(Werbung) Als ich neulich bei norddeutschem Schietwetter einen Fototörn mit dem Boot durch die Hamburger Speicherstadt und den Hafen gemacht habe, habe ich darüber nachgedacht, was ich über gute Fotografie weiß und wie ich das anwende. Heute verrate ich dir meine Lieblingstipps, darunter sind Klassiker der Bildgestaltung sowie ein paar brandneue Kniffe für Handy & Co.!

Bildgestaltung: die Drittel-Regel

Steg, See, Himmel und Tau.

Dreiklang aus Steg, See und Himmel. Ein besonderer Hingucker: das farbige Tau. Was das Foto interessant macht: das Tau ist nicht mittig.

Oldie but goldie: Bei der Drittel-Regel wird das Bild sowohl horizontal als auch vertikal in Drittel geteilt. Bilder, die mit der Ein-Drittel-zwei-Drittel-Regel aufgenommen wurden, wirken attraktiver als solche, die z.B. hälftig geteilt sind.

Treppen in der Hamburger Speicherstadt vom Schiff aus - goldener Schnitt, vertikal.

Das war schon in der bildenden Kunst so und gilt auch heute noch für die digitale Fotografie. Ebenfalls interessanter sind Bilder, bei denen das Kernobjekt (oder-subjekt) dort ist, wo sich zwei Drittel-Linien kreuzen. Um zu sehen, wo genau das ist, kannst du dir ein Drittelraster auf deinem Fotobildschirm einstellen. Das ist eigentlich bei allen digitalen Kameras und Smartphones Standard.

 

Bildgestaltung: Heimkommen und Fortgehen

Um gute Fotos zu machen, muss man wissen, wie der Betrachter Fotos sieht. Wusstest du zum Beispiel, dass, wenn im Foto ein Person von links nach rechts geht und sich idealerweise im ersten Drittel befindet, der Betrachter davon ausgeht, dass diese Person zu etwas aufbricht?

st-peter-ording-deich-hund-und-herrchen

Hier ist ganz klar, wer Hund und wer Herrchen ist. Und der kleine Dackel ist wenig davon begeistert, bei diesem Wind Gassi zu gehen…

Umgekehrt, wenn eine Person von rechts nach links läuft und sich idealerweise im an der Grenze des rechten Drittels befindet, haben wir das Gefühl, die Person kommt nach Hause oder kehrt zurück. Das liegt daran, dass wir es in unserem Kulturkreis gewohnt sind, von links nach rechts zu lesen. Dieses Wissen kannst du zur Gestaltung von Bildern einsetzen. Achte das nächste Mal beim Fotos anschauen drauf.

 

Bildgestaltung: Gegensätze ziehen sich an

Um deine Fotos interessant zu machen, kannst du versuchen, Gegensätze zu finden und darzustellen. Natürliche und künstliche Formen eignen sich dazu gut wie das Smiley-Foto mit dem Haus und den Formen. Finde ungewöhnliche Blickwinkel und vereine auf deinen Bildern, was eigentlich nicht zusammen gehört.

Plaza del Cabildo Sevilla

Plaza del Cabildo, Sevilla: mit der Handylinse sehen Platz und Palmen aus wie ein Smiley.

Licht: Tageszeit

Es gibt bestimmte Tageszeiten, an denen geknipste Fotos einfach besser aussehen. Vor allem früh morgens und am späten Nachmittag, wenn die Sonne noch nicht ihre volle Wirkung entfaltet hat oder sich schon wieder merklich senkt. Ein weiteres optisches Highlight ist die sogenannte „blaue Stunde“.

Der Hamburger Fernsehturm von den Messerhallen aus - zur blauen Stunde

Die blaue Stunde ist ein kurzer Zeitraum, nachdem die Sonne untergegangen, es aber noch nicht dunkel ist. Der Himmel leuchtet dann in einem ganz speziellen Blau und alle Fotos sehen irgendwie gut aus.

 

Licht: Portraits ohne Schatten

Du möchtest im Freien Portraits von jemandem machen? Dann ist ein wolkenverhangener, trüber und sonnenloser Tag genau das Richtige für dich. Denn wo keine Sonne, da gibt es auch keine unschönen harten Schatten aufs Gesicht. Nicole und ich haben das für unsere Modern-Sabbatical-Website kürzlich ausprobiert:

Nicole und Claudia von Modern Sabbatical

Nicole und Claudia vom Modern-Sabbatical-Projekt

Foto-Technik: Serienbildfunktion

Wenn du Personen in Bewegung fotografierst, ist es das A und O, dass du die Serienbildfunktion eingeschaltet hast und den Auslöser einfach eine Weile runterdrückst. Die Gefahr, dass du ansonsten ein Foto hast, auf dem eine der Personen die Augen geschlossen hat, ist sonst einfach zu groß. Die Serienbildfunktion gibt es sowohl an klassischen Kameras wie auch am Smartphone.

 

Bildgestaltung: Vordergrund macht Bild gesund

Alte Bauernweisheit. Ein Bild sieht einfach interessanter aus, wenn durch diesen simplen Trick eine Tiefe hergestellt wird.

Eine Schale Erdbeeren, im Hintergrund die Binnenalster mit der Alsterfontäne, Hamburg

Einfach darauf achten, dass sowohl ein Motiv im Vorder- (hier die Erdbeeren) als auch im Hintergrund (hier die Hamburger Binnenalster mit Alsterfontäne) ist. Je nach Wunsch Vorder- oder Hintergrund scharf stellen.

 

Technik: Tiefenschärfe

Aus dem kleinen 1×1 der klassischen Fotografie: bei Portraits geringe Tiefenschärfe (niedrige Blendenzahl), bei Landschaften hohe Tiefenschärfe (hohe Blendenzahl). Das bedeutet, dass bei dem einen der Hintergrund „verschwommen“ ist, während bei Letzterem das gesamte Bild gestochen scharf ist.

 

Effekte: 3 x Unschärfe

Zu diesem Thema habe ich mal einen ganzen VHS-Kurs besucht. Darin ging es allein darum, durch Unschärfe in Fotos unterschiedliche Effekte zu erzielen. Drei dieser Effekte sind mir besonders in Erinnerung geblieben.

(1) Unschärfe durch Wegziehen des Objektivs

Dazu benötigst du eine Kamera mit Objektiv, idealerweise eine digitale Spiegelreflex. Du stellst auf ein Motiv in der Bildmitte scharf und während du den Auslöser drückst, ziehst du das Objektiv ein, also drehst es, so schnell du kannst. Ob gute Fotos dabei rauskommen, ist eine Mischung aus Glück und Übungssache. Aber ich mag diesen Effekt sehr gern.

Oldtimer auf den Straßen von Havanna

Oldtimer auf den Straßen von Havanna

(2) Unschärfe durch Mitziehen

Als ich z. B. neulich beim Fototörn auf dem Boot war und ein Boot neben uns gefahren ist, habe ich erst auf das andere Boot scharf gestellt und während des Auslösens die Kamera in Fahrtrichtung der Boote „mitgezogen“. Der Effekt ist, dass dein Motiv scharf ist, das Drumherum aber unscharf. Du kannst auch einfach deinen Arm für einen Moment
parallel zum Motiv mitbewegen.

(3) Durchs Fenster fotografieren

Aus diesem Effekt ist eines meiner Lieblingsbilder vom Fototörn entstanden. Auf der Fensterscheibe unseres Schiffes klebten die Regentropfen träge an der Scheibe. Darauf habe ich scharf gestellt. Im Hintergrund erkennst du dennoch das andere Schiff, das das eigentliche Motiv des Bildes ist. Durch die mit Regentropfen besetzte Glasscheibe wird die Stimmung des Moments – wie ich finde – sehr schön transportiert.

Schiff Cap San Diego durch verregnete Scheibe

Als ich den Fototörn im Hamburger Hafen gemacht habe, war das Wetter leider etwas herausfordernd. Aber auch Regen hat schöne Seiten: hier die Cap San Diego durch die von Regentropfen besetzte Scheibe.

Effekte: Metafotos

Ein Metafoto ist ein Foto, das du aufnimmst, während jemand – klassischerweise mit seinem Handy – ein Foto davon macht. Auf dem Metafoto ist dann der Handydisplay (scharf) mit dem Foto drauf, während im Hintergrund das eigentliche Motiv noch etwas unscharf zu sehen ist. Du kannst aber z. B. auch einen Schriftzug oder ein beliebiges anderes Foto auf deinem Handydisplay zeigen und damit originelle Effekte erzielen.

Vorlage und Wandgemälde - das Portrait einer Frau von PRSNR

Vorlage und Kunstwerk auf dem Metropolis Festival für urbane Kunst in Heidelberg. Streetart-Künstler haben ihre Vorlagen heutzutage oft auf dem Handydisplay, während sie sprayen.

 

Effekte: (unerwartete) Spiegelungen

Durch Spiegelungen kannst du tolle Effekte erzielen, das Motiv doppeln und eine ganz besondere Stimmung auf dein Foto zaubern. Spiegelungen erzielst du durch reflektierende Oberflächen wie Wasser, Glas oder verspiegelte Sonnenbrillen. Manchmal findest du aber auch unerwartet Möglichkeiten, diesen Effekt einzusetzen, wie ich im Indienarchiv in Sevilla.

Sevilla Real Archivo de Indias

Ein tolle Abwechslung zum Trubel auf der Straße: staunend durch die prunkvollen Räume des Indienarchivs von Sevilla zu flanieren und den polierten Tisch als Spiegelfläche zu nutzen.

 

Effekte: Pfützenfotos

Hierbei handelt es sich eine Unterkategorie von Fotos mit Spiegelungen, aber sie sind in letzter Zeit so beliebt, dass sie ganze Instagram-Accounts füllen, und ich sie dir deshalb gesondert vorstellen möchte. Mit Pfützenfotos kannst du bei Gelegenheit Spiegelungen an Stellen erzielen, an denen normalerweise keine spiegelnde Oberfläche zur Verfügung steht.

Kathedrale Sevilla von außen

An diesem sonnigen Morgen spiegelt sich die Kathedrale von Sevilla in den Pfützen des Regens der letzten Nacht.

Für das beste Pfützenfoto kniest oder hockst du dich auf den Boden und bringst deine Linse so nah wie möglich an die Pfütze. Ein gutes Hilfsmittel ist dabei eine Weitwinkellinse, die es auch für Handys gibt. Sie gehört zu meinen absolut unverzichtbaren Fotogoodies und ich hab sie immer dabei. Du gehst mit deiner Linse so nah wie möglich an die Pfütze, also auch eine Frage der Perspektive, und drückst dann ab. Du solltest ruhig, wenn du das nächstes Mal unterwegs bist, Ausschau nach Pfützen halten. Am schönsten sind Fotos, wenn es nachts geregnet hat und ein sonniger Tag folgt. Bis die Sonne die Pfützen getrocket hat, ist das deine Chance. Manche Fotografen nehmen sogar eine Flasche Wasser mit, um selbst Pfützen zu produzieren.

 

Perspektivenwechsel für bessere Fotos

Schiffsanker auf blauem Schiff.

Beim Fototörn im Hamburger Hafen sind wir ganz nah an diesen Riesenpott rangefahren. Die extreme Perspektive und der ungewohnte Ausschnitt machen das Foto interessant.

Ohnehin ist es oft eine gute Idee, die Perspektive zu wechseln. Das gilt auch für die Fotografie. Versuch dich mal an Extremen wie der Froschperspektive (hockend, so weit von unten wie möglich) oder der Vogelperspektive (von oben). In der Food-Fotografie ist das ein beliebtes Stilmittel.

Limonade-Mallorca-Ginger-Restaurant

Das beste Foto von meiner hausgemachten Limonde habe ich z. B. gemacht, indem von oben fotografiert und auf das Minzblatt scharf gestellt habe.

 

Auf Augenhöhe

Bei Personen das Foto immer auf Augenhöhe machen, dafür solltest du bei kleinen Kindern z. B. in die Hocke gehen. Ich kenne schließlich niemanden, der sich freut, wenn man sein Doppelkinn betont, weil man ihn von unten fotografiert. Eine paar kleine Verrenkungen für ein Foto auf Augenhöhe lohnen also!

 

Aus der Perspektive des Betrachters

Menschen wollen immer Menschen sehen. Deswegen gefallen uns Fotos, auf denen Personen drauf sind, in der Regel besser als pure Landschaften. Sie geben uns Orientierung und helfen uns, Größenverhältnisse einzuschätzen. Dabei muss die Person nicht immer breit grinsend direkt in die Kamera schauen.

Claudia Blick auf Bogota

Claudia auf dem Cerro Monserrate mit Blick auf Bogota, Kolumbien

Ein schönes Bild entsteht z. B. auch, wenn wir die Person von hinten fotografieren. Sie sollte sich am linken oder rechten Bildrand befinden und auf das eigentliche Motiv im Bild schauen. Wir als Betrachter des Fotos schauen dann mit ihr.

 

Du bist wie ich fotografie-interessiert und lebst in Hamburg? Oder bist foto-begeistert und in der Hansestadt zu Besuch? Im Artikel → 13 Hamburg-Tipps für Fotografie-Fans: Ausstellungen, Aktivitäten & Events verrate ich dir meine besten Tipps und Lieblingsevents zum Thema.

 

Offenlegung: Dieser Artikel ist in Kooperation mit oohh! Die FreizeitWelten der Hamburg Messe entstanden. Zum Fotohaven Fototörn wurde ich eingeladen, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanke. Meine persönliche Meinung wird dadurch nicht beeinflusst.