Ende März haben meine Freundin Vicky und ich uns auf den Weg nach Irland gemacht. Elf Tage hatten wir Zeit, die grüne Insel mit dem Mietwagen zu erkunden und die Reise im reizenden Dublin ausklingen zu lassen. In diesem Beitrag verrate ich dir unsere Route, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf dem Weg und viele Tipps für Cafés, Restaurants und zauberhafte Unterkünfte. Nicht fehlen dürfen bei einem Roadtrip durch Irland der Wild Atlantic Way, die legendären Cliffs of Moher, Straßenmusik in Galway, die Orte Limerick und Cork, eine Brauereiführung in Kilkenny und eine überraschende Wanderung durch die Wicklow Mountains.

Route unserer Irland-Rundreise auf Google Maps

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Tag 1: Dublin bis Galway

Wir starten unsere Irland-Reise mit einem Roadtrip. Nach dem Flug von Hamburg nach Dublin schnappen wir uns am Airport gleich unseren Mietwagen, den wir Sunshine taufen – in der Hoffnung auf schönes Wetter und weil der voreingestellte Radiosender so heißt: „Sunshine“. Sunshine hat schon einige Beulen einkassiert. Irlands Straßen sind eng, wie wir bald erfahren werden.

Unser Mietwagen für die Irland-Rundreise

Darf ich vorstellen: Sunshine – unser Mietwagen für die Irland-Rundreise

Von Dublin nach Galway: links halten!

Erste Herausforderung: links fahren. Ich bin zuerst am Steuer und voll konzentriert. Erstaunlicherweise gar nicht so schwer, einfach immer jemandem hinterherfahren. Vicky navigiert mich mit Google Maps auf die M50, die Autobahn. Tempolimit: 120 km/h. Glücklicherweise müssen wir nicht durch die Stadt, das macht das Sich-Einfahren einfacher. Wir stellen schnell fest: Im irischen Radio wird viel gequatscht und wenig Musik gespielt. Und wenn, kommt die Musik irgendwo aus den 1980ern/1990ern. Nix mit „das Beste von heute“.

Heil angekommen in Galway

Nach zwei, drei Stunden Fahrt kommen wir ohne weitere Beulen bei unserem Hotel in Galway an. Hier verbringen wir zwei Nächte und können erstmal gemütlich ankommen. Parken kostet in Irland oft extra. Hier 8 Euro/Nacht. Egal. Einchecken, aufraffen, kurzer Spaziergang ins überschaubare City Centre von Galway.

Wo wir konkret auf unserer Irland-Rundreise übernachtet haben, verrate ich dir im Beitrag: Reizende Hotel-Tipps für deine Irland-Rundreise.

Spaziergang durch Galway

Quay Street in Galway

Quay Street in Galway

Vicky hält unterwegs ihre Nase in den immer anwesenden Wind und meint, die Luft sei hier anders, salziger: „Wenn man mich mit verbundenen Augen hier raussetzen würde, wusste ich, es ist nicht Hamburg. Es riecht nach Meer.“ Das immerwährende Geschrei der Möwen unterstreicht den Eindruck.

Selbstverständlich sitzt ein rothaariger Ire mit einer Gitarre in der Fußgängerzone und spielt einen Ed-Sheeran-Song. Es nieselt und der Himmel ist grau. Trotzdem sind viele Menschen unterwegs. Die Innenstadt inklusive der Quay Street mit ihren unzähligen Kneipen ist schnell abgeschlendert.

Tag 2: Galway

Den zweiten Tag unserer zehntägigen Irland-Rundreise verbringen wir komplett in Galway. Er beginnt mit einem wirklich leckeren Frühstück bei Nimmo’s direkt beim Spanischen Tor, eines der wenigen Überbleibsel aus dem Mittelalter mit Blick auf den Fluss Corrib.

Frühstück in Nimmo's Café in Galway

Frühstück in Nimmo’s Café in Galway

Gestärkt machen wir einen langen Spaziergang bis zum Strand von Salthill. Wir laufen bis nach Mutton Island mit seinem Leuchtturm, doch die Insel kannst du nur nach vorheriger Terminvereinbarung besuchen. Als wir in Salthill ankommen, fängt es kräftig an zu regnen, also biegen wir ab ins Coco Café auf eine heiße Schokolade mit Popcorn-Geschmack. Das Café befindet sich noch hinterm Aquarium und istabsolut reizend.

Strand von Salthill in Galway

Strand von Salthill in Galway

Da das Wetter in Irland unheimlich schnell vorbeizieht, ist der Schauer schnell vorüber, sodass wir unseren Spaziergang bald fortsetzen können. Nächstes Highlight: die mächtige St.-Nicholas-Kathedrale. Zum Lunch kehren wir ins im Grind Café ein – du ahnst es schon: ebenfalls reizend.

Den Nachmittag verbringen wir mit einem Bummel durch die Altstadt und die kleinen und großen Läden, bis wir abends in The Dail Bar landen, wo uns besonders der pinke Kronleuchter beeindruckt. Noch ein Tipp für Foodies: immer im Frühjahr gibt es in Galway ein Food Festival!

Tag 3: Galway bis Limerick

Heute geht unsere Irland-Rundreise richtig los. Über kurvige, enge Straße geht es zum Castle von Kinvara, wo vor uns gerade ein paar Dutzend Leute von zwei großen Bussen ausgespuckt wurden. Wir warten ab, bis deren Besuchsviertelstunde abgelaufen ist und haben Kinvara fast für uns allein. Es liegt in malerisch in einer Art Moorlandschaft. Wir sind jetzt auf dem Wild Atlantic Way, der wirklich wild und rau ist und oft direkt am Meer lang führt.

Castle von Kinvara in Irland

Castle von Kinvara

Es ist wie so oft bei Roadtrips durch Landschaften: Wir könnten alle 3 Minuten anhalten. Deswegen solltest du genug Zeit für deine Tour einplanen. Die Zahl der Kilometer ist bei den engen, zum Teil nicht besonders guten Straßen und den Landschaften, die man unbedingt ansehen muss, nicht unbedingt aussagekräftig.

Cliffs of Moher

Gegen Mittag erreichen wir das Naturdenkmal Nr. 1 Irlands: die Cliffs of Moher. Die steil herabstürzenden Klippen erstrecken sich über eine Länge von 8 km. Sie sind legendär, nicht nur, weil hier einige Szenen für die Harry-Potter-Filme gedreht wurden.

Wir biegen zuerst nach rechts ab, zum O’Brien’s Tower – dem höchsten Punkt der Cliffs, von da geht es 230 m runter. Er diente einstmals als Leucht- und Aussichtsturm, heute ist er dekorativer Schattenspender, wenn die Sonne scheint.

Claudia an den Cliffs of Moher

Claudia an den Cliffs of Moher

Es gibt einen weiteren Turm, den Moher Tower, am Hag’s Head. Die Wanderung dorthin muss spektakuläre Blicke bieten, dauert aber mindestens 3 Stunden (hin und zurück). Wir wandern eine Weile in beide Richtungen, gehen aber nicht ganz bis zum Hag’s Head, denn schon unsere kurze Tour zieht sich, müssen wir doch alle paar Schritte stehen bleiben, weil das Fotomotiv immer noch atemberaubender wird. Mit uns sind einige andere Menschen da, aber es ist nicht übervoll. Und wir haben Glück mit dem Wetter, auch wenn ein ordentlicher Wind geht.

Als wir am Ende noch ins Besucherzentrum gehen, fängt es draußen prompt an zu regnen. In dem wie ein Hobbithaus in den Hügel eingearbeiteten Visitor Center gibt es eine Ausstellung zu den Cliffs und Kaffee. Für den Roadtrip mit dem Auto habe ich meinen Thermobecher mitgenommen, den ich mir bei dieser Gelegenheit auffüllen lasse. Darin bleibt der Kaffee nicht nur ewig warm, es ist auch umwelt- und kleckerfreundlicher.

Über Ennis nach Limerick

Unterwegs halten wir in Ennis, wo wir einen flotten Spaziergang durch die beschauliche Altstadt machen. In Limerick sind wir im The George Hotel. Das Auto stellen wir über Nacht in ein Parkhaus, für Hotelgäste kostenlos. Kurzer Abendspaziergang durch das langsam in Dunkelheit versinkende Limerick bis zum Pub The Curragower. Sehr empfehlenswert, auch wenn ich nach dem Burger mit Pommes fast unmittelbar ins Suppenkoma falle.

Tag 4: Limerick bis Dingle

Da das Parkhaus in Limerick schon ab 9 Uhr kostenpflichtig wird, parken wir das Auto um, in eine Zone, in der man 2 Stunden kostenlos parken kann. Mit Parkscheibe. Nur hat unser Mietwagen keine Parkscheibe! Wir improvisieren und schreiben unsere Parkzeit auf einen Zettel, den wir gut sichtbar hinter der Frontscheibe platzieren.

In einem kleinen Café holen wir uns Kaffee und schlendern bei schönstem Sonnenschein an den historischen Gebäuden, über eine alte Steinbrücke, am Schloss vorbei. Limerick lässt sich sehr gut zu Fuß erkunden. Wir bummeln durch Straßen, lassen uns treiben, driften ab. Ich finde sogar etwas Streetart!

St. Mary's Cathedral in Limerick und ein Stück Streetart

St. Mary’s Cathedral in Limerick und ein Stück Streetart

Böse Überraschung am Auto

Als wir nach gut zwei Stunden zurück zum Auto kommen, starrt uns ein knallgelber Strafzettel unterm Scheibenwischen an. Mist. 40 Euro. Wirklich viel, wenn man bedenkt, dass wir hier ganz legal geparkt haben. Kurzentschlossen fahren wir zur Verwaltung von Limerick und zahlen das Ticket, damit nicht die Autovermietung auch noch eine Gebühr draufschlägt. Schlecht gelaunt verlassen wir Limerick.

Lizzys Little Cafe in Listowel

Mittags kehren wir in Lizzys Little Cafe in Listowel ein, als es draußen heftig zu hageln beginnt. WHAT?! Als das Wetter sich etwas beruhigt hat, das geht in Irland sehr schnell, fahren wir weiter Richtung Dingle-Halbinsel. Am rauen und verlassenen Strand von Castlegregory machen wir einen Stopp und lassen uns den Wind, der vom Atlantik kommt, und die salzige Luft um die Nase wehen. Unterwegs sehen wir immer wieder absurd hohe Geschwindigkeitsbegrenzungen, z. B. 80 km/h direkt vorm Kreisverkehr?!

Über den Connor Pass nach Dingle

Landschaft beim Connor Pass

Landschaft beim Connor Pass

Die Panoramastraße Wild Atlantic Way führt uns bei klarem blauem Himmel durch die Berge bis hinauf zum Connor Pass, von wo wir den weiten Blick zu beiden Seiten genießen. Wenig später kommen wir in Heaton’s Guest House pünktlich zum Afternoon Tea mit Schokokuchen an. Wir bummeln durch das kleine Dingle mit seinen bunten Häusern und den vielen Pubs und Restaurants, das sich perfekt auf den Tourismus eingestellt hat. Abends solltest du hier einen Tisch im Restaurant reservieren.

Tag 5: Dingle nach Kenmare

Am nächsten Morgen genießen wir in Heatons Guest House das mit Abstand leckerste Frühstück der Reise. Am Buffet solltest du dich dabei gar nicht aufhalten, sondern gleich die richtig guten Sachen aus der Karte bestellen. Ich schaffe immerhin ein Schweizer Omelett und einen Crepe mit Mascapone. Vicky verlässt wegen Überfuttung schon vorher das schicke Restaurant und macht einen Spaziergang an der frischen Luft. Im Gegensatz zu mir ist ihr nämlich immer heiß.

Dingleschleife und Inch

Schließlich setzen wir unsere Tour auf dem Wild Atlantic Way, der fast schon sowas wie ein alter Freund geworden ist, fort. Wir nehmen die Dingleschleife und fahren dann Richtung Ring of Kerry. Es gibt nichts Bestimmtes zu sehen, die Landschaft an sich ist hier das Highlight.

Star-Wars-Drehort in Irland

Durch Zufall kommen wir sogar an einem Starwars-Drehort vorbei.

Mittags stoppen wir am Strand von Inch, ein beliebter Surferstrand, wo der Himmel sich im feuchten Sand spiegelt und wir einfach nur eine Weile am Wasser stehen und auf den Atlantik hinausstarren. Das Meer hat schon eine unerklärliche Faszination.

Claudia am Strand von Inch

Claudia am Strand von Inch

Ring of Kerry

Auf dem Ring of Kerry folgen wir aufdringlichen Wegweisschildern, die uns in der Nähe von Portmagee / Doora zu einer felsigen Klippenlandschaft ähnlich der Cliffs of Moher führen. Mehr Zeit müssten wir haben, um hier und da mal eine Tageswanderung zu machen. In jedem Fall waren hier Marketing-Genies am Werk – das ist wohl die am besten ausgeschilderte Attraktion der Halbinsel :)

Klippenlandschaft am Ring of Kerry

Klippenlandschaft am Ring of Kerry

Ostern in Kenmare: ohne Hotel?

Spannend wird es gen Abend: Für die nächsten drei Nächte haben wir nichts vorgebucht, plus es ist Ostern. Wie sich in Kenmare herausstellt, ist es aber kein Problem, noch eine Unterkunft zu einem guten Preis zu finden. Wir schauen erst auf booking und bekommen dann vor Ort sogar spontan noch den besseren Preis im The Lodge Guesthouse.

Kenmare ist wieder eine kleine irische Stadt mit bunten Häusern und vielen Restaurants. Eine Straße fällt durch ihre reiche Verzierung auf. Da wir langsam kein Pub Food mehr sehen können, gehen wir heute zum Italiener. Statt Burger und Bier, Pasta und Wein. Hauptsache gesund.

Tag 6: Kenmare bis Youghal

Nach einem im Vergleich zum Vortag durchschnittlichen Frühstück fahren wir weiter Richtung Cork, wo wir beim Aldi im Parkhaus bleiben, Wasser kaufen und zumindest für eine Stunde kostenlos parken können. Grundsätzlich ist Parken in Irland ein recht teures Vergnügen, wobei wir auch nicht sonderlich viel Zeit darauf verwenden, nach kostenlosen Parkplätzen Ausschau zu halten. Nach dem Limerick-Debakel schon gar nicht mehr. Und schließlich ist die Zeit vor Ort das Kostbarste.

Kaffee, Koma, Cork

Holy Trinity Church in Cork

Holy Trinity Church in Cork

Im kleinen Cork kehren wir erstmal auf einen Kaffee ein, bevor wir bei Sonnenschein und blauem Himmel durchs historische Zentrum schlendern. Sehenswert sind die Burg (kostenlos), einige Kirchen und der English Market. Mittags mischen wir uns im Electric unter die Locals. Ich bin mal wieder zu gierig und bestelle mir Süßkartoffelfritten UND ein paar Tapas. Ich muss es dir nicht sagen: Suppenkoma.

Keine Brücke nach Cobh

Auf dem Weg zum Auto gibt’s einen Kaffee auf die Hand. Vicky fährt und ich versuche, uns ins kleine Hafenstädtchen Cobh (gesprochen Cohf) zu lotsen. „Bei der nächsten Brücke links“, sage ich noch. Wir schauen betreten nach links, nur um festzustellen, dass weit und breit keine Brücke ist. Dafür legt gerade eine kleine Fähre am Ufer an. „Damit sind wir nicht versichert“, meint Vicky. Egal, wir werden schon nicht untergehen. Also rauf auf die Fähre. Vicky sitzt mit einer Sauerampfermine am Steuer – ja, sie hätte uns vermutlich besser gelotst. Ich mag aber die kurze Tour mit der Fähre, und tatsächlich kommen wir trockenen Fußes am gegenüberliegenden Ufer an. Gar nicht so schlecht, mein Weg. Aber das denke ich lieber nur.

Cobh: Titanic-Museum und kein Hotel

Cobh ist nicht nur ein pittoreskes Hafenstädtchen, es ist vor allem deshalb berühmt, weil hier die letzten 113 Passagiere auf die Titanic gestiegen sind. Es gibt also ein Titanic-Museum, das wir aber nicht besuchen. Die Unterkunftssuche klappt hier nicht so gut, sodass wir nach einem kleinen Spaziergang beschließen, die Weiterfahrt anzutreten.

Bunte Häuser Youghal

Bunte Häuser beim Abendspaziergang in Youghal

In Youghal (Vicky nennt es liebvoll Joghurt, was wir uns auch besser merken können) finden wir eine wirklich schöne Unterkunft – das Avonmore Guesthouse. Die Stadt liegt am Meer und besteht im Wesentlichen aus zwei parallelen Straßen. Bis es dunkel wird, bummeln wir durch Youghal.

Tag 7: Youghal bis Glendalough

Erster Stopp an unserem sechsten Irland-Rundreise-Tag: Kilkenny, eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Irlands. Das Wetter ist mittelgut, weshalb wir uns spontan entschließen, eine Führung durch die Smithwicks-Brauerei zu machen.

Brauereiführung in Kilkenny

Rotes Tor von Smithwick's Irish Ale in Kilkenny

Rotes Tor von Smithwick’s Irish Ale in Kilkenny

Die Tour ist sehr modern, mit sprechenden Geister-Hologrammen und sich wie in Harry Potters Hogwarts bewegenden Bildern, die uns die wechselhafte Geschichte der Familie Smithwick erzählen, die eng mit den Kämpfen der Religionen in Irland verbunden ist. Wir lernen: Smithwicks ist älter als Guiness. Es riecht nach Hopfen und Malz, und am Ende dürfen wir jede ein echtes Smithwicks probieren.

Leicht angeschickert setzen wir unsere Kilkenny-Erkundungstour fort. Wir kommen an der reizenden Cakeface Patisserie vorbei – unbedingte Empfehlung fürs Mittagessen. Für das historischen Zentrum von Kilkenny solltest du dir ruhig zwei, drei Stunden Zeit lassen, denn es gibt wirklich viel zu entdecken, vor allem eine trutzige Burg mit einem großen Park.

Kilkenny Castle

Kilkenny Castle

Durch die Wicklow Mountains nach Glendalough

Die weitere Fahrt führt uns zu unserem letzten Ziel auf dem Roadtrip und durch die Wicklow Mountains bis ins winzige Glendalough. Ausgangsort für viele Wandertouren. Draußen regnet es leise. Wir bekommen spontan ein Zimmer im Glendalough Hotel. Für 20 Euro gibt es sogar noch ein 3-Gänge-Menü am Abend, das wirklich köstlich ist, womit wir aber mal wieder völlig überfuttert sind. Wir rollen ins Bett und durchschlafen eine unruhige Nacht voller Schlösser, Burgen und Bergen von Essen.

Tag 8: Glendalough bis Dublin

Als wir am nächsten Morgen erwachen, ist der Himmel miesepetrig grau und es regnet. Beim Mittelklasse-Frühstück gibt es zu unserer großen Freude richtigen Kaffee (damit meinen wir Latte Macchiato), der unsere Laune enorm steigert. Wir überlegen hin und her: Sollen wir bei Dauerregen wirklich eine mehrstündige Wanderung machen? Aber Irland ohne Wanderung ist auch irgendwie blöd, zumal die Wanderung durch die Wicklow Mountains das → Highlight auf der Tour von Kathrin und Kristin vom Blog TravelInspired war.

Wanderung in den Wicklow Mountains

Wir packen erstmal unsere Sachen und checken aus. Hat es etwa aufgehört zu regnen? Wir fragen die Rezeptionistin um Rat. „Die Wanderung ist bei jedem Wetter schön.“ Also machen wir uns auf den Weg, über einen verwunschenen Friedhof, bis zum Lower Lake. Dort entscheiden wir uns, die Halbtageswanderung um den Upper Lake zu machen. Wenig später fängt es wieder zu nieseln an. Egal, man gewöhnt sich dran und wir haben beiden unsere Regenjacken an.

Über Treppen in den Schnee

Bald biegt der Weg nach rechts in den dunklen, dichten Wald ab. Auf einem kleinen Steg, der sich zwischen den Bäumen windet, geht es auf eine Lichtung mit einer gerodeten Fläche, dann über schmale Holztreppen stark bergauf. Ich schnaufe. Nicht im Training. Immer weiter hoch, rechts und links neben der Treppe liegt Schnee. Schnee? Wirklich?!

Wanderung in den Wicklow Mountains in Irland

Wanderung in den Wicklow Mountains in Irland

Als wir endlich oben sind, ist alles um uns herum magisch weiß. Wie es aussieht machen wir eine Schneewanderung! Als der Weg zum ersten Mal den Blick ins Tal freigibt, stockt uns der Atem. Die Rezeptionistin hatte Recht, diese Wanderung lohnt bei jedem Wetter. Wir gehen weiter auf dem schmalen, jetzt schneebedeckten Steg. Bei jedem Schritt sind wir voll konzentriert, nicht wegzurutschen, denn es ist unklar, was sich unter der Schneedecke verbirgt. Glücklicherweise ist es recht warm, sodass die Schneeschicht zumindest nicht gefriert.

Rehe in Sicht

Irgendwann sind wir so eingelaufen, dass wir den Regen gar nicht mehr merken. Immer wieder halten wir inne, um den Blick auf den Weg vor uns und auf das Tal mit dem Upper Lake zu genießen. Es ist wenig Betrieb auf der Strecke, sodass wir fast die ganze Zeit für uns sind. Auf dem höchsten Punkt sehen wir eine große Herde Rehe etwas abseits des Weges. Mein Herz macht einen kleinen Satz. Wann habe ich das letzte Mal Rehe gesehen? (Mal abgesehen davon, wenn ich in Deutschland mit dem ICE an Landschaften mit punktueller Reh-Dekoration vorbeirausche). Aber hier, zu Fuß, in der Stille, die nur von den knirschenden Lauten unserer Füße auf dem Schnee unterbrochen wird. Ein kleiner Moment für die Ewigkeit, der sich mir ins Hirn einbrennt.

Rehe in den schneebedeckten Wicklow Mountains

Rehe in den schneebedeckten Wicklow Mountains

Hinter der nächsten Kurve kommt uns ein Mann entgegen, in Alltagskleidung, allein. Irgendwo von ihm kommt eine Art jazzige Kaffeehausmusik. Die Begegnung wirkt etwas surreal, weil er nicht in die Landschaft zu passen scheint. Als wir vorsichtig aneinander vorbeibalancieren, sage ich aufgeregt: „Did you see the deer?“ „There are plenty of them around the corner“, erwidert er lässig. Gut, dass wir die Wanderung durch die Wicklows machen.

Mühsamer Abstieg mit Wasserfall

Wasserfall in den Wicklow Mountains

Wasserfall in den Wicklow Mountains

Der Abstieg ins Tal zieht sich, langsam setzt die erste Erschöpfung ein, den leicht abfallenden Stegweg müssen wir noch konzentrierter gehen. Eine Busladung Wanderer kommt uns entgegen. Typisch britisch plaudern wir kurz mit ihnen. „Is it alright up there?“ Wir überqueren einen Fluss und passieren einen rauschenden Wasserfall. Der Weg ist felsig und voller Geröll, bevor wir endlich das Tal und den Upper Lake erreichen. Auch von hier gehen wir noch eine halbe Stunde zum Hotel zurück. Wir sind also insgesamt 4 Stunden unterwegs in den Wicklow Mountains. Erschöpft und glücklich erreichen wir das Hotel, wo wir uns trockene Klamotten anziehen und eine Kleinigkeit essen, bevor wir unsere letzte Etappe nach Dublin antreten.

Durch die Berge nach Dublin

Wir nehmen den landschaftlich schönen Weg durch die Berge über die Military Road. Von der Landschaft ist allerdings nicht viel zu sehen, denn auch hier liegt überall Schnee. Abenteuerlich wird die Fahrt, als wir von dichtem Nebel verschluckt werden. Kaum ein paar Meter Sicht. 20 km/h, schneller geht’s nicht. Gelegentlich begegnen wir anderen Fahrzeugen, die sich wie wir über die gewundenen Straßen durch den allesverschluckenden Nebel arbeiten.

Endlich entlässt uns der Nebel, und wir befahren wieder bewohntes Gebiet. Den Speckgürtel von Dublin. Dank unserer Offline-Karte auf dem Handy finden wir ohne Probleme unser Hotel, wo wir das Auto abstellen, aufs Zimmer gehen, uns eine heiße Schokolade machen und vom langen Tag erholen. Die Fahrt von Glendalough bis hierhin hat vielleicht 1,5 Stunden gedauert. Die Wicklows lohnen sich ggf. also auch als Tagesausflug von Dublin aus.

Auf dem Hotelzimmer, spielen wir noch eine Runde Karten, bevor wir früh das Licht löschen, um von Wildherden auf den schneebedeckten Wicklow Moutains zu träumen, die sich mir unlöschbar ins Gedächtnis eingebrannt haben. Wenn ich auch sicher Vieles von Irland vergessen werde, die Wicklows, die Klippen, die wilden Strände und die Bergpässe werden immer mal wieder kurzaufblitzend bleiben.

Tag 9: Dublin

Am Morgen geben wir erstmal unser Auto ab und beenden damit offiziell unsere Irland-Rundreise mit dem Auto. Gegen 30 Euro Aufschlag geht das auch in der Stadt statt am Flughafen. Im Autoverleih ist eine Schlange und nur eine einzige, gestresst wirkende Mitarbeiterin. Als sie sieht, dass wir das Auto offenbar nur abgeben möchten, nimmt sie uns den Abgabeschein mit dem Versprechen ab, uns bald eine E-Mail zu schreiben (was sie nie tun wird). Etwas irritiert gehen wir nebenan im Food Game frühstücken.

Oscar Wilde und das Trinity College

Bibliothek des Trinity College in Dublin

Berühmte Bibliothek des Trinity College in Dublin

Zu Fuß und mal wieder glücklich im Sonnenschein gehts in das Stadtzentrum der irischen Hauptstadt. Am Merrion Square mit den georgianischen Häuser bewundern wir das Haus von Oscar Wilde, den ich seit meiner Abiturzeit verehre. Gegenüber im Park räkelt sich seine Statue auf einem Stein. Typisch, dass Oscar ein besonders lässiges Ebenbild hat.

Am Trinitiy College gehen wir durch die übervolle Ausstellung zum Book of Kells und in den legendären Long Room mit der alten Bibliothek. Sehr eindrucksvoll und sehr voller Menschen. Wir schlendern durch den Pub-, Ausgeh- und Touribezirk Tempelbar mit seinen bunten hölzernen Schaufenstern.

Tempelbar in Dublin

Pubstraße Tempelbar in Dublin

Ein buntes Schloss, zwei Kirchen und ein Cornucopia

Bei dem buntesten Schloss, das ich je gesehen habe, setzen wir uns in den Park und lassen uns die Sonne einen Moment auf die Bäuche scheinen. Hier kannst du kostenlos in die Ausstellung der Bibliothek gehen. Weiter geht es zur Katherdrale. In einem kleinen Café mit einer winzigen Toilette holen wir uns Quiche und Kaffee, um gemütlich im Park vor der St. Patrick’s Church zu lunchen. Der Kaffee in meinem Thermobecher (die Umwelt!) bleibt ewig lang warm.

Christ Church Cathedral in Dublin

Christ Church Cathedral in Dublin

Nach den Highlights in der Altstadt flanieren wir am Fluss Liffey entlang, um schließlich im sehr empfehlenswerten vegetarischen Restaurant Cornucopia zu Abend zu essen. Den Rückweg machen wir durch den Park Stephens Greens. Stadttouren sind auch Wanderungen, stellen wir fest als wir wenig später groggy in unsere Hotelbetten sinken.

Alle unsere Tipps für Dublin, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und kulinarische Highlights habe ich kompakt für dich in diesem Beitrag zusammengestellt: Insidertipps für einen perfekten Tag in: Dublin.

Tag 10: mehr Dublin

Da wir am Vortag schon viel von unserer Dublin-Liste gesehen haben, schlafen wir heute richtig schön aus und gehen gemütlich und bei nieseligem Wetter in Java’s Café frühstücken. Während Vicky stoisch zu Fuß geht, gönne ich mir den Bus ins die Innenstadt. Bei 2,1 Euro für 3 Stationen kann man da schon von gönnen sprechen. Für die Öffis in Dublin (und anderswo, wo du Handy-Empfang hast) kann ich Google Maps empfehlen.

Im Whiskey-Museum

Whiskey-Tasting im Museum

Whiskey-Tasting im Museum

Wir treffen uns am Whiskey-Museum, wo wir eine Tour machen wollen. Ein sehr irisch aussehender Mann führt uns durch das kleine Museum, dessen Räume sehr modern sind. Am Ende der Tour steht das Tasting. Wir probieren vier Whiskeys und stellen fest: Wir sind beide keine Whiskey-Trinkerinnen. Aber wir haben’s versucht.

Der anschließende Bummel durch die Gegend nördlich des Flusses Liffey tut vor allem der armen Vicky, der ein bisschen schlecht ist vom Hochprozentigen, gut.

Samuel-Beckett-Bridge in Dublin

Samuel-Beckett-Bridge in Dublin

Cream Tea in der Kirche

Weil es draußen so windig ist, folgen wir einem Tipp und gehen ins Bar-Restaurant The Church. Wenig verwunderlich handelt es sich hierbei um eine umgebaute Kirche. Wirklich eine tolle Location. Nächstes Mal würde ich hier abends Essen gehen und einen Tisch oben auf der Galerie reservieren. Am besten an einem Abend, wenn ab ca. 19 Uhr irische Live-Musik spielt. Oder zwischen 17 und 18 Uhr, wenn es das Menü zum Early-Bird-Tarif gibt. Aber der typische Cream Tea mit Scone, Cream und Marmelade ist ebenfalls sehr gut.

Bar-Restaurant "The Church" in Dublin

Bar-Restaurant „The Church“ in Dublin

Den Dublin-Tag schließen wir mit einer Aktivität ab, die wir beide schon seit Jahren immer wieder gern zusammen machen: ins Kino gehen. Aber nicht in irgendein Kino, sondern in das programmkinoartige Irish Cinema & Film Institute, wo wir uns den argentischen Transgender-Film „A Fantastic Woman“ ansehen. Beides (Kino & Film): sehr empfehlenswert.

Ein wirklich gutes Abendessen bekommen wir dann im Canal Bank Café, ganz in der Nähe unserer Unterkunft.

Tag 11: Heimreise

Leute steigen in einen Ryanair-Flieger in Dublin ein

Mit dem Flieger zurück nach Hause.

Am nächsten Morgen bringt uns der Airportbus, der praktischerweise direkt an der Bushaltestelle gegenüber des Hotels abfährt, entspannt zum Flughafen. Alleine deswegen können wir das Clayton Hotel an der Burlington Road, das ein weißer Klotz etwas außerhalb ist, empfehlen. Mittags landen wir voll neuer Eindrücke und Fotos in Hamburg. So schnell können elf Tage vergehen!

Fazit unserer Irland-Rundreise mit dem Auto

Claudia sitzt auf einer Mauer und schaut aufs Meer

Auf’s Meer schauen, müsste man öfter machen.

Unser elftägiger Roadtrip durch Irland mit dem Auto war eine perfekte Mischung aus Ankommen in Galway, einige Tage Unterwegssein mit vielen Highlights auf dem Wild Atlantic Way wie den Cliffs of Moher, dem Ring of Kerry, Smithwicks in Kilkenny, der Dingle-Halbinsel, der Wanderung in den Wicklow-Mountains und und und. Den perfekten Abschluss bildeten die zwei vollen Tage in Dublin, die du unbedingt einplanen solltest, wenn du die reizende irische Hauptstadt nicht kennst. Besonders gut gefallen hat mit, wie vielseitig unser Roadtrip durch Irland war: eine tolle Mischung aus Natur, reizenden kleinen Städten, dem Meer und köstlichen Zwischenstopps in Cafés und Restaurants.

→ 44 Erkenntnisse und praktische Tipps für deine Irland-Rundreise, die Vicky und ich auf dieser Reise gesammelt haben, findest du jetzt in einem eigenen Blogbeitrag. Ein Must-Read vor deiner eigenen Reise nach Irland! ♥

Im Beitrag: → Reizende Hotel-Tipps für deine Irland-Rundreise erfährst du, wo wir genau übernachtet haben. Darin habe ich dir viele weitere reizende Guesthouses, Bed & Breakfasts und Hotels herausgesucht. Plus: Du findest dort direkt die Links zum Buchen. Irland-Rundreise leicht gemacht!

Außerdem habe ich dir die besten Geheimtipps für einen perfekten Tag in: Dublin zusammengestellt, sodass du nichts verpasst, auch wenn du nur ganz einen Tag in der irischen Hauptstadt Zeit hast.

 

Irland-Tipps zum Weiterlesen

Peace Wall mit Streetart Belfast

Die Peace Wall in Belfast ist voller Streetart. Foto: Gin des Lebens

  • Viele Irland-Reisetipps findest du bei Nicolo auf Nicolos Reiseblog.
  • Diverse Irland-Artikel hat auch Ines vom Blog Gin des Lebens für dich zusammengestellt.
  • Ines hat auch den perfekten Tag in Belfast hier auf Weltreize geschrieben.