Werbung | Der:die klassische Urlaubsreife fragt sich: Berge oder Meer/See? Ich dachte mir, warum für eines entscheiden, wenn man Berge UND Seen haben kann? In der italienischen Provinz Brescia zwischen Gardasee und Idrosee liegen zahlreiche Wanderwege mit sagenhaften Blicken auf die Seen. Nicht nur die fantastische Natur, sondern auch kleine Ausstellungen und Museen, die von traditionellem Handwerk und der regionalen Flora erzählen, kann man z. B. in den Bergdörfern nahe des Idrosees in der Lombardei bestaunen. Davon, und von dem unvergleichlichen Flair von Gargnano am Gardasee mit Wanderungen werde ich Dir in diesem Artikel erzählen.
Idrosee: Auftakt im Valvestino
Mein verlängertes Wochenende startet mit einem Abstecher am 10 km langen und 2 km breiten Idrosee – einem der saubersten Badeseen Italiens. Ein halbstündiger Spaziergang in Lemprato an der Südspitze am flachen, grünen, von Bergen umringten Seeufer entlang stimmen mich auf friedlich stille Wandertage und herrlich grüne Natur ein.
30 Autominuten vom See entfernt liegt im Osten das Bergdorf Persone, das ironischerweise von ganz wenigen „Personen“ bewohnt wird. Schlappe 27 Einwohner:innen hat der süße Ort. Er ist Basis für meine Wanderung im Valvestino, der Bergregion zwischen Idrosee und Gardasee. Hier führen einige Wanderwege entlang, aber man kann die Gegend z. B. auch per Mountainbike erkunden.
Rundwanderung ab Persone: 13 km und ein Hauch Kultur
Wer glaubt, in dieser Idylle bleibt einem nichts als pures Wandern, Baden oder Biken, der irrt sich. Kulturinteressierte kommen im Valvestino nämlich auch auf ihre Kosten. Jeder Ort, den wir heute auf unserer knapp 13-km-Rundwanderung passieren, hält mindestens ein kleines Museum oder eine Ausstellung bereit. Die mittelschwere Strecke verläuft dabei durch unberührte Natur, dichte Wälder, grüne Berghänge und satte Wiesen. Schön abwechslungsreich also.
Auf dem Weg zu unserem ersten Zwischenziel „Armo“ stoßen wir auf eine Eibe mit ihren giftigen Früchten. Aber auch Essbares finden wir, wie z. B. den Wald-Sauerklee, der mit seinem säuerlichen Geschmack reich an Vitamin C ist. Gemächlich plätschernde Bäche bieten eine willkommene Erfrischung für warm gelaufene Wander-Füße und verwandeln die ohnehin schon idyllische Landschaft in Bilderbuch-Motive.
Nach insgesamt 1,5 Std. erreichen wir den menschenleeren und doch einladenden Ort Armo, blicken durch schmale Gassen auf grüne Berghänge, erfreuen uns an bunten Blumen, die hier und da eingetopft stehen oder hängen und finden eine hübsche, gar nicht mal so kleine Kirche samt Friedhof mit schönstem Bergpanorama.
Brescias Mühlen mahlen langsam
Auf halber Strecke nach Turano besichtigen wir ein über 100 Jahre altes Venezianisches Sägewerk, das damals mit einem Wasserrad angetrieben wurde. So ersetzt man Muskelkraft durch Wasserenergie. Inzwischen restauriert, läuft die Säge heute zu Anschauungszwecken ohne Wasserradantrieb. Im Untergeschoss kann man sehen, wie riesige Zahnräder sich drehen. Sie sind die Verbindung zwischen Wasserrad und Säge.
Die Strecke führt jetzt über lindgrüne Wiesen, die von einem recht wasserarmen Bach zaghaft geteilt werden.
Wo Wasser ist, ist auch das nächste Wasserrad nicht weit: Es gehört einer am kleinen Hang gelegenen Kornmühle von 1860. Auch in dieser Mühle wird der Betrieb nachgestellt: Ein Mühlstein bewegt sich, es rattert und klappert, Besucher:innen tummeln sich, ein Guide erklärt auf italienisch, ich verstehe Bahnhof, beobachte wieder große ächzende Zahnräder, Trichter, Anschauungstafeln und stolpere hinaus ins Freie. Hier herrscht wieder Stille und dieses friedlich einladende Naturparadies, was auch von einem Reh bevorzugt wird, wie wir an seinen deutlichen Spuren sehen können.
Museums-Hopping-Hiking-Spaß in Moerna
Weiter geht’s nach Moerna. Der Wanderweg ist „gleichbleibend abwechslungsreich“, wenn man das so sagen kann, und aus jedem Winkel total schön. Über hohe Farne hinweg erspäht man immer wieder Berge und kleine verschlafene Dörfer.
In Moerna angekommen, steuern wir Kultur-Wanderer natürlich gleich die nächsten Museen an. Eine ehemalige Molkerei und ein kleines Botanisches Museum. Übrigens, die in diesem Artikel genannten Museen und Ausstellungen sind eher spartanisch angelegt und bestehen meist nur aus 2-3 kleinen Räumen. Sonst würde man so ein großes Pensum allein an einem Tag gar nicht schaffen.
Die alte Molkerei beherbergt Werkzeuge und Maschinen zur Milchverarbeitung und Anschauungstafeln. Zum Beispiel der Tombea, ein hochwertiger Bergkäse aus Kuhmilch, ist charakteristisch für das Valvestino. Namensgeber ist der nahegelegene Berg Tombea.
Das Botanische Museum Don Pietro Porta ist in der Molkerei untergebracht. Don Pietro Porta, ein Botaniker, der hier geboren wurde, wurde durch seine Forschung und Sammlung von Pflanzen aus dieser Gegend sowohl national als auch international bekannt.
Blickt man hinter das Gebäude, kann man den 1.976 Meter hohen Berg Monte Caplone, von dem man einen atemberaubenden Blick auf die Umgebung haben soll, sehen.
Kultur satt und Suppenkoma
Mit zahlreichen Eindrücken von Geschichte, Kultur, Handwerk, Landschaft und Natur im Gepäck, setzen wir nach einer kleinen Einkehr mit Getränkepause unsere Rundwanderung fort, die uns nach ca. einer Stunde am frühen Abend zurück nach Persone führt. Nach so einem Tag hat man sich ein deftiges Abendessen verdient. Das weiß auch unsere „Herbergsmutter“ aus der “Antica Osteria Pace” und kredenzt uns nach den obligatorischen Antipasti ein kalorienreiches, typisches Dinner aus Wildragout, schwarzen Bohnen und – zur Krönung der schweren Kost – Polenta in Tombea-Käse und Butter. Buon appetito! Es schmeckt bestens.
Funkelnde Aussichten
Einen fast schon romantischen Ausklang nimmt unser Abend an, als wir zwei Straßen weiter um die Ecke im Dickicht Glühwürmchen beobachten können. Zauberhaft! Eine schöne Alternative, falls man nicht die nahegelegene Cima Rest, eine Hochebene der Voralpen von Brescia, besuchen möchte. Hier herrschen aufgrund fehlender Lichtverschmutzung beste Bedingungen um Sterne zu beobachten. Und deshalb befindet sich hier auf 1.200 m ü. M. eine Sternwarte.
Der beschauliche Idrosee ist noch ein echter Geheimtipp in der Lombardei. Ich habe die Stille dieser Region in der Provinz Brescia fernab von Massentourismus sehr genossen. Es gibt vielfältige Wanderwege, von gemütlichen Spaziergängen bis zu anspruchsvollen Klettertouren, Natur pur, Kultur, gutes Essen, charmante kleine Bergdörfer und natürlich den See, den man auf unterschiedlichste Weise genießen kann.
An den Gardasee: Oh, wie schön ist Gargnano
Am nächsten Tag unseres langen Wochenendes ziehen wir um von Persone nach Gargnano am Gardasee, und weil es wie aus Eimern regnet, beschließen wir, nicht wie geplant von Briano in der Gemeinde Gargnano aus auf die Cima Comer, die 1.279 m ü. M. liegt, zu wandern, sondern erstmal den schönen Ort Gargnano am westlichen Ufer des Gardasees zu erkunden. Die Cima Comer soll sich allerdings aufgrund eines grandiosen Blicks auf den Gardasee sehr lohnen. Also bei passendem Wetter empfehle ich dir, da auf jeden Fall hoch zu gehen. Briano als Startpunkt für die Wanderung kann man auch von Persone aus in ca 45 Autominuten erreichen, liegt aber näher an Gargnano.
Wir schlendern mit Regenschutz durch den hübschen Ort, bestaunen zahlreiche Blumen, stolze Villen, imposante Paläste und steile Gassen, die zum See hinab führen. Kaum zu glauben, dass der See kleine Wellen ausspuckt, die an die Häuser schlagen. Wir spazieren die kurze, aber überaus liebenswerte, von Orangenbäumen gesäumte Seepromenade entlang, setzen uns ganz italienisch für einen caffè (was bei uns ein Espresso ist) auf die Terrasse eines Lokals und warten unter dem großen Schirm darauf, dass der Regen sich auflöst.
Das Zentrum von Gargnano: ein Hauch vom Dolce Vita
Wenige hundert Meter weiter befindet sich Gargnanos entzückender Hafen, der Porto Vecchio. Er wurde in drei ihn umgebende Häuserzeilen (inkl. altes Rathaus) eingelassen, was seinen ganz besonderen Charme ausmacht. Schicke Boote schaukeln zart im Wasser. Auf den knalltürkisen See zu blicken, ist selbst bei Regenwetter beeindruckend und versöhnlich. Zu Land findet man hier kleine Geschäfte, Cafés und Eisdielen.
Gargnano und seine Umgebung sind übrigens Hochburg der „limonaie“ (Zitronengewächshäuser). Franziskanermönche haben im 13. Jahrhundert im Kloster San Francesco mit dem Zitrusfrüchteanbau begonnen. Es gibt auch Zitronengärten, die man besichtigen kann.
Gemütliche 7-km-Wanderung mit Seeblick: von Gargnano nach Piovere
Am Nachmittag ist es soweit, wir können endlich wandern und entscheiden uns für einen kleinen Abschnitt des „Bassa Via del Garda“, einer der spektakulärsten Wanderwege dieser Region. Der vollständige Wanderweg führt von Salò durch die hügelige Landschaft, vorbei an Olivenhainen, durch Kastanien- und Buchenwälder, hinab durch markante Schluchten schließlich bis nach Limone. Dabei werden immer wieder Blicke auf den glitzernden, 370 km² riesigen See und seine von Bergen gesäumten Ufer frei, was mich persönlich an dieser Wanderung am meisten begeistert.
Wir starten von Gargnano aus, über Muslone nach Piovere. Eine dreistündige, einfache 7-km-Wanderung mit kleinen Pausen. Auch super geeignet für Menschen mit mäßigem Fitnesslevel und für kleinere Kinder.
Von den Ästen pflücken: ein kleiner Frischekick
Noch nie habe ich so viele Olivenbäume entlang eines Weges gesehen. Die machen mir direkt Lust auf pures Olivenöl mit Ciabatta. Aber nicht nur Oliven, die jetzt Ende Juni noch gar nicht reif sind, lassen einem das Wasser im Munde zergehen. Auch Feigenbäume, Kapern, Hopfen und Maulbeeren wachsen hier wild entlang unseres Weges. Letztere pflücken wir, um zu kosten. Noch nicht ganz reif, aber trotzdem genießbar. Herrlich!
Wir erreichen Muslone, ein kleines verschlafenes Bergdorf mit, wie soll es anders sein, steilen verwinkelten Gässchen und sogar einer kleinen Kirche.
Die Panoramablicke und Aussichten, die man entlang der Wanderung immer wieder auf den türkisblau leuchtenden Gardasee und den gegenüberliegenden Monte Baldo hat, sind einfach atemberaubend. Von hier oben aus bekommt man gar nichts mit von den zahlreichen Tourist:innen, die regelmäßig an den Gardasee kommen.
In Piovere fühlt man sich mit der charakteristischen Bauweise wie ins Mittelalter versetzt. Der Ort ist genauso friedlich und charmant wie alle anderen Dörfer, die ich in der Provinz Brescia bisher besucht habe. In einer nahegelegenen Schlucht befindet sich ein Wasserfall, der die Ortsteile Piovere und Aer verbindet.
Drei Gänse und drei Gänge
Für den Rückweg nehmen wir das Auto, denn es wird schon Zeit zum Abendessen. Das tun wir ganz vorzüglich und in idealer Lage für einen Blick auf den See: Im Restaurant San Martino Le 3 Oche (Oche = Gänse). Durch ein Steingewölbe gelangt man in den Gastraum, der zum Teil ebenfalls mit Steinwänden gemauert ist und sehr gemütlich wirkt. Durch große Fenster schauen wir verträumt auf den See, dessen Horizont sich genau auf unserer Augenhöhe befindet. Die Küche bereitet kreative regionale Gerichte aus den Spezialitäten wie Oliven, Kapern, Zitronen und Süßwasserfisch zu. Unsere drei Gänge schmecken vorzüglich! Ein toller Abend zum Abschluss meines Kurzurlaubs.
Mehr Highlights am Westufer des Gardasees
Hier sind noch einige weitere Highlights, die du am Westufer des Gardasees entdecken kannst:
- eines der vielen Zitronengewächshäuser besichtigen
- das Papiermuseum Museo della Carta in Toscolano Maderno
- die lebendige Stadt Salò
- den traumhaft schönen Ort Limone sul Garda
- die beiden Feltrinelli-Villen in Gargnano
Hoteltipps für deinen Kurzurlaub in der Lombardei
Antica Osteria Pace* (2 Sterne): sehr einfache, rustikale Unterkunft mit freundlichem Service, gutem Abendessen und simplem Frühstück. Hübsche Lage im Bergdorf Persone.
Hotel Villa Europa* (3 Sterne): Hübsches, gut ausgestattetes Hotel in Gargnano mit Blick auf den Gardasee, Zimmer mit Terrasse und vorzüglichem Frühstücksbüffet.
Von Gargnano nach Mailand: mit Schiff und Zug
Oder: von der Wasserseite auf die Schokoladenseite blicken. Am nächsten Morgen muss ich auch schon abreisen. Und weil es sich so schön anbietet, tue ich das per Schiff. An Gargnanos malerischen Seepromenade befindet sich ein Anleger für die Fähre. Insgesamt 26 Orte am Gardasee können angefahren werden. Von Gargnano aus sind es sieben Stationen bis nach Desenzano, von wo aus ich per Zug weiter nach Mailand fahre.
Nützliches zur Fährfahrt:
Fährunternehmen: Navigazione Lago di Garda
Ab Gargnano in den Süden fährt sie 2x am Vormittag, 2 x am frühen Abend. Jede 2. Verbindung ist Servici Rapidi, also eine schnellere Fähre.
Die Preise richten sich nach Länge der Strecke. Es gibt Einzel- und (Mehr-)Tageskarten. Dazu gibt es Aufschlag für die schnellere Fähre und für Fahrräder. Kinder zahlen weniger. Und wenn man vom Hotel eine Garda Promotions Card (die ist kostenlos) bekommt, dann gibt es ca. 1 Euro Rabatt auf das Fährticket.
Mein Fährticket hat 12,20 Euro gekostet, ich habe es kurz vor Abfahrt am leeren Schalter am Anleger gekauft.
Es ist beglückend, auch mal AUF dem See zu sein. Vom Wasser aus hat man einfach den schönsten Blick auf die schmucken Ortschaften, die sich zum See hin gerne von ihrer Schokoladenseite zeigen und sich mit ihren Prachtbauten und farbenfrohen Bepflanzungen zu übertrumpfen versuchen. Ein Hauch des Lombardischen Dolce Vita schwappt übers Wasser und löst jetzt schon Fernweh in mir aus, bevor ich überhaupt abgereist bin. Nach gut zweistündiger Fahrt erreichen wir die Endstation Desenzano. Von hier aus gibt es eine schnelle (0:50 h) und eine weniger schnelle (1:30 h) Zugverbindung nach Mailand.
Ich habe die langsamere für 10 € genommen. Die schnellere kostet 26 €. Tickets kann man am Schalter, auf italiarail.com oder beim Kontrolleuer kaufen, was ich aufgrund von Zeitmangel vorhatte, aber da kein Schaffner kam, bin ich quasi ohne Ticket gefahren. Die Züge fahren ca. alle 40 Minuten.
Tipps für einen perfekten Tag in: Mailand
In Mailand verbringe ich eine Nacht, um nach vielen Jahren eine Freundin wieder zu sehen. Die Stadt kann man ganz gut mit beiden Seen verbinden, jedoch empfehle ich dir: Zuerst die Großstadt, dann die entspannenden Seen.
Brauchst du noch Tipps für Mailand, schau hier in unseren Artikel:
Fazit: Wanderwochenende zwischen Idrosee und Gardasee
Wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr.
Ein langes Wochenende mit drei Nächten ist definitiv zu kurz für den größten See Italiens und seinen kleinen Nachbarn. Die Provinz Brescia in der Lombardei hat so viel zu bieten, dass man sich mindestens eine Woche Zeit nehmen sollte. Toll fand ich die beiden ganz unterschiedlichen Wanderungen wegen der vielfältigen Landschaft und den Ausblicken auf den Gardasee, die Ruhe und Gelassenheit, die überall herrschten, die ursprünglichen kleinen Dörfer und die freundlichen Menschen.
Wem etwas Trubel und viele Tourist:innen nichts ausmachen, der wird von den einladenden Orten, den historischen Stätten und Museen, der exzellenten Gastronomie, den Wanderungen und dem großen sportlichen sowie freizeitlichen Angebot am Gardasee begeistert sein.
Wer es lieber ruhiger hat, der findet am sauberen Idrosee mehr Abgeschiedenheit bei ebenso faszinierenden Bergkulissen und aussichtsreichen Wanderungen vorbei an ursprünglichen Dörfern.
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Über Weltreize-Autorin Alexia
Claudias Freundin Alexia reist genauso gerne wie sie, liebt die Bewegung und die Natur sowieso. Neues auszuprobieren ist für sie ein großes Spielfeld und ein Abenteuer, das sie nicht ausschlagen kann. Dafür ist sie zu neugierig. Davon mal abgesehen zeichnet sie für ihr Leben gern, singt im Gospelchor und arbeitet als Grafikdesignerin.
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