Man stelle sich nur mal vor, die Stadt München würde als Heimat des Kölner Doms gelten. Die Touristen würden dann mit Bussen von München nach Leverkusen gekarrt und müssten von dort zu Fuß nach Köln laufen, um den Dom bewundern zu können. So ähnlich mühsam ist die Anreise von Cusco zum Machu Picchu, der bekanntesten archäologischen Stätte Südamerikas, Weltkulturerbe und eines der „neuen sieben Weltwunder“. 

Klar, jeder will zu Machu Picchu hinauf, doch die Peruaner machen einen ganz schönen Bohei darum. Pro Tag dürfen nur 2500 Besucher zum Machu Picchu, der Eintrittspreis beträgt stolze 40 Euro (inkl. Besteigung des Berges – Montaña -, auf den nur 400 Personen pro Tag dürfen). Die Tickets müssen im Voraus erworben werden – unter Vorlage des Reisepasses. Wer dann am Eingang nicht den original Reisepass dabei hat, darf nicht rein. Zum Eintrittspreis kommen noch weitere Kosten hinzu – die Einzelheiten gibt es hier.

Noch höher sind die Hürden, wer den original Inka-Trail (ein Vier-Tages-Marsch zum Machu Picchu) machen möchte: Nur 200 Touristen sind pro Tag zugelassen, der Trail daher oft auf Monate ausgebucht.

Machu Picchu auf eigene Faust

Wir entschließen uns zu einem Drei-Tages-Trip auf eigene Faust von Cusco aus. Per Minibus soll es ab 7.30 Uhr losgehen (es wurde dann doch eine Stunde später). Die Fahrt ist wahrlich nichts für Menschen mit Höhenangst oder schwachen Nerven: Stundenlang geht es über unbefestigte Bergpässe, die oftmals durch meterhohe Steinschläge verschüttet sind, immer knapp am Abgrund vorbei.

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Von Hidroelectrica nach Aguas Calientes

Um 15.30 Uhr erreichen wir Hidroelectrica, wo die Straße endet. Von dort müssen wir noch 2 1/2 Stunden zu Fuß nach Aguas Calientes marschieren, dem Ort am Fuße des Berges, der nur zu Fuß oder mit der Eisenbahn erreichbar ist. Summa summarum 11 Stunden auf den Beinen – und von Machu Picchu immer noch nix gesehen. (Etwas bequemer und auch schneller geht die Anreise in einer Kombination von Zug und Bus, allerdings auch ungefähr achtmal so teuer).

 

Der große Tag: endlich Machu Picchu

Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht, als wir um 5.15 Uhr zur Haltestelle kommen, von wo die Busse ab 5.30 Uhr die Besucher zum Machu Picchu hinauf fahren. Die Schlange reicht die ganze Straße hoch. Dennoch sind wir rechtzeitig um kurz vor 6 Uhr am Eingang und müssen sogar noch warten, bis sich die Tore öffnen und die Reisepässe (und Tickets) kontrolliert werden. Es ist noch kalt, Frühnebel liegt über den Berggipfeln als wir das erste Mal Machu Picchu sehen.

Ich war im Vorfeld skeptisch, ob es den ganzen Aufwand wert sein würde, eine Ansammlung alter Steine zu bewundern, die man schon tausendmal auf Fotos oder in Filmen gesehen hat. Wie konnte ich nur zweifeln? Der Anblick ist überwältigend. Die Siedlung ist viel größer als angenommen. Doch das Imposanteste ist die Lage: So stolz und majestätisch auf einer Hochebene, von allen Seiten umgeben von 3000ern. Ein Berg schöner und mächtiger als der andere. Diese Weite, diese Stille, diese Höhe kann kein Foto und keine Filmaufnahme einfangen. Innerhalb von anderthalb Stunden hat sich der Nebel verzogen und die Menschenmassen haben die Felsenstadt der Inkas eingenommen, die bei der Eroberung der Spanier unentdeckt blieb, dann jahrhundertelang vergessen war und erst 1911 entdeckt wurde.

Auf einer Anhöhe grasen mehrere Lamas und lassen sich geduldig fotografieren. Eines ist so zutraulich, dass es mich gleich küsst, als ich ein Selfie mache.

 

Machu Picchu: Lohnt sich der Montaña?

Um 9 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Machu Picchu Montaña, vor Ort einfach nur Montaña (Berg) genannt (Einlass ist nur von 7 bis 10 Uhr möglich, limitiert auf 100 Personen pro Stunde). Ok, wir waren vielleicht etwas naiv und unvorbereitet, aber kein Mensch hat uns gewarnt, wie anstrengend der Aufstieg sein würde. Nach 1 3/4 qualvollen Stunden erreichen wir endlich den Gipfel auf 3.082 Metern und blicken von dort auf die Siedlung herab, die plötzlich so winzig wirkt. Wir genießen die Stille, den Ausblick, ruhen uns aus, schießen ein paar Fotos und müssen feststellen, dass der Abstieg ebenfalls anstrengender ist als erwartet, da unsere Beine und Knie noch vom Aufstieg wacklig wie Pudding sind.

 

Im Schneckentempo durch die Ruinen

Den Rest des Tages kriechen wir förmlich im Schneckentempo über die Anlage, die eindrucksvoll erhalten (und restauriert) ist. Obwohl die Sonne gnadenlos auf uns scheint, fängt es am Nachmittag an zu regnen, was sofort einen riesigen Regenbogen hervorzaubert. Nach rund zehn Stunden zollen wir unseren Körpern Tribut und verlassen die eindrucksvolle Stätte (auf der es übrigens keine Toilette und – bis auf den Einlass zum Berggipfel – noch nicht mal Wasser zu kaufen gibt). Wir verzichten auf den geplanten Abstieg und lassen uns vom Bus ins Tal fahren (auch die Bustickets gibt’s nur unter Vorlage des Reisepasses und Angabe aller erdenklichen Daten).

 

Spontan mit dem Panoramazug Inca Rail

Auch am nächsten Morgen sind wir noch so erschöpft, dass wir uns für den bequemeren, wenn auch teureren Weg entschließen und den Zug nehmen. Mit dem luxuriösen Inca Rail (Ledersitze, Panoramafenster und Cocktailservice inklusive) tuckern wir ab 8.30 Uhr gemächlich nach Ollantaytambo. Dort quetschen wir uns noch in einen abfahrtbereiten Minibus rein, der uns um 12.15 Uhr in Cusco absetzt. Der Trip zum Machu Picchu ist aufwändig, anstrengend und teuer, lohnt sich aber auf jeden Fall.

 

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Zentraler Platz in Cusco

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