gemeinsam Streetart-Projekte realisiert hatten, reagierten auf den Aufruf von herakut und machten sich auf die Suche nach einer geeigneten Wand. Diese stellte schließlich die Wohnungsbaugesellschaft GBG. So konnte das erste offizielle Mural „My Superhero Power is Forgiveness“ von herakut entstehen. Das Kulturamt Mannheim (Büro für Kulturelle Stadtentwicklung) unterstützte das Projekt finanziell.
Da das erste Mural auf so viel positive Resonanz in der Bevölkerung stieß, entschloss sich das Quartett aus Alter Feuerwache, Montana Cans, GBG und Kulturamt weitere Murals zu fördern. So entstand 2014 der Modern Thinker von → Aske:
Die Geburtsstunde von Stadt.Wand.Kunst
Nach dem zweiten Mural und ebenfalls viel positivem Feedback wurde das Projekt Stadt.Wand.Kunst offiziell ins Leben gerufen. Seit dem werden jeden Sommer Künstler:innen zum Malen bzw. Sprühen nach Mannheim eingeladen, um die Straßen Mannheims bunter zu machen und das Open Urban Art Museum Mannheim um weitere Streetart-Kunstwerke zu bereichern. Die Künstler:innen werden dabei angeschrieben und eingeladen oder bewerben sich eigenständig, immer mit einer Skizze des geplanten Wandgemäldes. Der Oberbürgermeister von Mannheim Dr. Peter Kurz segnet jedes Kunstwerk persönlich ab. So wird die Streetart legalisiert, denn eigentlich ist Streetart in Deutschland ja nicht legal.
Wenn die Künstler:innen dann vor Ort sind, nehmen sie natürlich sehr stark die Umgebung wahr und passen ihr Bild daraufhin gegebenenfalls noch an. Akuts „Modern Thinker“ steht beispielsweise gegenüber eines Spielplatzes. Als der Künstler das gesehen hat, hat er die Farbpalette angepasst. Gearbeitet wird bei jedem Wetter. Regen macht den Farben nichts aus.
Die Künstler:innen bekommen zwar kein Honorar, dafür entstehen ihnen aber auch keinerlei Kosten und ihnen werden alle Arbeitsmaterialien, Reisekosten, Wohnung und Verpflegung gestellt. Die Rechte am Bild bleiben bei ihnen. Die Alte Feuerwache übernimmt die Organisation und Verpflegung, Montana Cans stellt die Sprühdosen zur Verfügung, Sto Wandfarben, Mateco Hebebühnen, die GBG Flächen und Gastwohnungen für die Künstler:innen und das Kulturamt unterstützt finanziell.
Open Urban Art Museum Mannheim
Seitdem wächst die Galerie aus Murals Jahr für Jahr über die ganze Stadt. Inzwischen sind so schon über 30 Murals von nationalen und internationalen Künstler:innen entstanden, und es gibt sogar → zwei geführte Touren zu den Artspots in der Innenstadt oder in der Neckarstadt. Ich habe so eine Tour in der Innenstadt mitgemacht und fand sie sehr aufschlussreich, weil die Hintergründe der Künstler:innen und, wenn bekannt, deren Geschichten und die Intention zum Mural erläutert werden.
Wenn du keine geführte Tour machen möchtest, auch nicht schlimm. Denn inzwischen gibt es ja die Mural Map, wo die Artspots eingezeichnet sind. Auf der Rückseite der Karte findest du nicht nur die genauen Adressen der Artspots, sondern auch ein Mini-Foto der Kunstwerke, sodass du weißt, was dich erwartet und entscheiden kannst, ob du sie aufsuchen möchtest.
Das Schöne ist auch, dass das so entstandene Open Urban Art Museum Mannheim zu jeder Tages- und Nachtzeit zugänglich ist. Eintritt frei.
Mehr als Stadt.Wand.Kunst: Streetart in Mannheim
Natürlich gibt es noch mehr Streetart in Mannheim. Denn die Streetart- und Graffitiszene ist sehr viel älter als das Stadt.Wand.Kunst-Projekt. Es gibt Stickerart (Aufkleber), bemalte Stromkästen, klassische Tags, Graffiti und einige Murals auf Gewerbegebäuden oder Hotels wie meinem Hotel Speicher7 in Mannheim.
Ein großes Streetart-Festival wie in Einbeck die → Streetartmeile oder in Heidelberg das → Metropolink gibt es in Mannheim meines Wissens nicht. Allerdings gibt es kleinere Streetart-Jams, wie ich sie zufällig auf meiner Radtour durch die Neckarstadt gesehen habe. Streetart-Jams sind Events, bei denen unterschiedliche Streetart-Künstler:innen aufeinander treffen, um gemeinsam zu sprayen oder gegeneinander anzutreten.
Fazit: Lohnt Mannheims Streetart einen Besuch?
Die Streetart-Szene in Mannheim wird stark dominiert von den Murals vom Stadt.Wand.Kunst-Projekt. Sie alle sind praktischerweise in der Mural Map eingezeichnet. Ich fand bei meinem Mannheim-Besuch die Streetart-Führung durch die Innenstadt von der Tourist Information Mannheim sehr aufschlussreich, fundiert und in jedem Fall lohnenswert. Toll hätte ich es auch gefunden, mit einem der Streetart-Künstler:innen auf Tour zu gehen und die Geschichte seines:ihres Murals von ihm:ihr direkt zu hören oder bei der Entstehung eines Murals zuzusehen. Das ist in Mannheim übrigens durchaus möglich, denn die Aufenthalte der Künstler:innen sind ja geplant und werden auf der Projektwebsite bei → Termine veröffentlicht, sodass man öfter mal danach Ausschau halten kann. Aktuelle Infos, Bilder und Videos findest du auch auf den Social-Media-Kanälen von Stadt.Wand.Kunst (facebook, Instagram, vimeo und YouTube).
Ganz viel Spaß hatte ich dabei, die Artspots in der Neckarstadt mit dem Fahrrad und der Mural Map abzufahren und dabei diesen, oft von Tourist:innen wenig beachteten Teil Mannheims kennenzulernen. Für einige, weiter außerhalb liegende Murals wäre ein Auto hilfreich gewesen. Zum Beispiel hätte ich sehr gerne das gigantische Mural „Vera“ von Hendrik Beikirch in der Brandenburger Straße gesehen, aber das lag einfach zu weit außerhalb meiner Fahrradroute.
Mein Fazit also: Allein schon wegen der vielen bunten, kreativen und großflächigen Murals lohnt ein Besuch Mannheims, und du kannst gut einen ganzen Tag im Open Urban Art Museum Mannheim verbringen: Mach es am besten wie ich und kombiniere eine geführte Tour und später eine Radtour auf eigene Faust, dann bekommst du einen guten Überblick und kannst dir Zeit für deine Lieblingsstücke von Mannheims Streetart nehmen.
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Buchtipps für Streetart-Fans
Inzwischen habe ich auch schon ein paar tolle Bücher zum Thema Streetart. Hier meine Lieblinge (* Affiliate-Links):
→ Bildband Street Art: Kunst & Festivals weltweit (Lonely Planet Reisebildbände)*
→ Street Art: Legendäre Künstler und ihre Visionen*
→ Street Art Manual: Techniken, Taktiken, Tools*
Mehr Streetart-Beiträge und Interviews mit Künstlern
→ Streetart und → Städtereisen sind zwei meiner Steckenpferde auf dem Blog. Deswegen findest du hier jede Menge Stoff zum Weiterlesen:
- In der wunderschönen Stadt Nancy im französischen Grand Este (ehem. Lothringen) habe ich mich auf die Suche nach Streetart gemacht: Erst mit einer Guidin, dann mit dem Fahrrad. Das ging in Nancy, das Streetart und Graffiti seit 2015 aktiv fördert, besonders gut, weil es drei eigens dafür kreierte Streetart-Parcours gibt. Im Beitrag → Streetart & Graffiti in Nancy: Insidertipp für Lothringen nehme ich euch mit zu den besten Kunstwerken und Artspots.
- Im niedersächsischen Einbeck war ich auf dem Streetart-Festival "Streetart-Meile". Daraus ist der Artikel → Einbecks Straßenkunst: die 7 schönsten Spots für Fachwerk und Streetart entstanden. Darin stelle ich in einer Art Oscar-Verleihung einem Streetart-Stück ein Fachwerkhaus, was ja auch irgendwie Streetart ist, gegenüber.
- Nach Einbeck habe ich mich auch in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover intensiv auf die Suche nach Graffiti und Streetart gemacht: Streetart & Graffiti in Hannover: ultimativer Guide für die schönsten Murals und die besten Artspots
- In Heidelberg war ich auf dem Metropolink Festival für urbane Kunst live dabei, wie auf einem ehemaligen amerikanischen Kasernengelände neue Streetart entstanden ist - eine super Erfahrung, falls du mal die Chance hast: → Streetart in Heidelberg: das Metropolink Festival für urbane Kunst.
- In London, eine meiner liebsten Städte, habe ich mich beim letzten Besuch auf die Suche nach Streetart gemacht, einen Amy-Winehouse-Streetart-Trail und in der Brick Lane das reinste Streetart-Eldorado entdeckt. Die ganze Geschichte erzähle ich dir im Artikel → Endlich London: auf der Suche nach Streetart.
- In Valencia, wo ich zwei Wochen zum Spanischlernen war, hat mich besonders fasziniert, dass die höchste Streetart-Dichte im Herzen der Altstadt zu finden ist. Die zeige ich dir im Artikel → Streetart in Valencia: bunt, laut, mittendrin
- In London habe ich dem chilenischen Streetart-Künstler Otto Schade ein paar Fragen gestellt. Warum er Streetart macht, liest du im → Interview
- Auch in Valencia bin ich mit einem Streetart-Macher ins Gespräch gekommen. Diesmal mit dem Bildhauer Rodrigo Romero Pérez. Im → Interview verrät er mir, was für ihn das Besondere an Streetart ist.
Liebe Claudia,
eine supercoole Aufstellung. Ein paar der Stadt.Wand.Kunst Bilder habe ich auch bei meiner Tour durch Mannheim entdeckt. Doch du hast natürlich das volle Programm hier gelistet. Total spannend.
Viele Grüße
Tanja
Hey Tanja,
wirklich ein tolles Projekt, das ich in Mannheim irgendwie nicht erwartet hätte. Aber alle Murals habe ich leider auch nicht gesehen.
Liebe Grüße
Claudia
[…] Street-Art an ganz vielen Orten in Mannheim die Stadtszene. Einen umfangreichen Artikel über Street-Art in Mannheim findest Du auf dem Blog von […]
[…] mehr zu diesem coolen Projekt erfahren, dann schau mal bei meinen Kollegen von Weltreize unter: Mannheim Streetart vorbei. Auch unter People Abroad findest du einen tollen Artikel über Graffiti […]