Kuba ist der Grund, weshalb wir auf unserer Weltreise 2015/2016 nach Westen (linksherum) reisen. Denn wir wollten möglichst schnell Kuba erleben, bevor das Land, das nur 80 Kilometer von der Küste Floridas entfernt liegt, nach Aufhebung der politischen und wirtschaftlichen Sanktionen von Amerikanern vereinnahmt wird. Und so haben wir Land und Leute erlebt.
Hinweis: Dieser Artikel ist aus dem Jahr 2016. Ich war 2024 nochmal auf Kuba, und die Lage hat sich seither in vielerlei Hinsicht noch verschlechtert.
Parallele Währungen: CUP vs. CUC
Bereits in den vergangenen Jahren hat sich Kuba verändert hat. Jeder Kubaner versucht, im Tourismus Fuß zu fassen, denn nur so kann er wirklich Geld verdienen. Es beginnt bereits damit, dass Kuba zwei offizielle Währungen hat. Die Landsleute werden in Kubanischen Pesos (CUP) bezahlt, die Touristen müssen in Pesos Convertible (CUC) bezahlen. Der CUC ist im Verhältnis 1:1 an den US-Dollar gekoppelt. 1 CUC entspricht dabei immer 25 CUP.
Einkommensgefälle auf Kuba
Außerhalb der Tourismusbranche kann ein Kubaner maximal 50 CUC (also 50 US-Dollar) im Monat verdienen. Ärzte fallen in diese Kategorie. Ein Polizist bekommt 40 CUC, ein Lehrer 20 CUC im Monat. Kubaner, die ein Zimmer ihrer Privatwohnung an Touristen vermieten (Casa Particulares), verlangen dafür im Durchschnitt 25 bis 35 CUC pro Nacht. Also mehr als ein Lehrer im ganzen Monat erhält. „Meine Eltern wollten, dass ich studiere und Anwalt werde. Doch warum sollte ich? Da verdiene ich nichts“, erzählt uns Luis, der in Playa Giron (besser bekannt als Schweinebucht, wo während der Kuba-Krise 1961 die US-Invasion kläglich scheiterte) eine Art Pension mit acht Gästezimmern betreibt, die dauernd ausgebucht sind.
Wohnen bei den Locals: Casa Particulares
Seit 1997 dürfen Kubaner ihre Zimmer an Touristen vermieten. Sie müssen dafür monatlich eine Lizenzgebühr (Luis bspw. 100 CUC, bei vier Zimmern zu 50 CUC pro Nacht) entrichten und die Einnahmen versteuern. Anfangs bedeutete das Übernachten in den „Casas Particulares“, die man an einem blau-weißen Schild an der Hauswand erkennt, noch Familienanschluss, ähnlich wie bei den Bed & Breakfasts in England. Doch die Zeiten sind längst vorbei. Das Geschäft brummt. Wer ein großes Haus hat, vermietet mehrere Zimmer und bietet Frühstück (3 bis 6 CUC pro Person) und Abendessen (7 bis 12 CUC) an. Zeit (und vielleicht auch Lust), sich gemütlich dazu zu setzen, hat da keiner mehr.
Wir übernachten in unseren 16 Tagen auf Kuba ausnahmslos in Casas – und sind nie enttäuscht. Jedes Zimmer hat einen Kühlschrank und ein eigenes Bad. Die Betten sind immer frisch bezogen und die Besitzer auch gerne zu einem Plausch bereit – jedenfalls sofern man Spanisch kann, denn Englisch sprechen nur die allerwenigsten.
Bildungselite fährt Taxi
Auf einer fünfstündigen Taxifahrt von der Schweinebucht nach Viñales, erzählt uns der Fahrer Daniel ganz offen seine Lebensgeschichte, die so typisch ist: Er war Sportlehrer, liebte seinen Beruf und würde ihn am liebsten heute noch ausüben. Doch er verdiente nur 16 CUC im Monat. Vor fünf Jahren sattelte er um: Er kaufte sich zunächst ein völlig kaputtes Auto aus den 1950er Jahren. Ein Jahr lang schraubte und bastelte er an dem Wagen rum, bis dieser wieder wie frisch aus dem Oldtimer-Museum aussah. Ein Geschäftspartner steuerte zum Schluss einen Motor bei, und sie verkauften das Auto dann gemeinsam für 20.000 CUC. Sein Startkapital für’s eigene Taxi. Er kaufte erneut ein altes Auto, päppelte es alleine auf und bekam eine Taxilizenz.
Seitdem fährt er Touristen in einem rot-weißen 1952er Ford. Sein ganzer Stolz, das merkt man bei jeder Gelegenheit, wenn er über das Auto spricht. Auch wenn die Scheibenwischer nicht funktionieren und die Fensterscheibe hinten rechts mehrere Risse hat („Ich bekomme einfach keine neue Scheibe.“).
Für die Fahrt zahlen wir ihm (zusammen mit einem anderen Pärchen) 140 CUC. Also neunmal so viel wie er früher im ganzen Monat verdiente. Doch was bleibt davon bei ihm hängen? „Zunächst einmal muss ich die Frau in der Touristen-Information bezahlen, dass sie mich angerufen hat und nicht einen anderen Fahrer. Dann schluckt das Auto viel Sprit – etwa 60 CUC für diese Fahrt“, rechnet er vor, in rudimentärem Englisch, das er sich durch Gespräche mit Touristen selbst beigebracht hat. Und weiter geht’s mit den Abzügen: 20 CUC müsse er für die Taxilizenz (speziell für Touristen-Transporte) pro Tag bezahlen – unabhängig davon, ob er Kunden habe oder nicht.
Und dann die ganzen Ersatzteile, die er illegal aus den USA bekommt. („Alle paar Monate kommt eine Amerikanerin und bringt mit, was sie für mich besorgen konnte“). Er kennt die Preise für jedes noch seine kleine Teil an seinem Armaturenbrett: 18 CUC für den Radioknopf, 16 CUC für eine kleine Belüftungsklappe, 20 CUC für den Aschenbecher. Die durchsichtige Kunststofffolie über der Rücksitzbank (zum Schutz der tadellos erhaltenen Polster) habe 150 CUC gekostet.
Häuserpreise explodieren
Ist sein Leben heute besser als vor fünf Jahren, als er noch Lehrer war? „Ja schon. Aber noch lange nicht gut.“ Er berichtet von den täglichen Ärgernissen: „Ich würde meinen Kindern gerne jeden Tag Milch auf den Tisch stellen können. Aber oft gibt es über Tage keine zu kaufen.“ Daniel hat sich in Jagüey Grande ein Haus gebaut – einer Stadt, in die sich keine Touristen verirren. Schlecht für’s Einkommen, denn Zimmer kann er dort keine vermieten. Umziehen in eine Touristen-Stadt kommt für ihn nicht in Frage. Zum einen ist er in Jagüey Grande aufgewachsen, zum anderen seien woanders Häuser mittlerweile unerschwinglich. Ausländer hätten in den vergangenen Jahren viele Immobilien gekauft, um sie dann zimmerweise zu vermieten. „Vor zwei Jahren kostete ein Haus noch 25.000 CUC, heute 100.000. Und in Strandnähe gar 300.000“, klagt er.
Internet in Kuba: noch immer offline
Dabei ist er schon privilegiert: Er hat sogar ein iPhone, was es selbstverständlich in Kuba nicht zu kaufen gibt. Es ist ein iPhone 3 – ein sieben Jahre altes Modell, das eine Kundin ihm als „Trinkgeld“ geschenkt hat. Doch mobil ist Daniel damit noch lange nicht. Denn Internet ist in Kuba so schwer zu bekommen wie in Deutschland Oldtimer auf den 1950er Jahren.
Privatpersonen dürfen noch immer keinen Internetanschluss haben. Nur in wenigen Städten, Touristen-Hochburgen wie Havanna, Trinidad oder Viñales, gibt es neuerdings Internetzugang auch für Kubaner. Allerdings nur draußen, auf öffentlichen Plätzen, meist auf dem Marktplatz oder in ausgewählten Straßen. Leicht zu erkennen an den Menschentrauben mit Laptops, Tablets oder Smartphones. Um online gehen zu können benötigt man eine Internetkarte. Eine Stunde kostet bei der staatlichen Empresa de Telefomunicaciones de Cuba 2 CUC. Maximal 3 Karten (= 3 Stunden) dürfen auf einmal gekauft werden. Man kann sich allerdings beliebig oft in die Schlange stellen. Für „normale“ Kubaner kostet das Internet also ein Vermögen.
Viele haben aber auch hier wieder eine Geschäftsidee entdeckt: Denn um eine Internetkarte zu kaufen, muss man meist 45 Minuten anstehen. Beim Kauf werden zu jeder Karte die Daten des Reisepasses erfasst – und das dauert in Kuba… Kubaner haben Zeit, also stellen sie sich an, kaufen 3 Karten zu je 2 CUC und verkaufen sie an Touristen, die sich nicht anstellen wollen, für je 3 CUC.
Einkaufen und Essen in Kuba
Auch wenn die Propagandatafeln vorgeben, der Sozialismus habe gesiegt, in den wenigen Supermärkten, die es gibt, zeigt sich das Gegenteil: Die meisten Regale sind leer. In Trinidad und selbst in Havanna können wir über Tage noch nicht mal stilles Mineralwasser kaufen. Coca-Cola und andere US-Produkte sind weiterhin verboten (werden aber in ausländischen Cafés oder Bars durchaus angeboten – importiert aus Mexiko).
Das Essenangebot ist mehr als übersichtlich: Fisch, Huhn oder Schwein mit Bohnen und Reis. Wahlweise auch Reis und Bohnen mit Fisch, Huhn oder Schwein. Manchmal gibt es ein paar Scheiben Salatgurke oder Tomate dazu, aber die kann man nicht essen, weil die Gefahr einer Magen-Darm-Infektion für unsere westlichen Mägen zu hoch ist. Wir haben es ausprobiert. Es stimmt. Rindfleisch gibt es nicht. Kubanern ist es selbst untersagt, eine Kuh zu schlachten – angeblich steht darauf eine mehrjährige Haftstrafe.
Überhaupt: Da selbst kleine Diebstähle (vor allem an Touristen) mit langen Haftstrafen sanktioniert werden, gibt es de facto keine Kriminalität dieser Art. Wahrscheinlich ist Kuba dadurch das sicherste Reiseland der Welt.
Und bestimmt auch das mit der am besten erhaltenen kolonialen Bausubstanz. Zwar sind, vor allem in Havanna, die meisten Häuser total runtergekommen, ca. 50% sind gar einsturzgefährdet. Doch sie werden seit einigen Jahren dank der Einnahmen aus dem Tourismus aufwändig restauriert. In der Altstadt Havannas sind bereits rund ein Viertel wieder tiptop hergerichtet und an jeder Ecke stehen Gerüste.
Amerikaner undercover
Und obwohl US-Amerikaner offiziell nicht ins Land reisen dürfen (mit Ausnahmegenehmigung ist höchstens eine organisierte Gruppenreise möglich) treffen wir erstaunlich viele US-Bürger, die kurioserweise ihren Trip mit den Worten begründen: „Wir wollen Kuba noch erleben, bevor die Amis kommen.“ Sie alle sind illegal im Land. Die meisten sind nach Mexiko gereist, haben dann dort einen Flug nach Havanna gebucht.
Kuba selbst ist für US-Touristen sehr wohl gerüstet: Amerikaner bekommen ihre Ausreisestempel nicht in den Reisepass, sondern auf einem extra Blatt Papier, damit sie bei der Einreise in die USA keine Probleme bekommen. Nur die Geldversorgung in Kuba bleibt für die US-Bürger problematisch: Auf US-Dollar gibt es beim Wechseln einen „Strafzoll“ von 10%, amerikanische Kreditkarten funktionieren nicht. Also wechseln sie vor der Reise das gesamte Dollar-Reisebudget in Euro und müssen dann mit ihrem Euro-Bargeld auskommen.
Kuba: die Straße als Wohnzimmer
Von Autos über Essen bis hin zum fehlenden Internet: Kuba ist wahrlich eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert. Das Leben spielt sich auf der Straße ab: Selbst in Havanna steht bei jedem zweiten Haus die Tür offen. Man trifft sich auf dem Bürgersteig zum Plaudern, Spielen oder Haare schneiden. Alle paar Minuten kommt einer vorbei, um was zu verkaufen: Mal Zwiebeln, mal Brot, mal Obst. Auch in den Fenstern der Häuser selbst gibt es unzählige kleine Verkaufsstände, die oft nur wenige Waren (meist Essen) zum Verkauf anbieten. Bezahlt wird hier in CUP.
Außer auf den Hauptstraßen tuckert nur ab und zu ein Straßenkreuzer vorbei (angeblich besitzen gerade mal 3% der Kubaner ein eigenes Auto). Wir werden natürlich sofort als Touristen erkannt, auch dauernd angesprochen, allerdings stets freundlich und mit einem breiten Lächeln. Nur ganz selten haben wir das Gefühl, dass es darum geht, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir erleben die Menschen in Kuba als die bislang freundlichsten, lebensfrohsten auf dieser Reise.
Ein Herz für Kuba: unsere Reiseberichte
Auf unserer → Weltreise waren wir gut zwei Wochen auf → Kuba. Vor Kuba waren wir übrigens in → Mexiko unterwegs, genau eine Nacht in → Cancun, was uns nicht besonders gefallen hat. Kuba aber hat unser Herz im Sturm erobert. Es war eines unserer → Weltreise-Highlights und wir waren wirklich traurig, als wir die Insel schließlich wieder verlassen mussten. Das merkt man auch in den Blogartikeln, die wir während dieser Zeit geschrieben haben:
- Geld in Kuba: alles, was du wissen musst
- Havanna: ein rieseige Freiluftmuseum
- Trinidad und die Touristenschwämme
- Cienfuegos: ein Hauch von Frankreich
- Die Schweinebucht: das trostlose Tauchparadies
- Viñales: im Tal des Tabaks
- Rückkehr nach Havanna: Explosion beim Mittagessen
- Hier mal ein kritischer Artikel: Leben in Kuba: Tourimus oder Armut
- Fazit Mittelamerika: alles, was du wissen musst!
Tut mir leid aber das Bild, das hier von Kuba und den Casa Particulares gezeichnet wird, kann so nicht verallgemeinert werden. Ich war vor 3 Wochen auf Kuba und hatte viel Kontakt, ja täglichen Kontakt zu meinen Gastfamilien. Wenn eine Familie oder Einzelperson eine Vielzahl an Zimmer parallel vermietet ist ja wohl auch klar, dass nicht mit allen Gästen gleichermaßen geplaudert werden kann, zumal der Arbeitsaufwand deutlich höher ist. Da muss man sich eben das passende aussuchen anstatt zu behaupten die Kubaner hätten keine Lust mehr. Und selbstverständlich sind Spanischkenntnisse unabdingbar, wenn man Land und Leute authentisch erleben will. Lasst die Leute doch einfach mal ihre eigenen Erfahrungen machen.
Ich habe vor vielen Jahren als Deutsche auf Kuba gelebt. Ich habe alle Facetten des Lebens auf Kuba erlebt. Mein Mann war Kubaner, und wir lebten bei meinen Schwiegereltern. Diese hatten 16 Kinder. Es gab alles nur auf Zuteilung, und dafür gab es das Lebensmittelbuch. Es hat kaum ausgereicht. Dennoch hatte ich eine wunderbare Familie. Die Menschen sind liebenswert und voller Lebensfreude. Sie geben das Letzte und halten zusammen. Not macht eben erfinderisch. Um in das kubanische Leben einzutauchen, sollte man das so gelebt haben. Bei 40 Grad auf dem Maisfeld, oder ohne Wasser und Strom den Alltag bewältigen und vieles mehr. Dennoch ist es auch aus eurer Sicht richtig was ihr beschreibt.
http://www.einmalkubaundzurueck.de
Liebe Petra,
danke für deine Eindrücke! Natürlich ist es etwas ganz anderes auf Kuba zu leben. Da bekommt man ganz andere Einblicke. Trotzdem haben wir auf unseren Reisen immer versucht, auch hinter die glitzernde Touristenfassade zu schauen. Und gerade auf Kuba waren die Diskrepanzen manchmal geradezu offensichtlich …
Viele Grüße
Claudia
Ich kenne Cuba über 30 Jahre, habe dort 2 mal im Jahr meinen Urlaub verbracht, in Hotels oder auch in verschiedenen Casa Particulares, von 2013 bis 2018 habe ich in Cuba gelebt, mit kurzen Unterbrechungen wo ich nach Deutschland musste, das Haus habe ich dann immer meiner Familie zur Verfügung gestellt. Ich habe immer wieder Höhen und Tiefen erlebt, aber ich habe Cuba geliebt und tue es auch Heute noch. Nachdem Präsident Obama wieder Kontakt zu Cuba aufgenommen hatte, ging es mit Cuba wieder nach vorn, die Läden waren voll und die Menschen wieder zufriedener. Die aggressive Politik von Trump gegenüber Cuba habe ich dann 2018 richtig gemerkt, die Versorgung wurde immer schlechter, für ein Deo musste man Tage suchen. Ich hatte nie ein Auto in Cuba, mein Nachbar hatte ein Fahrradtaxi ( Picitaxi ) , dass reichte zum Einkauf, den Rest dann mit dem Bus von der Firma Astro ( nur für Cubaner ). Das da nur ab und zu mal ein Straßenkreuzer vorbeituckerte kann ich nicht bestätigen, teilweise erinnerte mich der Straßenverkehr in den etwas größeren Städten ein wenig an Deutschland, es war kaum ein vorwärtskommen. Es ist schon ein Unterschied ob man nur auf der Durchreise ist oder ob man mehrere Jahre dort ( in Puerto Padre, Las Tunas ) lebt, genau wie die Cubaner. Durch solche Berichte entstehen auch einige falsche Eindrücke, auch als Polizeistaat habe ich Cuba nicht erlebt, ich habe mich immer sicher gefühlt aber nicht beobachtet, wenn man sich an die Regel hält. Ich lebe zur zeit in Deutschland weil meine Tochter die Schule hier beenden möchte und danach in Cuba eine Ausbildung beginnen möchte, der nächste und dann wohl letzte Umzug nach Cuba steht uns noch bevor.
Wenn ich in Cuba leben möchte muss ich wissen was mich erwartet, sonst lass ich das mit Cuba und gehe nach Costa Rica, dort habe ich auch 5 Jahre. Ich gebe der Frau Petra Reinoso bedingungslos Recht. Meine Frau sitzt in Cuba fest, bedingt durch den Virus und wie wissen nicht wann sie nach Deutschland kommen kann. Unter dem Motto: Kuba ist mehr als nur eine Reise wert.
Schönes Wochenenden
Helmut
Lieber Helmut, Danke für die eindrucksvolle Schilderung Deiner Eindrücke. Ist ganz klar, dass man als Tourist weit weniger mitbekommt als Leute, die dort jahrelang leben. Ich denke, wir sind uns einig, dass es ein tolles Land mit herzlichen Menschen ist, die noch immer viel erleiden müssen. Die Suche nach einem Deo ist ein gutes Beispiel dafür. Alles Gute für Eure Pläne!
Hallo,
ich habe 2016-2017 auf Kuba gelebt und mich in Havana niedergelassen.
Nur wenn man offen bleibt, erlebt man die Großzügigkeit und den Zusammenhalt der KubanerInnen.
Was mir in meiner Zeit manchmal aufgefallen war, ist der allgegenwärtige Opportunismus, notgedrungen. Egal, ich liebte das Land und die Menschen, die sich meiner angenommen haben! Es ist alles eine Frage des selbst gewählten Blickwinkels. Die Menschen sind voller Lebensfreude und haben seit der – Periodico especial – bestimmte Überlebensstrategien entwickelt, welche auf uns exotisch und fremd, aber nicht unsympathisch wirken mögen. Ich möchte empfehlen sich mit Wertungen, Kritik und Rückschlüssen aus den eigenen kleinen Beobachtungen zurückzuhalten. Ganz besonders wenn man nur kleine Ausschnitte des Alltags auf Reisen beobachtet. Allzu schnell folgt eine Wertung vor dem eigenen kulturellen Kontext, zumeist unbewusst. Dies ist jedoch ein großer Fehler, den schon frühe Anthropologen gemacht haben. Ich wurde in Kuba besonders großzügig und auch besonders mies behandelt. Und was folgt daraus? Nichts, So what? -weil ich nicht mal im Ansatz nachvollziehen kann, wie es ist und wie man aufwächst, wenn man Hunger leidet und unter Dauerüberwachung und Diktatur lebt und der Staat auch noch die Selbstbestimmtheit einschränkt. Unter diesen Bedingungen ist Opportunismus und positive Lebensfreude eine Strategie und mit den Widrigkeiten klar zu kommen.
Playa Giron habe ich anders wahrgenommen, auch war ich auch tauchen. Ja, die Gedenkorte sind verrottet und ungepflegt, ja die Ferienanlage ist zum Teil verwaist, ja der erste Tauchguide hat sich keine Mühe gegeben. Ich habe in Giron eine tolle Dorfparty mit den Kids gehabt, wo ich US und Europäische Musik aufgelegt habe. Ich war an der Steilklippe in der Schweinebucht tauchen, weiter draußen mit einem anderen Guide wo es sehr seltene Korallen gibt. Das Wracktauchen war dagegen langweilig , und habe Feuerfisch gegessen. Ich war gleich hinter Giron bei der Cueva de los Peces in den Wald hinein wandern mit einem tollen private Guide um in den Cenotes von einer Klippe zu springen. Unsere Casa-Gastgeberin war wunderbar und hatte das hübscheste weiße Haus in Giron und das leckerste Essen. Also man kann das Beste daraus machen, wenn man sich darauf einlässt und offen bleibt und auch einfach mal zu Dingen „Ja“ sagt. Dann stellt sich das Abenteuer erst ein.
Kuba war für mich eine intensive, leidenschaftliche und zuweilen leidvolle Erfahrung. Eine Rückkehr ist nicht unmöglich, aber zweifelhaft, weil es zu viele farbenreiche Emotionen in mir auslöst.
Hallo Tabea, Danke für die ausführlichen und eindrucksvollen Schilderungen Deiner Zeit in Kuba. Du hast natürlich völlig Recht, dass man nur kleine Ausschnitte des Alltags beobachtet, wenn man lediglich ein paar Wochen durch ein Land reist. Ich denke, es ist aber völlig okay, wenn man die Beobachtungen – angereichert durch Erzählungen anderer – weitergibt. Logischerweise gewinnt Jemand, der länger dort lebt, einen umfassenderen Eindruck. Du hast ja ähnliche Erfahrungen gemacht wie wir – auch beim Tauchen. Danke für den Tipp, an der Steilklippe tauchen zu gehen. Auch von den Cenoten dort hatten wir noch nicht gehört. Klingt toll (wir waren vom Cenoten-Tauchen in Mexiko, nahe Tulum, begeistert). Kuba war das erste Land auf unserer Weltreise, bei dem wir mit Tränen in den Augen zum Flughafen gefahren sind, weil wir gerne noch länger geblieben wären. Wir hatten allerdings auch gemerkt, dass wir Havanna bei der Ankunft viel euphorischer wahrgenommen hatten als zwei, drei Wochen später, als wir wieder zurück in die Stadt kamen. Intensiv, leidenschaftlich, zuweilen leidvoll – das sind sehr treffende Beschreibungen der Erfahrungen, die wir auch gemacht hatten. Auch für uns gilt: Eine Rückkehr ist möglich, aber eher unwahrscheinlich. Weniger wegen der farbenreichen Emotionen, viel mehr wegen der vielen Plätze auf der Welt, die es noch zu bereisen gibt. In diesem Sinne: Möge die Leidenschaft fürs Reisen uns alle weiter neugierig und beobachtend durch die Welt tragen!
Hallo Dominik und Claudia,
aus welcher Zeit stammt Ihre Webseite? CUP und CUC? Der CUC wurde zum 1. Januar 2021 abgeschafft, er konnte n ur bis 30. Juni 2021 in Cup gewechselt werden. Abgesehen davon, konnte man als Tourist bereits 2016 mit CUP bezahlen. Die Preise in den Läden waren seither sowohl in CUC als auch äquivalent in CUP angegeben.
Seit 11. August 2022 – nach einer neuerlichen Währungsreform im Land – gibt es für 1€ nicht 24 CUP, sondern 120!
Der durchschnittliche Monatslohn in Kuba beträgt rund 158€! Der hat sogar ein iPhone, was es in Kuba selbstverständlich nicht zu kaufen gibt“.??? Aus welcher Zeit stammt Ihre Webseite? Der persönliche Besitz von iPhones unterscheidet sich schon seit 2021 nicht mehr von dem in Deutschland! Die Verbreitung von „Handies“ – gibt es nicht, das nennt sich Mobiltelefon (mobile telephone, cellphone, teléfono móvil) entspricht etwa der in der Bundesrepublik Deutschland! Von wann ist Ihre Webseite?
Viele haben aber auch hier wieder eine Geschäftsidee entdeckt: Denn um eine Internetkarte zu kaufen, muss man meist 45 Minuten anstehen. Beim Kauf werden zu jeder Karte die Daten des Reisepasses erfasst??? – seit wann??? Ich kaufe seit mehr als 8 Jahren die Internetkarten bei ETECSA und mußte noch niemals meinen Reisepaß vorlegen! Die Internet-Tarjetas kosten übrigens immer noch 25 kubanische Pesos; bis 11. August 2022 war das ein guter €, seit der Währungsreform sibd das jetzt rund 10 Eurocent!
„Und obwohl US-Amerikaner offiziell nicht ins Land reisen dürfen (mit Ausnahmegenehmigung ist höchstens eine organisierte Gruppenreise möglich) treffen wir erstaunlich viele US-Bürger, die kurioserweise ihren Trip mit den Worten begründen: „Wir wollen Kuba noch erleben, bevor die Amis kommen.“ Sie alle sind illegal im Land. Die meisten sind nach Mexiko gereist, haben dann dort einen Flug nach Havanna gebucht“. – Ich fasse es nicht, was Sie hier von sich geben. Jeder US-Amerikaner mit familiären Beziehungen zu Verwandten in Kuba darf selbstverständlich reisen!!! Jeder andere US-Bürger, der in Kuba anzutreffen ist, benötigt eine Reisegenehmigung des US-Finanzministeriums. Das ist nichts Neues. Schon US-Expräsident Jimmy Carter benötigte diese! Was erzählen Sie hier für Märchen?
„Nur die Geldversorgung in Kuba bleibt für die US-Bürger problematisch: Auf US-Dollar gibt es beim Wechseln einen Strafzoll von 10%, amerikanische Kreditkarten funktionieren nicht“. 1. Es ist kein „Strafzoll“ beim Wechseln, sondern eine Umtauschsteuer! Wenn ich an einem kubanischen Bankautomaten Geld von meiner deutschen Kreditkarte abhebe, muß ich ebenfalls eine Gebühr bezahlen. Das ist völlig normal! Es ist auch völlig normal, daß ich Systeme eines Landes nicht akzeptiere, welches meinem Land so viel Leid gebracht hat; bis heute – einschließlich des Embargos für überlebensnotwendige Medikamente!!!
„Also wechseln sie vor der Reise das gesamte Dollar-Reisebudget in Euro und müssen dann mit ihrem Euro-Bargeld auskommen“. Hallo, in Kuba kann man nicht mit „Euro-Bargeld auskommen“. Von wann ist Ihre Internetseite? Man muß ausländisches Geld eintauschen in CUP; seit Monaten ist die Zahlung mit Kreditkarte – keinesfalls US-amerikaniscchen Ursprungs – die Regel!!!
„Außer auf den Hauptstraßen tuckert nur ab und zu ein Straßenkreuzer vorbei (angeblich besitzen gerade mal 3% der Kubaner ein eigenes Auto)“. Havanna hat rund 2,5 Millionen Einwohner und mehr als 1 Million zugelassener Fahrzeuge. Nach Adam Riese ist 1 Million von 2,5 Millionen durchaus ein wenig mehr als 3%; ich glaube, da irre ich mich nicht. Man sollte sich einfach einmal die Mühe machen, die Autokennzeichen – die sind übrigens bei Privatfahrzeugen nicht mehr gelb! – ein wenig näher zu betrachten. Aber das tun wohl nur diejenigen, die tatsächlich in Kuba sind und dort als deutsche Ausländer ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben wie ich. Und natürlich diejenigen, die sich wirklich für Kuba und das Leben der Menschen dort interessieren.
Aber vielleicht waren Sie ja gar nicht in Kuba. Seit Jahren mache ich die Erfahrung, daß es noch ein anderes Kuba auf diesem Planeten geben muß. Ich war in 20 Jahren mehr als 40mal in Kuba – auf der Weltkugel liegt dieses phantastische Land 1 Flugstunde östlich von Cancún (Mexiko), mehr als 380 Kilometer nördlich von Jamaika, rund 300 Meilen (rund 480 Kilometer) von Miami entfernt. „Mein“ Kuba liegt auf dem 23. Breitengrad und dem 82. Längengrad.
Liebe Sibylle, Danke für die Schilderung der aktuellen Einreise- und Lebenssituation. Wir waren auf der Weltreise 2016 in Kuba, aus dieser Zeit stammt der Text. Es ist sehr interessant, in den Kommentaren mitzuerleben, wie sich das Land und die Lebensumstände ändern. Wir sind froh, dass wir uns noch ein Bild machen konnten, als sich vieles von dem Leben wie wir es aus Deutschland und anderen Ländern kannten, unterschieden hatte. Schön, zu lesen, dass es bspw. seit 2021 beim persönlichen Besitz von Mobiltelefonen keinen Unterschied mehr zu Deutschland gibt. Es ist sicherlich spannend, die Veränderungen in dem Land heute mitzuerleben, wie sich etwa die Internet- und Verkehrssituation verändert hat. Für uns war es 2016 ungewohnt, meist ohne Internet auszukommen und zu beobachten, wie sehr sich das Leben der Kubaner auf der Straße abspielte. Uns war schon klar, dass sich das Land in den kommenden Jahren verändern würde. Kuba war sogar der Grund, weshalb wir unsere Weltreise westwärts planten – wir wollten recht am Anfang der Reise Kuba erleben und nicht erst am Ende, weil wir damals von einer noch schnelleren Wandlung des Landes ausgingen. Danke für Dein Update!
Lieber Dominik, liebe Claudia, danke für die Veröffentlichung meines Kommentars. Ich habe Claudia schon geschrieben, daß ich nicht harsch sein wollte. Ich lebe seit drei Jahren im Rahmen der kubanischen Gesetze für Ausländer ohne kubanische Familienangehörige in Kuba. Und ich bin in manchen Bereichen erfreut, in anderen Bereichen zutiefst traurig über viele Veränderungen hier. Beeindruckend ist, um nur ein recht banales Beispiel zu geben, die innerhalb der letzten drei Jahre ungeheure Zunahme an modernsten Autos – jeder dritte Neuwagen ist ein SUV. Zutiefst beeindruckend war seit März 2020, wie das Land mit der Pandemie umgegangen ist. Ein Land, welches unbedingt auf Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen ist, hielt über 15 Monate alle Flughäfen geschlossen. Es gab keinerlei Tourismus. Deshalb ist Kuba – auch wenn die Kubaner das anders sehen – relativ glimpflich aus der Pandemie herausgekommen. Die Gesundheit der Menschen war wichtiger als jegliches Geld. Bei vielen positiven Veränderungen sehe ich aber auch einiges, was ich befürchtet habe: Das Mobiltelefon hat bei vielen Menschen in den Städten das klassische Domino ersetzt. Heute sitzen nicht mehr viele auf der Straße und gehen sich beim Dominospiel fast an den Kragen. Heute sitzen viele allein und beschäftigen sich nur noch mit ihrem kleinen „Spielgerät“ Mobiltelefon. Aber: Die Hilfsbereitschaft, die Herzlichkeit, das kubanische Herz schlechthin ist erhalten geblieben. Deshalb liebe ich dieses Land.
Hallo,
Wir fliegen im März nach Kuba und ich bin seit Wochen damit beschäftigt aktuelle Infos zu bekommen, was ich in den Koffer an Mitbringsel packen sollte und darf. Als normaler Touri hat man ja nur geringe Möglichkeiten. Wir waren vor 15 Jahren schon einmal da und dieses Jahr klappt es endlich wieder. Ich habe schon fleißig Kleinigkeiten gesammelt, das mein Mann schon Angst hat, für sich nur eine Badehose noch in den Koffer zu bekommen. Ich bin für sämtliche Tips und Hinweise dankbar.
Hallo Eike,
bitte entschuldige die späte Antwort. Inzwischen bist du zwar schon wieder aus Kuba zurück, aber vielleicht helfen die Infos ja jemand anderem, der:die das hier liest. Zuverlässige Infos, was du nach Kuba ein- und aus Kuba ausführen darfst, findest du auf der Website des Auswärtigen Amtes unter „Einteise und Zoll“:
https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/kuba-node/
Im Detail findest du Informationen dazu auf der Website des kubanischen Zolls (auf Englisch):
https://www.aduana.gob.cu/en
Schöne Grüße
Claudia