Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor Jahren beim Tauchen meinen ersten Hai sah: Ein Riffhai, schlafend auf dem sandigen Meeresgrund. Vor Schreck schnüffelte ich die halbe Tauchflasche leer. Und nun, vor den Galapagosinseln, umkreisen mich Dutzende Hammerhaie und ich wünsche mir noch mehr herbei. Die Tauchreviere vor Galapagos sind wahrscheinlich die aufregendsten weltweit. Acht Tage lang heißt es für uns: Dive, eat, sleep – repeat! (Tauchen, essen, schlafen – wiederholen). An Bord des Astrea-Tauchboots Pingüino Explorer fahren wir die Topspots an: Bis hinaus zu Wolf & Darwin, wo es so viele Haie gibt wie nirgendwo sonst auf dem Planeten.

Tag 1: Willkommen an Bord der Pinguino Explorer

Nach der holprigen Anreise sind wir erleichtert, als wir am Flughafen Baltra von einem Crewmitglied der Astrea empfangen werden. Zusammen mit den anderen 13 Passagieren, die die achttägige Tauchsafari gebucht haben, werden wir zum Bootsanleger gebracht. Ein kleines Schlauchboot schippert uns zum „Pingüino Explorer“. Das Tauchboot ist nicht ganz so luxuriös, wie wir angesichts des stolzen Preises gehofft hatten, doch zumindest der Essensbereich sieht sehr schick aus und die Tische sind auch schon gedeckt. Wir beziehen unsere Kabine – leider nur im Unterdeck, wo der Geruch des Maschinenraums und der ständigen Feuchtigkeit in die Nase steigt.

Das Mittagessen, das unmittelbar danach serviert wird, gibt einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage: Es ist vorzüglich. Mit vollem Magen soll man vielleicht nicht unbedingt ins Wasser, doch für uns steht der erste Tauchgang an: Seymour. Locker zum Reinkommen. Wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die sieben Franzosen an Bord bilden die Gruppe „Hammerhead“. Unsere heißt „Mola Mola“ und ist international: Jane aus England, Lassi aus Finnland, Cindy aus der Schweiz sowie Jack und Pia aus Süddeutschland. Beim „Check Dive“ sehen wir unter anderem zwei schwarze Riffhaie, einen Schwarzspitzenriffhai, Blaupunktrochen und Napoleonfische.

 

Tag 2: Warm-up am Bartholomew

Am zweiten Tag tauchen wir 3x am Bartholomew (Pinacle Rock, Cousin Rock) – jedes Mal mit Weißspitzenriffhaien und Galapagos-Schildkröten, außerdem sehen wir Barracuda-Schwärme, Aale (Tiger Snake), Skorpion- und Papageienfische. Und zum ersten Mal Seelöwen – noch aus der Ferne. Ein wenig blutet mir das Herz, dass ich meine Unterwasserkamera zu Hause gelassen habe (sie ist mit externem Blitz einfach zu groß für den Rucksack) und „nur“ mit einer GoPro unterwegs bin (die Unterwasserfotos sind daher alles Screenshots der GoPro-Filmaufnahmen).

Bereits um kurz nach 13 Uhr lichten wir den Anker. Denn bis Wolf & Darwin liegen 16 Stunden Fahrt vor uns. Die beiden unbewohnten Inseln liegen weit vor den anderen Galapagosinseln. Genau das macht sie zum Tauchparadies. Dort tummeln sich die ganz großen Fische. Ungestört, denn nur ganz wenige Tauchboote (erlaubt ist nur eins pro Tag) nehmen den langen Weg auf sich. Ein Schwarm Fregatten begleitet unser Boot und fliegt einige Stunden direkt über uns.

 

Tag 3: Der legendäre Tauchplatz „Wolf“

Wie Kinder an Heilig Abend fiebern wir Wolf Island entgegen. Am nächsten Morgen um 5.45 Uhr die erste Ernüchterung: Es regnet, das kommt hier draußen sonst das ganze Jahr nicht vor. Egal. Hinein ins Wasser – zur Shark’s Bay. Und der Name hält, was er verspricht. Da ist sie: Die erste (wenn auch noch kleine) Hammerhai-Schule. So nennen Taucher es, wenn viele Haie auf einmal vorbeikommen. Am Ende des Tauchgangs, nach dem Safety Stop, kommt ein gutes Dutzend Delfine vorbei. Wir versuchen, hinterherzukommen, aber so schnell wie sie auftauchten, sind sie auch schon wieder weg.

So schön die vier Tauchgänge des Tages (wir sehen unzählige Hammer- und Galapagos-Haie) auch sind – sie sind sehr anstrengend. Denn die Strömung ist irre. Meist tauchen wir auf 27 bis 30 Meter ab, krallen uns dort an Felsen fest und warten bis die großen Tiere vorbeikommen. Wir müssen die Steine teilweise mit beiden Armen umklammern, um nicht von der Strömung mitgerissen zu werden.

Obwohl wir alle erfahrene Taucher sind – teilweise mit hunderten Tauchgängen – wird unsere siebenköpfige Gruppe beim Tauchplatz „The Cave“ zwischenzeitlich getrennt. Die starke Strömung und Probleme mit dem Druckausgleich bei einer Taucherin sind Schuld und führen zu einem etwas abrupten Ende des Tauchgangs. Unsere Gruppe sieht Redebedarf mit Tauchguide Lenny, der die Situation unserer Meinung nach nicht gut gemeistert hat: Zunächst hatte er sich nicht um die Zurückgebliebenen geschert, später als wir in eine Höhle tauchten, ließ er die Gruppe ohne klare Zeichenabsprache für mehrere Minuten allein zurück und schließlich beendete er den Tauchgang nach bereits 38 Minuten.

Doch zur anvisierten Aussprache nach dem Abendessen kommt es nicht, da sich bereits um kurz nach 20 Uhr alle ermattet von dem Tauchtag in die Kojen verziehen. Und am nächsten Tag steht schließlich der Höhepunkt an.

 

Tag 4: Darwin oder Tauchen im Aquarium

DARWIN’S ARCH, der berühmteste Tauchplatz von Galapagos, zweifellos einer der besten der Welt. Sonst eine sehr gute Gelegenheit, Walhaie zu sehen. Doch in diesem Jahr tobt das Wetterphänomen El Nino besonders stark und hat die Wassertemperatur in die Höhe getrieben. Die Walhaie sind daher Anfang Dezember schon weitergezogen. Doch auch ohne die größten Säugetiere der Welt ist es unglaublich, was wir hier sehen: Immer wieder umkreisen uns Hammerhaie, 20, 30, 40 Haie auf einmal.

Die andere Gruppe („die Franzosen“) hat noch größeres Glück: Bestimmt 100 Haie auf einmal kreisen über ihren Köpfen. Bilder, wie in einer BBC-Dokumentation. Wahnsinn! Selbst zwischen den Tauchgängen lassen uns die Haie nicht los: Ein gutes Dutzend Seidenhaie schwimmt über Stunden hinter unserem Tauchboot. Wir lassen unsere Neoprenanzüge gleich an und schnorcheln mit ihnen. Am Abend sind wir alle uns einig: Das war der beste Tauchtag unseres Lebens! Auch wenn wir uns insgeheim noch mehr und noch größere Hammerhai-Schulen erhofft hatten. Kitschig, wie in einer Hollywood-Schmonzette, begleitet uns dann auch noch eine Gruppe Delfine auf dem Weg in den Sonnenuntergang. Immer wieder vollführen die Delfine meterhohe Sprünge, direkt vor dem Bug. Welch eine Show – wir juchzen vor Freude.

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Tag 5: Back Again, Wolf

Tags drauf tauchen wir am Vormittag noch 3x vor Wolf Island, bevor wieder die weite Rückfahrt ansteht: Diesmal sind es rund 14 Stunden bis zur Nordwestküste von Isabela, wo die Wassertemperatur wegen El Nino 10 Grad wärmer als sonst um diese Zeit ist.

 

Tag 6: Mola Mola – der seltsamste Fisch der Welt

Dort erfüllt sich direkt nach dem Frühstück unser Traum: Am Punta Vicente Roca sehen wir drei Mondfische (die kurioserweise im englischen „Sunfish“ heißen – auch bekannt unter der Bezeichnung Mola Mola). Der Mondfisch ist der vielleicht seltsamste Fisch überhaupt: Von der Seite betrachtet ist er rund und strukturlos wie ein Mond, mit einem Durchmesser von bis zu drei Metern (unsere Exemplare waren ca. 2,50 Meter groß), oben und unten jeweils eine verhältnismäßig kleine Flosse. Doch von vorne betrachtet sieht er gar nicht mehr so groß aus: Denn er ist flach wie ein Flunder.

 

 
 
 
 
 
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25 Minuten können wir aus allernächster Nähe (1 m Entfernung) dabei zuschauen, wie sich der Mondfisch nach seiner langen Reise durch den Ozean an der „Cleaning Station“ von Putzerfischen säubern lässt. Und das sichtlich genießt. Er schwebt wie in Zeitlupe, hält seinen runden Mund meist nach oben. Es scheint als würde er die ganze Zeit grinsen vor Glück. Genau so fühlen wir uns auch: Und als ob dieser Tauchgang nicht schon einzigartig wäre, kommen plötzlich Seelöwen um die Ecke und spielen mit uns. Wieselflink schießen sie nach oben und wieder steil in die Tiefe, stoppen bei uns, verdrehen ihre und unsere Köpfe und geben uns das Gefühl: Kein Lebewesen im Meer hat so viel Spaß unter Wasser wie Seelöwen. Riesenschildkröten, Adlerrochen, Kofferfische, Pinguine, Kormorane, immer und immer wieder große Schwärme kleiner Fische – all das nehmen wir mittlerweile, nach 18 Galapagos-Tauchgängen schon als selbstverständlich hin.

 

Tag 7: Abtauchen mit Trinkgeld

Am vorletzten Tag auf dem Pingüino Explorer steht nur noch ein Tauchgang an: Pinzon Island, für die Liebhaber von kleinen Tieren, wie Seepferdchen. Leider sehe ich nicht den Bat Fish, dessen volle rote Lippen ihm den Beinamen „Angelina Jolie“ eingebracht haben. Was auch daran liegt, dass unser Guide Lenny die komplette siebenköpfige Tauchgruppe unter Wasser für 13 Minuten verloren hat (die Sicht war entsprechend schlecht).

Nach dem Tauchgang gibt es Frühstück. Anschließend versammelt sich die Crew und weist uns daraufhin, dass jetzt die Zeit für’s Trinkgeld gekommen ist. 10 Prozent sei der übliche Satz – ganz schön happig. Schließlich kostet der Trip pro Person fast 3500 Euro. Wir sind uns untereinander alle einig, dass es so viel nun wirklich nicht sein muss. Vielleicht ist die Crew angesichts der nicht ganz so prall gefüllten Kuverts enttäuscht, vielleicht ist aber auch nach dem Trinkgeld einfach nur die Luft raus, jedenfalls lässt der Service an Bord schlagartig nach. Dabei dauert die Tauchsafari noch 24 weitere Stunden.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Santa Cruz, wo wir erstmals nach einer Woche an Land gehen und die Darwin Forschungsstation besuchen.

Besuch der Charles Darwin Forschungsstation auf Santa Cruz

Besuch der Darwin Forschungsstation

Kurz vorm Abendessen teilt uns Lenny mit, dass das Ausflugsprogramm am letzten Tag so nicht stattfinden werde. Eigentlich sollten wir alle gemeinsam einen Landausflug zu einer Schildkrötenfarm und einem riesigen Lavatunnel machen, doch da die Franzosen früh am Flughafen sein müssen, werde das gestrichen. Unsere Entrüstung ist ihm egal und gipfelt in der Antwort: „Ich bin nur Freiberufler. Beschwert Euch beim Bootsbesitzer. Ich gehe jetzt.“

Um eine lange und unerfreuliche Geschichte abzukürzen: Nach heftigen Protesten wird uns zugesagt, am nächsten Morgen käme „Irgendjemand“, um mit uns die Ausflüge zu machen.

 

Tag 8: Die Luft ist raus

Von wegen! Wir müssen um 7 Uhr das Boot verlassen (die Franzosen sind da bereits auf dem Weg zum Flughafen) und werden am Hafen wie bestellt und nicht abgeholt sitzengelassen. Wir geben nicht auf, kontaktieren unsere Reisebüros in den jeweiligen Ländern und den Veranstalter in Quito und nach einigen Stunden erreichen wir dann, dass der Ausflug stattfindet. So besonders die Tauchgänge waren, der Trip endet unschön und angesichts des teuren Reisepreises unwürdig.

Galapagos Confusion

Galapagos Confusion

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