Nachdem wir wochenlang auf den Spuren der Inkas gewandert waren, lernten wir auf unserer letzten Station in Guatemala einiges über die Mayas: in Tikal, einer der bedeutsamsten und die wahrscheinlich am besten erforschte Maya-Stätte. Noch einmal eine kräftige Portion Kultur, ehe es auf die Karibikinsel Caye Caulker gehen sollte.

Mit dem Flieger nach Flores

Aufgrund der Sicherheitsbedenken hatten wir für Guatemala nur rund anderthalb Wochen einkalkuliert – viel zu wenig, wären wir gerne noch länger → im Hippiedorf am Atitlán-See oder → im bunten Antigua mit seinen Cafés und Restaurants geblieben. Weil die Busfahrt nach Tikal von Antigua zwölf Stunden gedauert hätte und eine Nachtbusfahrt gewesen wäre (was wir in Guatemala unbedingt vermeiden wollten, denn wir hatten zu viele Geschichten über nächtliche Überfälle gehört), gönnen wir uns den einstündigen Flug von Guatemala-City nach Flores/TIkal.

Flores ist der wohl ideale Ausgangspunkt für Tikal. Eine malerische, kleine Stadt auf einer Insel im Lago de Peten Itza. Quasi jedes Haus hat da Seeblick. Traumhaft. Das (touristische) Leben spielt sich überwiegend am Seeufer ab, wo es etliche nette Cafés und Restaurants gibt.

 

Die Tempel von Tikal

Die Tempelanlagen von Tikal liegen noch anderthalb Stunden entfernt. Am schönsten, so heisst es, sei es dort bei Sonnenaufgang – wenn der Dschungel erwacht. Wir haben wenig Lust, mitten in der Nacht aufzubrechen und als aufgrund der Wettervorhersage klar ist, dass wir eh keine Sonne aufgehen sehen können, entscheiden wir uns, die antike Stadt im Regenwald am späten Vormittag zu besuchen.

 

Von Mücken und Menschen

Keine Ahnung, wie die Mayas sich früher gegen Stechmücken und beißende Ameisen geschützt haben – wir jedenfalls bereuen es sehr schnell, das Moskitospray in der Unterkunft vergessen zu haben. Dafür ist die Entscheidung, tagsüber die Tempelanlage zu erkunden, goldrichtig: Erstaunlich wenige Besucher begegnen uns auf den Pfaden der weitläufigen Anlage. Kleiner Tipp: Unbedingt die 3 Dollar extra investieren für den Plan der Anlage – die Orientierung geht im die Tempel umgebenden Urwald unwahrscheinlich schnell verloren und die Ausschilderung ist äußerst dürftig und dazu manchmal auch noch falsch.

Das Ausmaß der Anlage ist enorm. Man benötigt schon einen ganzen Tag, um alle Wege abzulaufen. Aber einst wohnten auch bis zu 200.000 Menschen in Tikal, das als prächtigste Stadt der Mayawelt galt, ehe sie im 9. oder 10. Jahrhundert vollständig verlassen wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wucherte alles zu, Tikal wurde quasi vollständig vom Regenwald verschluckt. Erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Ruinen systematisch freigelegt und erforscht.

 

Santa Elena: Ausflug zum Baumhaus

Einer der Besitzer verrät uns seinen Lieblingsplatz: „Fahrt mit dem Boot rüber nach Santa Elena, lasst Euch an dem Hügel absetzen, klettert den hoch. Dort gibt es einen großen Baum, von dem aus eine Aussichtsplattform hochgeht. Da habt ihr einen tollen Blick auf Flores.“ Wie war das? Hügel, Baum, und noch weiter hoch? So ganz verstanden haben wir das nicht, klingt aber reizend.

Wir finden zwar nicht die richtige Anlegestelle und auch nicht auf Anhieb den Weg zum Gipfel, aber irgendwann steht der Baum vor uns. Und tatsächlich geht es noch weiter nach oben, sodass wir von den Baumwipfeln einen tollen Überblick über die Lage Flores‘, inmitten des Sees bekommen – mit dem Festland verbunden nur durch einen schmalen Damm.