Die nächsten 17 Tage verbringe ich in Valencia. Aber nicht etwa zum Faulenzen, um am Strand zu liegen und die Stadt anzuschauen. Ich mache den ersten Bildungsurlaub meines Lebens und werde 30 Stunden pro Woche Spanisch lernen, während draußen 25 Grad warmer Sonnenschein nach mir ruft. Das Ganze mache ich mit meiner Freundin Vicky. Euch nehme ich mit. Los geht’s. 

Hola Valencia!

Valencia-Tipps: Strand von Malvarrosa

Als sich in der Metro, mit der wir in 30 Minuten für 4,40 Euro pro Person vom Flughafen in die Stadt fahren, eine Frau mit einem indigoblauen, blumenverzierten Fächer neben mich setzt und sich professionell Luft zuzufächeln beginnt, realisiere ich: wir sind angekommen in Valencia, das sich „Balenthia“ spricht und mit 1,8 Mio. Einwohnern die drittgrößte Stadt Spaniens ist. 17 Tage voller Lernen und Stadtentdecken liegen vor uns. Aber wie funlktioniert das überhaupt mit dem Bildungsurlaub?

 

Hintergrund Bildungsurlaub

Grundsätzlich hat in Deutschland jeder Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf eine Woche Bildungsurlaub pro Jahr. Ausgenommen sind Beschäftigte in Bayern und Sachsen. Die Regelungen über die genauen Auslegungen des Bildungsurlaubs ist allerdings Ländersache. So müssen Arbeitnehmer aus Hamburg und Schleswig-Holstein bei einem Sprachkurs z.B. 30 Stunden pro Woche Spanisch lernen, während für Personen aus anderen Bundesländern  weniger Stunden reichen. Hat man im Vorjahr keinen Bildungsurlaub genommen, kann man einmalig zwei Wochen bekommen. Aber es gibt Ausnahmen für bestimmte Unternehmensgrößen und -arten und in vielen Firmen sind Aktivitäten wie Bildungsurlaub leider verpönt und gelten als Zeichen mangelnder Motivation.

Kosten Bildungsurlaub

Bildungsurlaub heißt, dass du während des Urlaubs weiterhin dein Gehalt bekommst. Die Weiterbildung, die du während dieser Zeit machst, musst du allerdings selbst bezahlen. Falls du den Bildungsurlaub wie wir mit einer (Sprach-)Reise verbindest, zahlst du diese und alle damit verbundenen Kosten ebenfalls selbst. 

Zertifizierte Weiterbildung

Dabei muss der Kurs oder die Aktivität, die du dir für den Bildungsurlaub ausgesucht hast, für dein Bundesland anerkannt und zertifiziert sein. „Dein Bundesland“ ist in dem Fall das Bundesland deines Arbeitgebers. In unserem Fall heißt das, dass wir nur einen Intensivsprachkurs mit 30 Wochenstunden nehmen konnten. Zum Kursbuchen können wir dir Lingualand empfehlen.

Bildungsurlaub: Beantragung und Nachweis

Den Bildungsurlaub musst du mindestens sechs Wochen vorher bei deinem Arbeitgeber beantragen. Ohne triftigen Grund darf er nicht abgelehnt werden. Ich hab zum Beispiel von meinem Arbeitgeber gar nicht Bescheid bekommen, dass der Bildungsurlaub genehmigt wurde, sondern ihn irgendwann in unserem Zeiterfassungssystem eingetragen gesehen. Nach dem Bildungsurlaub musst du einen Nachweis erbringen, dass du ihn absolviert hast. Fertig.

Bildungsurlaub: steuerlich absetzbar

Die Kosten für den Bildungsurlaub sind steuerlich absetzbar, wenn der Bildungsurlaub in einem plausiblen Zusammenhang mit deinem Beruf steht. Das weist du am besten nach, indem du dem Finanzamt eine Bescheinigung deines Arbeitgebers und das Zertifikat des Bildungsurlaubs vorlegst. Die Anerkennung kann allerdings von Finanzamt zu Finanzamt variieren.

Diese Kosten können abgesetzt werden:

  • Kursgebühren
  • Lernmaterial
  • Anreise
  • Unterkunft
  • Fahrtkosten (z.B. zur Schule)
  • Verpflegungspauschale

Allerdings wird das Finanzamt nie die gesamten Kosten erstatten, da es Kosten für die „private Lebensführung“ abziehen wird. Das sind deine „normalen“ Lebenshaltungskosten, die du Zuhause auch gehabt hättest. Du kannst die Kosten bei Werbungskosten oder (seltener) Sonderausgaben aufführen. Das Bildungsurlaubsgesetz ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Eine gute Seite mit Links zu den entsprechenden Gesetzen ist Bildungsurlaub.de.

Bildungsurlaub Valencia: Wie war’s?

Der Spanisch-Kurs war gut. Man macht am ersten Morgen einen Einstufungstest (schriftlich und mündlich). Je nach dem wird man einem Kurs zugeordnet. Während der ersten Tage wird dann geschaut, ob die Zuordnung richtig war und man kann den Kurs bei Bedarf wechseln. Die Kurse haben max. 10 Teilnehmer. Wir waren in der ersten Woche zu Viert, in der zweiten dann leider zu Zehnt.

Stundenplan: Spanisch, Spanisch, Spanisch

Der Kurs selbst ging immer morgens um 9 Uhr los und war in drei Blöcke aufgeteilt:

  • Von 9-11 Uhr hatten wir eine sehr gute Lehrerin, die auch mal was auf Englisch erklären konnte, was in einem Anfängerkurs sehr hilfreich ist. Grundsätzlich wird nur Spanisch mit dir gesprochen.
  • In der nächsten Doppelstunde von 11-13 Uhr hatten wir eine Spanierin, die kein Englisch und damit auch nichts auf Spanisch erklären konnte. Da wir ein A1-Kurs (Anfänger) waren, war das etwas problematisch. Außerdem hatte sie einen deutlichen Akzent, sodass wir Schwierigkeiten hatten, sie zu verstehen.
  • Von 13-14 Uhr hatten wir Einzelunterricht bei einem Lehrer, der auch Englisch konnte. In der Stunde konnten wir selbst bestimmen, was wir machen / wiederholen wollten und Fragen stellen. Das war unsere Lieblingsstunde ;)

Manchmal haben wir Hausaufgaben aufbekommen, aber in recht überschaubarem Umfang. Die Lehrer*innen waren über die gesamten zwei Wochen jeden Tag dieselben, nur die Kursteilnehmer*innen haben in der zweiten Woche gewechselt.

Bildungsurlaub: Test und Zertifikat

Am vorletzten Tag hätten wir einen vierstündigen Test mit Zertifikat machen können. Der hätte aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil bestanden. Außerdem wäre mit einem Hörtest getestet worden, wie gut wir Spanisch verstehen. Da wir das Zertifikat aber nicht benötigt haben, haben wir lieber noch ein bisschen Spanisch gelernt. Natürlich bekommst du bei ausreichender Anwesenheit (85 %) eine Bescheinigung, dass du am Kurs teilgenommen und was du gelernt hast. Die legst du deinem Arbeitgeber als Nachweis für den Bildungsurlaub vor.

Bildungsurlaub: Fazit

Was und wie viel du lernst, hängt wesentlich davon ab, ob du dich nachmittags noch hinsetzt, alles wiederholst und Vokabeln lernst. Wir haben uns lieber die Stadt angeschaut und ausgiebig das spanische Essen getestet. Trotzdem lernst du einiges und bekommst auch ein Gefühl für die Sprache. Hilfreich ist auch, dass du deine Kenntnisse sofort anwenden kannst, und Valencia war wirklich eine unglaublich tolle Kulisse für einen (Bildungs-)Urlaub.

Wir waren also insgesamt zufrieden, auch wenn es zum Teil echt anstrengend war, vor allem die zweite Unterrichtseinheit. Dennoch kamen wir motiviert zurück und haben uns in Hamburg gleich für den nächsten Spanischkursus angemeldet. Nächsten Monat beginnt dann schon wieder der Folgekursus. Insgesamt war der Bildungsurlaub also ein Erfolg, und wir haben neben der Sprache auch viel über spanische Kultur gelernt, was wirklich interessant war. In diesem Zusammenhang kann ich das Buch „Fettnäpfchenführer Spanien“ empfehlen – sehr aufschlussreich. Wir machen also weiter und planen für Herbst schon den nächsten Bildungsurlaub. Dann soll es nach → Sevilla gehen.

Zuletzt habe ich zwei Wochen Bildungsurlaub in Barcelona verbracht. Wie das war und was du beim Buchen deiner Sprachreise nach Barcelona beachten solltest, erfährst du in diesem Beitrag → Sprachreise Barcelona: alles, was du für deinen Bildungsurlaub wissen musst.

 

Die Unterkunft: Airbnb-Appartement

Mein Tipp für Bildungsurlaub: Such dir eine Wohnung vor Ort. Dann kannst du auch wie die Locals wohnen, und es ist güsntiger als ein Hotel, vor allem auch, weil du dich selbst verpflegen kannst. Das hier ist übrigens unser zu Hause für die nächsten 17 Tage.

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Mehr Informationen

Nicht schlecht, oder?!

Es gibt zwei Schlafzimmer: ein schönes großes und ein, naja, sagen wir, minimalistisches kleines. Wir entscheiden uns beide für das große. Also losen wir. Vicky bastelt winzige Zettel. Ich darf zuerst ziehen und sehe … einen Smiley, der den Mund nach unten verzieht :( Na toll. Ein Trost bleibt: Nach einer Woche wird getauscht. 

Dann erstmal zum Mercado (Supermarkt), einkaufen, anschließend Tapas und ein Glas Rioja auf unserem kleinen Balkon.

Tapas-Balkon-Valencia

Unten auf der Straße erwacht langsam das Leben. Ein kleiner Hund pinkelt gegen eine Vespa. Die Cafés füllen sich, es wird laut geschwätzt und gegenüber hängt ein älterer Herr mit nacktem Oberkörper seine Wäsche zum Trocknen raus. Unsere Wohnung liegt im fünften Stock, also sehen wir den Typen von gegenüber zwei Etagen unter uns mit Kopfhörern und Drumsticks in der Hand, der sich enthusiastisch zu der für uns lautlosen Musik in seinen Kopfhörern bewegt. Mehr sehen wir nicht. Ob da ein Schlagzeug steht? Oder übt er auf seinem Schreibtisch? Der Blick vom Balkon gleicht einem Wimmelbild: Das Leben spielt sich jetzt auf den Straßen ab.

 

Kostenteilen auf Reisen: App-Tipps

Während wir tapasessend auf dem Balkon sitzen, frage ich die Facebook-Community, ob sie einen App-Tipp für mich hat. Die App soll uns in den kommenden Wochen helfen, die Kosten zu erfassen und zu teilen. Sie muss folgendes können:

  • für Apple und Android funktionieren,
  • von mehreren Geräten aus verwendbar / synchronisierbar sein, sodass
  • mehrere Leute in ihr Ausgaben einpflegen können,
  • die App soll die Ausgaben teilen und
  • ausrechnen, wer wem wieviel schuldet.
  • Am besten ist die App noch kostenlos.

Bei der letzten gemeinsamen Reise hatten wir das klassisch über Zettelwirtschaft und abendliches Brainstorming gemacht, aber darauf habe ich keine Lust mehr. Da muss es doch was geben… Auf die Community ist Verlass, sodass ich am Ende vor dieser Auswahl stehe:

  • Splitwise
  • Tricount
  • Lendstar
  • Kitty Split

Wir testen erstmal Splitwise, die App sieht übersichtlich aus und scheint intuitiv bedienbar. Außerdem dient sie tatsächlich lediglich zum Kosten erfassen und teilen. Andere Apps, wie Lendstar, haben noch weitere Funktionen, z.B. kann man sich da direkt Geld überweisen/“rüberschieben“, die wir aber nicht benötigen.

 

App-Tipps für Valencia

  • Offline-Karte maps.me
  • Valenbisi, zum Fahrräder ausleihen
  • Leo Spanisch/Deutsch
  • Google Maps, um Verbindungen mit den Öffis rauszusuchen

Reiseführer speziell für Valencia gibt es nicht viele. 2018 kommt der neue Reise Know-how raus. Wir haben den Dumont von 2017 und einen Fettnäpfchenführer für Spanien dabei.

Nachdem die Sache mit der App zum Kostenteilen geklärt ist, inzwischen wird es langsam dunkel, beschließen wir, einen Spaziergang zu einer von Valencias Hauptattraktionen zu machen. Sie liegt praktischerweise bloß 1 km von unserer Wohnung entfernt.

 

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Valencia Ciudad de las Artes y de las Ciencias

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Meine 15 Insidertipps für Valencia habe ich inzwischen für dich zusammengeschrieben. Jede Menge Fotos, die zeigen, wie umwerfend die Stadt ist, gibt es außerdem. Außerdem war ich so begeistert von der Streetart dort, dass ich darüber ebenfalls einen Beitrag mit den besten Tipps und den interessantesten Künstler:innen geschrieben habe: Streetart in Valencia: laut, bunt, mittendrin.