Mit einer Freundin bin ich unterwegs auf dem Elbe-Radweg. In einer Woche fahren wir 300 km von Dresden bis Magdeburg. Hier berichte ich jeden Tag von unseren Erlebnissen. Heute haben wir eine kleinere Distanz vor uns: von Wittenberg bis Dessau sind es „nur“ 38 km. Das sollten wir also locker schaffen. Wenn uns da nicht das Wetter in die Quere kommt…
Am Morgen in Wittenberg scheint endlich mal die Sonne. Dafür schrabbeln die Temperaturen ganz nah an der Nulllinie rum. Heißt also: Extraschicht anziehen.
Wittenberg am Morgen
Schnelle Runde durch Wittenberg, dann gehts gegen Mittag gen Dessau. Die Strecke ist auf dem Papier nur 38 km. Schaffen wir locker. Oder?
Not amused
Noch schnell bei der Fahrradwerkstatt vorbei. Während der Mann dort freundlicherweise unsere Reifen checkt und mit einer Hochdruckluftpumpe aufpumpt, sprechen wir ihn auf die vielen Bautätigkeiten in der Stadt an. Normal oder wegen des Jubiläums? „Überall wird gebaut, an den sinnlosesten Stellen und allet auf den letzten Drücker. Ein paar Leute machen sich die Taschen voll, und für den Rest bleibt jarnischst.“ Offenbar sind hier nicht alle begeistert vom großen Luther-Jubiläums-Spektakel.
Als wir Wittenberg mit topfitten Reifen verlassen, fängt es an zu schneien. Zu schneien!!! Danke April. Du hast wirklich alles gegeben. Alles außer Sommerwetter. #wirhabenverstanden Kalenderspruch des Tages: Schnee ist wie Regen, nur niedlicher.
Kein Kaffee, nirgends
Das erste Café, bei dem wir gern einkehren würden, hat geschlossen. Deswegen machen wir unsere Müslipause am Aussichtspunkt beim Biosphärereservat Mittelelbe – UNESCO Weltkulturerbe.
Aus den Büschen kommt plötzlich ein suspekter Mann, der auf unser „Hallo“ nicht reagiert, was ihn noch suspekter macht. Ich gehe dahin, wo er herkommt, um nachzusehen, ob er da irgendwo eine Leiche abgelegt hat. Kann aber nichts finden und will auch nicht tiefer in die Sache einsteigen. Zu viele Krimis?
Wenig später, es schneit schon wieder, sehen wir Emus auf der Wiese. Zusammen mit Schafen zwar, aber es handelt sich eindeutig um Emus. Merkwürdig.
Fähre fährt nicht
In Coswig wollen wir die Fähre nehmen und die Elbe überqueren. Überrascht stehen wir vor diesem Aushang:
Improvisieren ist angesagt. An der längeren Alternativroute liegen viele verfallene Häuser.
Zumindest sind wir jetzt wieder auf der geplanten Route. Die Wege sind oft brandneu und sogar mit aufgedruckten Verkehrsschildern versehen.
Durch eine Art Burgtor betreten wir den Park von Oranienbaum-Wörlitz.
Endlich Kaffee
Wir fahren durch den Park bis wir zum Schlösschen Luisium kommen.
Als wir am Ende des Parks an einem Café vorbeikommen, hoffen wir auf einen Koffeininschub. Vergebens. Schon wieder geschlossen. Irgendwie ist der Wurm drin.
Als wir den Park schon verlassen haben, sehen wir das Landhaus Dessau. Auch geschlossen, aber der Wirt macht eine Ausnahme und uns einen Latte Macchiato. Endlich. Als wir glücklich den Kaffee austrinken, kommen von oben dicke Flocken hinabgetanzt. Im Landhaus Dessau kann man übrigens auch übernachten. Wir merken uns das für nächstes Mal.
(Zu) Kurz in Dessau
Das Rathaus von Dessau
Kaum in Dessau angekommen, müssen wir uns auch schon wieder auf den Weg machen. Unsere Unterkunft liegt einige Kilometer außerhalb direkt an der Elbe. Außerdem auf der anderen Elbseite, d.h. wir müssen noch über den Fluss kommen. Das macht normalerweise die Unterkunft, die ein eigenes Boot dafür hat. Das Boot heißt „Moby Dick“. Nur muss das Wetter mitspielen…
Auf dem Weg aus der Stadt schauen wir uns den Park Georgium an, eine großflächige, bewaldete Parkanlage mit Gemäldegalerie und Lehrpark für Tier- und Pflanzenkunde Dessau.
Die Fahrt zum Fähranleger zieht sich. Wie eigentlich jeden Tag die letzten 5 km. Kurz bevor wir die Fähranlegestelle erreichen bricht die Sonne durch die Wolken.
Endlich erreichen wir den Fähranleger. Auf der anderen Elbseite liegt unsere Unterkunft: die Elbterrassen zu Brambach. Die Elbe sieht ruhig aus. Wir stellen uns an die Anlegestelle. Gerade als wir bei der Unterkunft anrufen wollen, tritt eine Frau auf die Terrasse und ruft zu uns herüber. Ich rufe zurück, woraufhin sie eine Glocke kräftig läutet.
Wenig später geht ein Mann zum kleinen Boot, das sich erstaunlich wendig auf dem Fluss bewegt. Moby Dick kommt uns holen.
Unser Zimmer hat Elbblick. Abends essen wir im zu unserer Unterkunft gehörigen Restaurant. Wieder Spargel. Danach geht es früh ins Bett. Schließlich haben wir morgen die letzte und längste Etappe vor uns. Bis Magdeburg sind es noch 80 km. Gute Nacht.
Etappenberichte zur Elbe-Radtour
Während unserer einwöchigen Elbe-Radtour habe ich jeden Tag einen kleine Erfahrungsbericht zur jeweiligen Etappe online gestellt und berichtet, wie es uns so geht. Wenn du also mehr zur Strecke lesen möchtest, bitte hier entlang:
- Überblicksartikel: Schönste Radtour Deutschlands – Elbe-Radweg von Dresden bis Magdeburg
- Tag 1: mit dem Zug nach Dresden
- Tag 2: von Dresden über Meißen bis Riesa oder: April ist ein komplexer Reisemonat
- Tag 3: von Riesa bis Torgau oder: Regen, Radeln, Rinderbäckchen
- Tag 4: von Torgau bis Wittenberg oder: Störche und die Lutherstadt
- Du bist hier: Tag 5: von Wittenberg bis Dessau oder: im Schnee nach Dessau
- Tag 6: von Dessau bis Magdeburg
- Tag 7: mit dem Zug von Magdeburg nach Hause
- Citytrip Magdeburg: Tipps für einen perfekten Tag!
- Bonustrack: Packliste für 1 Woche Radreise
das mit dem „nach der Leiche gucken“ hätte ich sein können – auch definitiv zu viele Krimis.
Liebe Grüße, Wärme und viel Sonne von nusa lembongan nach Deutschland